Lebensversicherung I: Ein Verkauf lohnt meist nicht

Rechnet sich der einer Lebensversicherungs-Police?

Wenn Sie eine Lebensversicherung abschließen, binden Sie sich meist für mehrere Jahrzehnte.

Aber niemand kann voraussehen, wie sich die eigenen Lebensumstände entwickeln.

 

Wenn Sie Ihre Lebensversicherung los werden wollen

So kann es passieren, dass Sie die Lebensversicherung noch vor dem Ablauf der Laufzeit loswerden wollen.

Aufgrund niedrigerer Rückkaufswerte ist eine Kündigung meist ein Verlustgeschäft.

Als Alternative gilt der Verkauf. Hier hat sich in den letzten 15 Jahren ein umfangreicher Zweitmarkt entwickelt.

Doch aufgepasst: Mittlerweile lohnt ein Verkauf nur noch in seltenen Fällen. Ich zeige Ihnen, wo die größten Risiken liegen.

 

Verkaufs-Risiko 1: Niedrige Rückkaufswerte

Wenn Sie in früheren Jahren einem gewerblichen Anbieter Ihre Lebensversicherung anboten, erhielten Sie meist einen Kaufpreis deutlich über dem von der Versicherung angebotenen Rückkaufswert.

Das funktionierte, weil viele Ankäufer die Policen weiterführten und die Rendite aus den Ablaufzahlungen der Lebensversicherungen verdienten.

Das hat sich geändert. Die immer niedrigeren Zinsen und fehl geschlagene Investment-Produkte auf der Basis der angekauften Lebensversicherungen haben Spuren hinterlassen.

So bieten viele gewerbliche Ankäufer heute nur noch Preise auf dem Niveau der üblichen Rückkaufswerte. Ein Verlustgeschäft ist meist vorprogrammiert.

 

Verkaufs-Risiko 2: Undurchsichtige Zahlungsmodelle

Immer mehr Anbieter wollen beim Ankauf von Lebensversicherungen den Kaufpreis in zwei oder mehr Raten bezahlen.

Dahinter stehen zum einen dubiose oder kriminelle Akteure, die sich billig mit Ihrer Police aus dem Staub machen wollen.

Zum anderen gehen diese Teilzahlungsangebote auch auf Veränderungen im Geschäftsmodell zurück.

Denn viele Anbieter halten die Lebensversicherungen nicht mehr bis zum Ende, sondern verkaufen sie selbst zügig zum angebotenen Rückkaufswert.

Das Geld wird dann reinvestiert und soll später die weiteren Kaufpreiszahlungen finanzieren. Das öffnet Phantasieberechnungen für kommende Renditen Tür und Tor.

 

Bei den Steuern kommt es auf das Abschlussjahr an

Wenn Sie an einen Verkauf denken, müssen Sie auch auf die steuerlichen Auswirkungen achten. Entscheidend dafür ist der Zeitpunkt der Vertragsschließung.

Bei Vertragsabschluss vor 2005 sind die Erträge steuerfrei, wenn:

  • der Vertrag eine Mindestlaufzeit von 12 Jahren hatte
  • Sie mindestens 5 Jahre Beiträge gezahlt haben

Als Sonderbedingung für Verträge nach dem 31. März 1996 gilt: Es muss ein Todesfallschutz in Höhe von mindestens 60% der Beitragssumme vereinbart gewesen sein.

Wurde die Lebensversicherung ab 2005 abgeschlossen, dann gilt:

  • eine positive Differenz zwischen Verkaufspreis und eingezahlten Beträgen wird mit der Abgeltungssteuer plus Solidaritätszuschlag (und ev. Kirchensteuer) belastet
  • Verluste aus solchen Verkäufen können steuerlich geltend gemacht werden

 

Ihre Checkliste für einen Verkauf der Lebensversicherung

Wenn Sie Ihre Lebensversicherung verkaufen wollen, sollten Sie auf 5 Punkte besonders achten, um am Ende nicht reinzufallen:

  1. möglichst nur Anbieter aussuchen, die im Markt länger bekannt sind
  2. nur Einmalzahlung akzeptieren
  3. klare Abwägung, ob der gebotene Preis akzeptabel ist (Gewinn/Verlust?)
  4. keine hohen Gebühren mitmachen
  5. keine vermeintlichen Steuerabschläge im Kaufpreis dulden

Wenn die Käufer von Lebensversicherungen die Policen kündigen, wird ihnen gleich Kapitalertragssteuer vom Rückkaufswert abgezogen.

Etliche Anbieter ziehen diesen Betrag ihrerseits automatisch vorab vom angebotenen Kaufpreis ab. Und verschweigen oder verstecken im Kleingedruckten, dass sie die Abzugsbeträge über die Verrechnung mit der Körperschaftssteuer zurückbekommen.

 

Der Verkauf ist oft der ungünstigste Weg

Insgesamt kann das Fazit nur lauten, dass im aktuellen Marktumfeld der Verkauf einer Lebensversicherung meist der finanziell ungünstigste Weg ist, um auszusteigen.

Hier geht es zu Teil 2: Lebensversicherung II – Kündigung bringt Verluste

Mit besten Grüßen

Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“

Bildnachweis: Gevestor

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