©

Der große Streit: Tesla – Absturz oder wieder extrem günstig?

In diesen Stunden lässt Elon Musk, Chef von Twitter und von Tesla, darüber abstimmen, ob er weiterhin CEO von Twitter sein sollte – das ist spektakulär. Sein Engagement bei Twitter kostete ihn auch unter Tesla-Aktionären viel Sympathie. Heute Vormittag sprang der Kurs im Morgenhandel direkt um gut 5,5 % nach oben, weil die Börsen offenbar gutheißen, dass Musk sich zumindest im operativen Geschäft von Twitter verabschieden könnte. Ist die Aktie jetzt nach einem sagenhaften Absturz günstig für Sie?

Tesla: Das Geschäft brummt nicht

Dafür lohnt der Blick in das operative Geschäft. Das Unternehmen ist an den Aktienmärkten derzeit fast 500 Milliarden Dollar wert. Dabei errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 38. Dies ist im Vergleich zu anderen Unternehmen der Mobilitätsbranche recht teuer. So bringt die Porsche-Aktie ein KGV von knapp 20 mit. Allerdings spielen die beiden Unternehmen letztlich auf zwei unterschiedlichen Spielfeldern, Porsche gehört noch zu den klassischen Verbrenner-Industrie-Betrieben (aktuell).

Dennoch ist die Aktie auf dem aktuellen Niveau möglicherweise noch immer überbewertet. Die passenden Zahlen dazu: Der Konzern hat zuletzt im 2. Quartal einen Umsatz von 16,934 Milliarden Dollar gemeldet. Im 2. Quartal 2021 waren es nur 11,958 Milliarden Dollar. Das EBIT (Gewinn ohne Berücksichtigung von Zinsbelastungen und Steuern) betrug 2,464 Milliarden Dollar im Vergleich zu 1,312 Milliarden Dollar im Vorjahr. An sich hat der Konzern demnach eine ordentliche Entwicklung hinter sich gebracht.

Die Stimmung unter Bankanalysten ist dementsprechend aktuell positiv. 70 % der Analysten raten zum Kauf der Aktie, 10 % wollen lediglich „halten“, während 20 % den „Verkauf“ wählen. Zuletzt hatten sich Bankhäuser wie Goldman Sachs mit der Einstufung „buy“ gemeldet. Das Kursziel sank von 305 auf 235 Dollar. Dem Kursziel liegt das aktuelle KGV zugrunde, das ich Ihnen oben genannt habe. Überzeugend sei, so heißt es in der Analyse, das „Vollangebot“ von der Entwicklung des Fahrzeugs über das Aufladen, den Speicher, die Software und am Ende der Service.

Ist die Aktie am Ende Glaubenssache?

Die entscheidenden Zahlen zur Bewertung des Unternehmens sind demnach nicht unbedingt schlecht, die Umsätze und das Ergebnis werden sich verbessern. Tesla hat wohl vor allem auch dadurch noch einmal eine negative Stimmung erzeugt, dass Elon Musk für die Übernahme von Twitter insgesamt Aktien von Tesla im Volumen von 15 Milliarden Dollar verkaufte. Vor kurzem verkaufte der Unternehmer Tesla-Papiere für weitere 3,6 Milliarden Dollar.

Nun soll Musk überlegen, Kredite für die Tilgung der Schuldenlast von Twitter aufzunehmen und diese mit weiteren Tesla-Aktien zu beleihen. Tesla wird damit letztlich zum Politikum, da der Twitter-Deal entscheidend ist. Wenn Musk zumindest als CEO aussteigen sollte – die Abstimmung zeigte schnell an, dass eine Mehrheit der Umfrageteilnehmer dies wünscht -, kann die Stimmung drehen.

Allerdings ist dies wie viele Angelegenheiten bei Tesla und der Aktie am Ende Glaubenssache. Aus fundamentaler Sicht heraus werde ich die Aktie für Sie nicht empfehlen können. Der Montagvormittag zeigte allerdings einen interessanten Gewinn – wegen der möglichen Twitter-Abstimmungsrunde. Börsentypisch wäre es, wenn der Kurs nun wieder drehen könnte, sofern die Stimmung steigt.

Tesla: Noch immer nicht günstig, WKN: A1CX3T, ISIN: US88160R1014

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr

Janne Jörg Kipp

Chefredakteur „Wirtschaft-Vertraulich“

PS: In meinen Empfehlungsdepots habe ich alternativen zu Tesla notiert, die konservativer sind. Klicken Sie einfach jetzt hier.

Redaktionsschluss: 19.12.11.30 Uhr

Kommentare sind nicht erlaubt.