©

EZB: Außerordentliche Sitzung! Zins-Alarm für Ihr Depot?

Heute Vormittag trat die EZB, die Europäische Zentralbank, zu einer „außerordentlichen Sondersitzung“ zusammen. Ein Sprecher erläuterte: „Der EZB-Rat wird am Mittwoch eine Ad-hoc-Sitzung abhalten, um die aktuellen Marktbedingungen zu erörtern“. Sie wissen längst: Es brennt bereits lichterloh. Die Inflationsrate beträgt allein in Deutschland 7,9 %. Aktuell ist bekannt, dass die EZB am 21. Juli den Zinssatz um 0,25 Prozentpunkte anheben wird. Dies wird offenbar nicht reichen. Sie sollten sich darauf einstellen, dass es größere Bewegungen an verschiedenen Märkten geben wird.

EZB „beobachtet“ genau…

Die EZB gab durch ihre Direktorin Isabel Schnabel bekannt, dass die Notenbank die Entwicklung am Anleihemarkt „genau beobachtet“. Das ist nicht überraschend – aber wichtig. Die sogenannten Risikoaufschläge zwischen Anleihen aus südeuropäischen Ländern und Anleihen aus Deutschland steigen. Für Anleihen aus Italien müssen die Italiener also mehr Zinsen zahlen als bislang. Hier liegt ein Kernproblem für uns alle.

Die EZB kümmert sich seit Jahren darum, dass diese „Spreads“, d. h. die Aufschläge, nicht zu stark auseinanderlaufen. Sonst wären die Bedingungen innerhalb der Euro-Zone zu unterschiedlich, so die Sorge. Tatsächliche Aufgabe der EZB ist allerdings nur die Inflationseindämmung. Noch immer lautet das Hauptziel der EZB erklärtermaßen, die Inflationsrate dauerhaft bei 2 % p.a. einzustellen.

Aktuell sieht sie ohne politische Legitimation indes seit längerem ihre Aufgabe darin, die Euro-Zone über den Zinsunterschied zu steuern, der nicht zu groß werden dürfte. Ich persönlich halte das für falsch. Das Ergebnis ist die hohe Inflationsrate, die auf Basis der großen Geldschwemme der vergangenen Jahre solch enorme Ausmaße annehmen konnte. Wenn Sie lesen, dass die Inflation nur wegen der Corona-Pandemie und wegen des Kriegs in der Ukraine so hoch wäre, muss ich dem widersprechen. Die Geldmenge ist durch die EZB-Politik geradezu explodiert. Deshalb ist die jüngste Beobachtung der EZB – die Unterschiede in den „Spreads“ der Anleihen – kein gutes Zeichen. Wappnen Sie sich.

EZB zögert und zögert

Wenn ein Hauptaugenmerk darauf liegt, die Zinsunterschiede nicht zu groß werden zu lassen oder den Süden nicht unnötig zu belasten, ist dies ein klares Votum gegen zu hohe Zinsaufschläge. Das wiederum kann bedeuten, dass die Fed, die US-Zentralbank, den Dollar tendenziell mit höheren Zinsen gegenüber dem Euro noch stärker werden lässt. Umgekehrt hieße dies: Der Euro verliert relativ weiterhin an Kaufkraft.

Sie werden heute mutmaßlich keine Zinsschritte erleben, die einschneidend wären. Das Problem wird mit der Sondersitzung allerdings nur aufgeschoben: Die Inflationsrate wird wohl unter diesen Rahmenbedingungen hoch bleiben.

Das spricht dafür, dass Sie weiterhin unbedingt in Sachwerte mit viel Substanz investieren sollten.

  • Ich empfehle Ihnen eine sehr hohe Aktienquote.
  • Kaufen Sie an schwachen Tagen eher nach, als sich Sorgen zu machen.
  • Rechnen Sie dennoch mit stärkeren Schwankungen, weil die Finanzmärkte sich nicht für längere Zeit von der EZB werden hinhalten lassen.
  • In den kommenden Wochen werde ich Ihnen weitere Empfehlungen geben.

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr

Janne Jörg Kipp

Chefredakteur „Wirtschaft-Vertraulich“

PS: Meine aktuelle Liste enthält die derzeit besten Vorschläge. Klicken Sie einfach hier.

Redaktionsschluss: 15.6.11.30 Uhr

Kommentare sind nicht erlaubt.