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Blutbad bei BioNTech? Das sollten Sie wissen!

Ein Leser schrieb mir nun über seine Sorgen zu BioNTech. Er ist investiert in die Aktie des Mainzer Impfstoff-Herstellers und kann sich das neuerliche Minus kaum erklären. Die Aktie zählt zu den meistgesuchten an den deutschen Börsen – oder zumindest auf den Finanzportalen. Was passiert dort?

Keine Garantien zu BioNTech, aber eine hohe Sicherheit

Die Aktie müsste an sich sogar davon profitieren, dass die Impfstoff-Debatte in allen westlichen Ländern vorangeht. Dass ein Booster benötigt wird oder gar eine weitere Auffrischungsimpfung, gilt in zahlreichen Ländern als sicher. BioNTech selbst gab vor Tagen bekannt, das Unternehmen würde schon bald den neuen, an Omikron angepassten Impfstoff herausbringen.

Ende März, so der avisierte Zeitraum, könne es schon so weit sein. Das US-Unternehmen Moderna kündigte seine angepasste Variante für Juni an. Also könnte BioNTech auch an diesem Markt einen Vorsprung haben. Dennoch reagiert der Kurs so, als sei das Geschäft bereits vorbei. Die Aktie verlor in einer Woche nunmehr fast 7 %. In einem Monat ging es um -28 % nach unten.

Die Kursverluste dürften das Ergebnis der Sorge davor sein, dass die Pandemie bald vorbei ist, so las ich. Sie haben möglicherweise vernommen, dass Spanien die Corona-Krise nun wie eine Grippe behandeln möchte, also die bisherigen Maßnahmen neu justiert. Ähnliches hören Sie auch aus Großbritannien, aus Israel, aus Teilen der USA und offenbar auch aus Dänemark. Dies wurde wohl als das Ende der Impfstoffkampagne aufgefasst. Zumindest aus Sicht von BioNTech ist diese Finanzmarkt-Idee falsch.

Immer noch hinreichend viel Geschäft

Die Impfstoffe wurden und werden noch immer verkauft, es wird unverändert geboostert. Mir ist keine Regierung bekannt, die das Impfen einstellen wollte. Vielmehr sind die Maßnahmen-Diskussionen das Ergebnis pragmatischer Überlegungen. Wenn sich die Inzidenzen nicht unmittelbar bremsen lassen, dann, so die Überlegung, kann das Virus durchrauschen. Ob Sie dies für richtig oder falsch halten – mit dem Impfstoff hat dies wenig zu tun.

Der Umgang mit Grippe-Wellen zeigt, wohin es sogar in einem besseren Fall ginge. Die Impfstoffe werden permanent an neue vermutete Varianten angepasst und verabreicht. Zumindest dieses Modell wird sicherlich auch der Umgang mit künftigen Corona-Varianten und -mutanten sein. Es ist nicht absehbar, dass die Regierungen den Kampf gegen die Ausbreitung des Virus einfach einstellen würden.

Vor diesem Hintergrund ist das Potenzial von BioNTech noch immer interessant. Das Unternehmen bietet inzwischen ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von weniger als 6 (Marktkapitalisierung < 45 Milliarden Euro, Gewinne > 9 Milliarden Euro). Dass der Umsatz innerhalb der kommenden 1,5 bis 2 Jahre deutlich sinkt, ist kaum zu erwarten: Weite Teile der Erde warten noch auf Erst- und Zweitimpfungen. Die Börse spielt hier das Ende der Impfstoffhersteller durch – das halte ich für einen Irrtum.

Die Aktie werde ich in meinen Ausgaben selbst auf den Prüfstand stellen.

BioNTech (WKN A2PSR2) – hier irrt der Markt – 1-Monats-Chart

Quelle: gevestor.de/charttool

Mit den besten Grüßen,

Ihr

Janne Jörg Kipp

Chefredakteur „Wirtschaft-Vertraulich“

PS: Schon in der neuen Woche werde ich die Aktie ausführlich diskutieren. Klicken Sie einfach hier.

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