Generika-Produzenten im Aufwind

Pharmafirmen ziehen bei Patenten zunehmend den Kürzeren

für die forschenden Pharmakonzerne war es eine Hiobsbotschaft. Wie Sie sicherlich auch der Tagespresse entnehmen konnten, hat die Schweizer Novartis in Indien eine endgültige Niederlage bei einem Patentstreit hinnehmen müssen.

Konkret ging es um das Krebsmedikament Glivec, dem nun Patentschutz versagt wurde. Doch hatte das Urteil des Obersten Gerichts grundsätzliche Bedeutung. Denn die Richter erklärten, dass es sich dabei nur um eine leicht abgewandelte Form eines schon bekannten Medikamentes handele und es entsprechend keinen Patentschutz geben kann.

 

Lasches Patentrecht

Das Urteil kann am Ende aber nicht so überraschen. Denn die indische Patentrechtssprechung gilt schon seit Jahren als sehr lasch. Kein Wunder, dass die heimische Pharmabranche mit der Herstellung nachgemachter Präparate, so genannten Generika, in den letzten Jahren einen beispiellosen Boom erleben konnte.

Im letzten Jahr setzten indische Generika-Hersteller über 16 Mrd. $ um. Damit machten sie Indien zum drittgrößten Pharmaproduzenten und zum größten Exporteur von Medikamenten weltweit.

Für die internationalen Pharmafirmen ist die Niederlage von Novartis erst einmal zweitrangig. Denn noch macht Indien selbst als Absatzmarkt nur einen Weltmarktanteil von 1,5% aus. Dieser soll zwar in den nächsten Jahren auf rund 2,5% stiegen, bliebe aber überschaubar.

 

Macht das Schule?

Gefährlich würde es aber, wenn das indische Vorgehen in Patentfragen auch in anderen Schwellenländern und Emerging Markets auf Nachahmer stieße. Dann könnte es für die großen Pharmakonzerne doch schmerzhafter werden als bislang gedacht.

Im Gegenzug eröffnen sich für die Generika-Hersteller weitere Marktpotenziale, die sie auch nutzen werden. Und selbst in den Industrienationen gewinnen Generika-Hersteller immer mehr an Boden.

 

Weitere Wachstumschancen für Generika-Hersteller

Schuld daran sind die klammen Kassen der Regierungen und die beschränkten Gesundheits-Budgets. Entsprechend sehen sich Medikamenten-Patente an allen Fronten Angriffen ausgesetzt.

Als Anleger bekommen Sie damit aber sehr interessante Chancen geliefert. Denn in den nächsten Jahren wird es geradezu eine Welle von auslaufenden Patenten geben. So wird aktuell geschätzt, dass in 2015 Präparate im Wert von 130 Mrd. $ von einem auslaufendem Patentschutz betroffen sind. 2010 waren es nur rund 25 Mrd. $.

Es dürfte sich also lohnen, in einige Generika-Anbieter zu investieren. In Deutschland selbst bietet sich dabei vor allem Stada Arzneimittel an. Das Unternehmen, das u. a. für das Erkältungspräparat Grippostad verantwortlich ist, konnte im letzten Jahr seinen Gewinn fast vervierfachen und dabei vor allem in Osteuropa punkten.

Weitere Chancen sehe ich in der amerikanischen Mylan Laboratories, die sowohl beim Gewinn als auch beim Umsatz deutlich zulegen konnte. Und auch einen der indischen Generika-Produzenten kann man ins Depot legen. Hier würde ich aktuell Ranbaxy Laboratories vorziehen.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller

 

Bildnachweis: Gevestor

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