Die O´Higgins-Strategie

In Sachen Rendite, Sicherheit und Einfachheit ist die O’Higgins-Strategie, auch „Dow-Dividendentheorie“ genannt, besonders hervorstechend. Der Vermögensverwalter Michael O’Higgins hat sie erstmals in seinem Buch Beating the Dow im Jahr 1991 beschrieben. Er verfeinert damit die Dow-Strategie von Benjamin Graham. Graham schlug 1949 vor, die 10 Dow-Jones-Aktien mit dem niedrigsten KGV und damit implizit mit einer relativ hohen Dividendenrendite auszuwählen und jeweils ein Jahr lang zu halten.

So lässt sich die O’Higgins-Strategie charakterisieren

Die O’Higgins-Strategie ist differenzierter: Anleger sollen aus einem Index die 10 Aktien mit der höchsten Dividendenrendite zusammenstellen. Aus der Zusammenstellung sollen sie die 5 billigsten Aktien zu gleichen Anteilen kaufen und genau ein Jahr lang im Depot halten. Nach einem Jahr wird das Depot anhand dieser Kriterien neu zusammengestellt. Die Dividendenrendite lässt sich ermitteln, indem die ausgezahlte Dividende pro Aktie durch den Kurs pro Aktie geteilt wird. Die „billigsten“ Aktien sind diejenigen, deren Kurs unter Berücksichtigung des Nennwerts am niedrigsten ist. Alle betrachteten

Aktien müssen deshalb zunächst auf einen Nennwert bezogen werden – soll etwa der gemeinsame Nennwert 5 Euro betragen, müssen Sie den Kurs von Aktien mit einem Nennwert von 50 Euro zunächst durch 10 teilen.

Entwicklung der O’Higgins-Strategie 

In Sachen Rendite, Sicherheit und Einfachheit ist die O’Higgins-Strategie besonders hervorstechend.

In Sachen Rendite, Sicherheit und Einfachheit ist die O’Higgins-Strategie besonders hervorstechend.

In den USA war die O’Higgins-Strategie bis vor kurzem sehr erfolgreich. Von 1973 bis 1995 hat diese Strategie jährlich durchschnittlich leicht über 20% Rendite erwirtschaftet, der Dow Jones Index „nur“ 10,9% im Jahr. Nur 4 Mal hat diese Auswahl den Index nicht schlagen können.

Aus den großen Indizes werden nur Blue-Chip-Aktien ausgewählt. Die Dividendenrendite zeigt für die verschiedenen Aktien an, wie der Markt die Dividenden beurteilt: Eine hohe Dividendenrendite bedeutet, dass die Relation zwischen (höherer) Rendite und (niedrigerem) Kurs günstig ist. So kommen nur „zurückgebliebene Blue- Chip-Aktien“ in das Anleger-Depot. In anderen Ländern war die Strategie nicht so erfolgreich. Nach einer Vergleichsstudie der Investmentbank Merrill Lynch hat sie in Europa nur in Deutschland überzeugt. Das O’Higgins-Depot nach der „Low-5“- Methode hat für den Zeitraum von 1986 bis 2003 in Deutschland eine jährliche Wertsteigerung von 19,8% erzielt, während der Dax durchschnittlich nur 9,5% zugelegt hat. Im Durchschnitt hätten Sie also in jedem Jahr um 10,4 Prozent-Punkte besser abschneiden können. Beachten Sie dabei: Rund 80% der Aktienfondsmanager schaffen es nicht, auch nur den jeweiligen Index zu erreichen!

Warum ist die O’Higgins-Strategie erfolgreich?

Die einjährige Haltefrist im Depot gleicht zusätzlich kurzfristige Schwankungen an den Märkten aus. Mittelfristig lässt sich so in der Regel eine bessere Performance erzielen. Gleichzeitig sinkt auf diese Weise Ihr Risiko.

Wie gehen Sie nach O’Higgins für DAX-30-Aktien vor?

Der Vorteil von DAX-30-Aktien besteht darin, dass sie Stückaktien sind und die Nennwertberechnung deshalb entfällt. Sie können sich an den reinen Aktienkursen
orientieren. Wählen Sie die 10 Aktien aus dem DAX mit der höchsten Dividendenrendite aus. Wir
bevorzugen die geschätzte Dividende für das laufende Geschäftsjahr. Wählen Sie daraus gemäß der „Low-5“- Methode die 5 Aktien mit dem niedrigsten Kurswert. Investieren Sie in jede dieser 5 Aktien etwa 20% des gesamten Betrages. Warten Sie 12 Monate, verkaufen Sie dann und wählen Sie neue Aktien aus. „Die Aktien-Analyse“ nimmt Ihnen die Auswahlarbeit ab und nennt Ihnen in allen Aktualisierungslieferungen die jeweils aktuellen Werte.

Beachten Sie Folgendes:

Die O’Higgins Strategie ist langfristig angelegt. Vergangene Erfolge sind keine Garantie. Eine hohe Dividendenrendite kann auch durch extrem niedrige Kurse wie bei bestimmten Wachstumswerten zustande kommen. Ob die Kurse wieder steigen, ist ungewiss. Konzentrieren Sie sich deshalb auf große Indizes mit Blue Chips (DAX oder Dow Jones). Die erweiterte O’Higgins-Strategie Nach den Turbulenzen der letzten Börsenjahre,bedingt durch die schlechte Weltkonjunktur, ist die O’Higgins-Strategie um eine neue, doppelte Sicherheitskomponente erweitert worden. Es bleibt bei der Auswahl nach dem O’Higgins- Prinzip, das zur Verfügung stehende Kapital wird jedoch auf 5 Monate verteilt. Als Anwender dieser Sicherheitsstrategie wählen Sie insgesamt 5 Mal nach O’Higgins die Aktien aus, investieren jeweils 20% Ihres Kapitals. Es bleibt dabei, dass die einzelnen Werte nach einem Jahr verkauft werden sollten.

Beispiel:

Wenn Sie am 1. Februar ein O’Higgins- Depot gründen, verkaufen Sie alle Aktien, die Sie bis dahin gekauft haben (in 5 Schritten jeweils zum 1. Februar, zum 1. März, zum 1. April, zum 1. Mai und zum 1. Juni), am 1. Februar des Folgejahres. Von dieser Vorgehensweise profitieren Sie mit einem deutlichen Sicherheitsgewinn: Durch die monatliche Neuauswahl nach O’Higgins vermeiden Sie die „zufällige“ Auswahl bestimmter Aktien zu einem Stichtag. Sinkt beispielsweise der Kurs einer Aktie genau zum Auswahlzeitpunkt außergewöhnlich stark, kann diese Aktie nicht mehr – wie bislang – 20 % Depotanteil annehmen, sondern nur noch 4% (ein Fünftel der eingesetzten 20% des Gesamtkapital  im betreffenden Monat). Dank des so genannten „Cost-Average- Effekts“ sichern Sie sich mit der Sicherheitsstrategie die durchschnittlich günstigsten Einkaufskurse. Sind die Aktienkurse in einem Monat durchschnittlich hoch, kaufen Sie insgesamt weniger Aktien, sind die Aktienkurse durchschnittlich niedrig, kaufen Sie mehr Aktien (für eine insgesamt unveränderte Summe).

Bilderquelle: © Benicce – Fotolia.com

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