Comeback für das Gold?

Steht Gold vor einem Comeback?

Seit einigen Wochen konnte der Preis für die Feinunze Gold wieder zulegen.

Grund genug für die Frage: Steht Gold vor einem Comeback bei den Investoren?

Trotz der aktuellen Preiserholung halte ich einen nachhaltigen Kursanstieg beim Gold für eher unwahrscheinlich. Dabei müssen Sie zwischen kurzfristigen und langfristigen Einflussfaktoren unterscheiden.

 

Politik als kurzfristiger Kurstreiber beim Gold

Als kurzfristiger Kurstreiber gilt derzeit die angespannte politische und humanitäre Lage in Syrien. Niemand kann genau sagen, was aus dem angestrebten Militärschlag der Amerikaner gegen das Assad-Regime wird.

Die beiden Gegenpole sind: Entweder ist die Wirkung wegen der langen Vorlaufzeit minimal. Oder der Einsatz wird zur Initialzündung für einen Flächenbrand in der Region.

Aufgrund dieser Unsicherheit kommt aktuell wieder die Wirkungsweise des Goldes als Krisenwährung zum Tragen. Doch das dürfte nur so lange gelten, bis Tatsachen geschaffen wurden.

 

Langfristig dürfte eine geringere Nachfrage nach Gold vorherrschen  

Mittel- bis langfristig wirken andere Kräfte auf den Gold-Preis. Das gilt in erster Linie für die Nachfrageseite. In der Vergangenheit waren die verschiedenen Gold-Fonds (auch Exchange Traded Funds) die wichtigsten Preistreiber im Gold.

Hier waren vor allem Großinvestoren aktiv. Viele von denen haben in den vergangenen Monaten aber Kasse gemacht. Bekanntestes Beispiel ist der Hedgefonds-Manager John Paulson, der als bislang ausgewiesener Gold-Fan gut die Hälfte seiner Bestände verkauft hat. Die Folge:

Im zweiten Quartal dieses Jahres hat die weltweite Goldnachfrage um 12% auf 856 Tonnen abgenommen.

 

Indien wird als Käufer zunehmend ausfallen

Und das, obwohl gerade private Verbraucher weiterhin stark Goldmünzen und Barren nachfragen. Dabei taten sich bislang die großen Schwellenländer Indien und China hervor. Dort wurde das größte Nachfrageplus mit deutlich über 100% in Barren und Münzen verzeichnet.

Doch dürfte dieser Trend kaum eine so starke Fortsetzung erleben. Vor allem Indien bekommt zunehmend wirtschaftliche Schwierigkeiten. Diese gehen einher mit einer geradezu dramatischen Abwertung der Rupie. Damit werden Goldkäufe für immer mehr Inder zu teuer.

Die Lücke, die das zu erwartende Nachfrageloch aus Indien reißen wird, kann nur teilweise von anderen kompensiert werden.

 

Physisches Gold bleibt als Sicherheitssockel gefragt

So werden deutsche Privatanleger zwar weiterhin den noch niedrigen Gold-Preis nutzen, um sich mit physischem Gold einzudecken. Doch die positiven Auswirkungen auf den Gold-Preis werden bescheiden bleiben.

Gut für diejenigen unter Ihnen, die physisches Gold in Form von Münzen und Barren als Sicherheitssockel für Extremfälle ankaufen wollen.

 

Kein Comeback für Gold, Trend hängt von Dollar und Zinsen ab

Dabei dürfte keine Eile geboten sein. Denn nicht nur die weiterhin eher entspannte Nachfrage dürfte den Gold-Preis moderat halten.

Auch erwartete Entwicklungen im Dollar und bei den Zinsen dürften den Gold-Preis bremsen. Denn bei steigenden Zinsen und einem stärkeren Dollar verliert das Gold an Attraktivität.

Das gilt auch, wenn sich das Wirtschaftswachstum weiter verfestigt und die Krisensorgen nachlassen.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“

Bildnachweis: Gevestor

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