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Nel Asa, ThyssenKrupp oder doch lieber BP für Ihr Depot?

Erst am Montag habe ich an dieser Stelle über ThyssenKrupp berichtet. Das Unternehmen kann im laufenden Jahr darauf bauen, mit Nucera eine Wasserstoff-Beteiligung per Börsengang zu versilbern. In diesen Tagen aber sind auch andere Energiewerte spektakulär aufgefallen – zum Beispiel die Aktie von Nel Asa, einem norwegischen Wasserstoff-Konzern. Auch Sie könnten die Aktie bereits entdeckt haben, nachdem der Wert in den vergangenen Tagen um mehr als 10 % nach oben geschossen ist – auch im Zusammenhang mit einem Besuch von Robert Habeck in Norwegen.

Nel Asa: Die Hoffnung spielt mit

Nel Asa stellt u.a. sogenannte Elektrolyseure her, die bei der Produktion von grünem Wasserstoff benötigt werden. Dabei wird regenerativ gewonnene Energie – Wind oder Sonne – genutzt, um Wasser aufzuspalten. Der gewonnene Wasserstoff wird als „grüner Wasserstoff“ bezeichnet und soll in den kommenden Jahren massiv in Deutschland importiert werden. Darüber hat sich Robert Habeck mit Norwegen bei einem Staatsbesuch verständigt.

Bis zum Frühjahr prüft das Wirtschaftsministerium in Deutschland noch die „Machbarkeit“ der Entwicklung der zugehörigen Pipeline – dennoch ist die Hoffnung auf eine neue Energiequelle recht groß. Dies hat auch einen weiteren Schub für Nel Asa ergeben – das Unternehmen kann sicherlich nicht direkt auf Aufträge zur Produktion von Elektrolyseuren erhoffen, ist jedoch ein denkbarer Lieferant, zumal der Firmensitz in Norwegen dafür spricht.

Dennoch sind solche Unternehmen immer spekulativ, denn die Pure Player (reine Wasserstoff-Firmen) haben allgemein noch keine hinreichend großen Umsätze und wirtschaften aktuell noch nicht rentabel. Nel Asa wird beispielsweise vielleicht 85 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2022 erwirtschaftet haben und annähernd so große Verluste (die Zahlen werden noch berichtet). Dabei ist der Konzern an den Aktienbörsen bereits über 2 Milliarden Euro „wert“ – oder wird zumindest so hoch bewertet.

Spekulative Aktie – deshalb schwanken die Werte

In den vergangenen Tagen meldeten die Norweger gleich zwei neue Kooperationen, die aber auch nicht direkt zum Ergebnis für das laufende Jahr beitragen dürften, so meine Einschätzung. Solche Meldungen treiben den Kurs recht zügig nach oben. Auch hier wird deutlich: Vieles von dem, was eine solche Aktie nach oben treibt, ist Spekulation auf die Zukunft.

Diese Spekulation lässt sich wirtschaftlich schwierig greifen. Es fällt zumindest mir schwer, auch nur halbwegs nachvollziehbar abzuschätzen, wo der Umsatz in fünf Jahren liegen kann. Dies hängt von weiteren Aufträgen und vor allem deren Größenordnung ab – alles ist bislang große Hoffnung. Unternehmen wie ThyssenKrupp mit der Beteiligung an Nucera (über 60 % von Nucera liegen bei ThyssenKrupp) oder BP – um einen anderen Energiewert zu benennen, lassen sich wesentlich besser einschätzen.

Daher sind Aktien wie die von Nel Asa nur spekulativ zu traden. Dies machen z. B. sogenannte technische Analysten, indem die 200-Tage-Durchschnittslinie zugrunde gelegt wird. Wenn ein Kurs oberhalb dieser gleitenden (mit jedem Tag neu berechneten) 200-Tage-Linie verläuft, wird ein Aufwärtstrend unterstellt – stets in der Hoffnung, dass aus einem kleinen Trend einer der wenigen großen Trends wird, in denen sich die Investition über alle Maßen lohnt. Derzeit ist Nel Asa tatsächlich – nach diesen Kriterien – im Aufwärtstrend. Der Kurs verläuft über 10 % oberhalb seiner 200-Tage-Linie. Ob Sie solche Informationen und Maßstäbe zugrunde legen, hängt davon ab, ob Sie mitspekulieren wollen (dann aber nicht auf Jahre).

Nel Asa: Spekulativ – WKN: A0B733 – ISIN: NO0010081235

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr

Janne Jörg Kipp

Chefredakteur „Wirtschaft-Vertraulich“

PS: BP oder ThyssenKrupp sind nicht in den Depots des „Deutschen Wirtschaftsbriefs“ oder des „Depot-Briefs“, wobei sie deutlich besser zu bewerten sind als Nel Asa. Alternativen finden Sie, wenn Sie  jetzt hier klicken.

Redaktionsschluss: 10.01.2023.10.45 Uhr

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