Schiff-Fonds: Leck geschlagen

Überkapazitäten drücken Preise und schaden Anlegern

Es ist der Abgesang auf eine Spekulationsblase, die am Ende nur Verlierer kennt. Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen. Schon vor mehreren Jahrzehnten kamen Finanzakteure auf die Idee, das Modell der geschlossenen Immobilienfonds auf die Schifffahrt zu übertragen. Was nahe lag, denn auch der Bau und Betrieb von Schiffen kostet viel Geld, kann aber im richtigen Wettbewerbsumfeld attraktive Renditen bringen. Und es schien ein totsicheres Geschäft.

Die hohen Anschaffungskosten sorgen dafür, dass es anfänglich hohe Verlustzuweisungen gab. Es war ein Steuersparmodell par excellence, das auch noch nach Kräften von der Politik gefördert wurde. So war es keine Seltenheit, dass bei Investitionssummen von 50.000 D-Mark Steuerersparnisse von bis zu 150.000 D-Mark anfielen. Und nach der Startphase warfen die Schiffe meist gute Renditen ab, da der Welthandel dank Chinas Aufstieg immer mehr zunahm und eine hohe Nachfrage bzw. steigende Frachtraten an der Tagesordnung waren.

 

Eine Blase aus dem Lehrbuch

Die Blase war vorprogrammiert. Immer mehr Fonds wurden aufgelegt, Schiffe gebaut und abenteuerliche Finanzierungen umgesetzt. Daran konnten selbst zwischenzeitliche Krisen wie durch den Ölschock nichts ändern. Mit dem Ausbruch der Finanzkrise war die Party abrupt vorbei. Und hinterließ ein Überangebot an Ladekapazitäten, weitere rund 1.600 Schiffe in den Auftragsbüchern der Werften und Frachtraten im freien Fall. Die Banken, die sich schon mit ihren anderen Spekulationen verhoben hatten, wurden nervös und verschärften die Notlage in diesem Fonds-Segment nur noch zusätzlich. Die Bilanz ist so ernüchternd wie verheerend.

Nach Angaben von Branchenexperten sind bislang schon über 160 Fondsschiffe pleite mit einem Gesamtschaden von rund einer Milliarde Euro. Rund zwei Drittel der Schiffe stecken in finanziellen Schwierigkeiten. Sie machen keine Gewinne mehr, weil sie keine Aufträge haben, können entsprechend auch nicht mehr an die Anleger ausschütten oder die Kreditraten tilgen. Hunderte der Schifffonds sind in der Sanierung und wollen von den Anlegern, dass sie frisches Kapital nachschießen, ohne das es ansatzweise eine Erfolgsgarantie gäbe.

Wir hatten im Deutschen Wirtschaftsbrief immer wieder über die Schieflage bei Schifffonds berichtet, so zuletzt in Ausgabe 05/13. Abonnenten können dies gern im Abo-Bereich auf www.gevestor.de nachlesen. Die Frage bleibt letztlich, ob sich dieser Sektor nach der nun laufenden schmerzhaften Bereinigung noch einmal erholen kann.

 

Kann es einen Erholung geben?

Tatsache ist, dass der gewerbliche Schiffstransport eine der wichtigsten Säulen des Welthandels ist. Sollte es hier eine entsprechend starke Bereinigung bei der vorgehaltenen Tonnage geben, wäre auch eine Stabilisierung der Nachfrage und der Preise denkbar. Doch nach den Exzessen der letzten Jahrzehnte habe ich so meine Zweifel, dass dies auf absehbare Zeit im nötigen Umfang geschehen kann.

Hinzu kommt, dass das Finanzmodell geschlossener Schifffonds offensichtliche Mängel aufgezeigt hat, deren Beseitigung bislang kaum darstellbar ist. Wobei nicht nur die generelle Finanzierungsstruktur in Frage gestellt werden muss. Durch den inzwischen durchgesetzten Wegfall der Verlustzuweisungen ist dieses Investitionsmodell auf Rendite angewiesen. Im aktuellen und absehbaren Marktumfeld wird das aber kaum zu leisten sein. Somit ist vorerst kaum mit einer Wiederbelebung der Schifffonds zu rechen.

Carsten Müller

Redaktion deutscher-wirtschaftsbrief.de

Bildnachweis: Gevestor

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