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Übergewinn-Abgaben beschlossen: Dennoch gewinnen Shell und Co. ….

In diesen Tagen ist es sicher nicht einfach, Politik machen zu müssen. Die Energiekrise – das Angebot ist zu gering – wie auch die Inflation hat uns alle im Griff. Die EU hat nun vor wenigen Minuten bekanntgegeben, dass sie wie geplant Übergewinne von Energie-Unternehmen abschöpfen möchte. Den Begriff halte ich für fragwürdig – auch rechtlich -, aber unterstellen wir einmal, dass bestimmte Energie-Unternehmen einen Teil von deren Gewinnen abgeben müssen.

Andere Branchen-Riesen, gemeint sind auch die Unternehmen aus der fossilen Energiebranche wie Shell und Co., sollen eine „Solidar“-Abgabe zahlen. Wie das funktionieren soll, ob dies rechtlich haltbar ist, weiß angesichts fehlender Details noch niemand. Für Sie als Investor ist es jedoch erfreulich zu sehen, dass Shell und Co. immerhin dennoch stark und auch lukrativ bleiben.

Shell und Co.: Die Gewinne sprudeln

Shell (und Co.) haben derzeit ohnehin einen Lauf. Dank der hohen Ölpreise haben die Unternehmen praktisch reihenweise Rekordgewinne in den ersten sechs Monaten erzielt. Das zeigt sich auch in niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnissen, die einstellig sind. Die italienische ENI hat gar – zumindest den aktuellen Schätzungen nach – ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von weniger als 4. Das ist ausgesprochen günstig.

Die Gewinne der Unternehmen in diesem Jahr werden sich nicht mehr nennenswert von den Schätzungen unterscheiden, wenn keine sehr außergewöhnlichen Ereignisse mehr eintreten. Die Wirtschaftsdaten sind relativ bekannt, sodass auch eine Abschwächung keine besonderen Überraschungen mehr bietet.

Interessant wird die Entwicklung der Umsätze und der Gewinne im kommenden Jahr. Für Shell unterstelle ich beispielsweise, dass es die Briten zumindest hohe Umsätze einfachen werden, die über 50 % über dem liegen, was 2021 erlöst worden ist. Bei hohen Gewinnmargen von 10 % und mehr werden auch die Gewinne hoch sein. Mich würden – sehr grob geschätzt – 20 bis 25 Milliarden Dollar, eher etwas mehr, nicht wundern. Daraus errechnet sich – auf Basis der groben Schätzung – gleichfalls ein günstiges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von weniger als 5.

Wie groß ist das Risiko bei Shell und Co.?

Dazu können Sie als Investor sicherlich von einer Dividendenrendite in Höhe von knapp 4 %, in den kommenden Jahren sogar von etwas mehr ausgehen. Die Gewinne, die traditionelle Ausschüttungspolitik und die an sich bekannten Rahmendaten sichern Sie ab. Das große Risiko wäre ein sehr stark sinkender Ölpreis – bedingt durch einen massiven Wirtschaftsabschwung, der größer ausfällt als gedacht. Das sehe ich hier als relativ gering an.

Die OPEC hat jüngst eine Schätzung abgegeben, wonach das Wirtschaftswachstum auch 2023 auf globaler Ebene schwächer sein wird, aber positiv ist. Sie können von zumindest 2 % bis 3 % ausgehen. Zudem wird sich vor allem China aller Voraussicht nach wieder aktiver und stärker zeigen, wenn die Covid-Politik nicht mehr zu solchen Zügeln und Lockdowns führt wie noch 2022. Dass Shell und Co. mit einer global noch schlechteren Wirtschaftsentwicklung rechnen müssen, halte ich für nicht sonderlich wahrscheinlich.

Im Gesamtbild also zeigt sich, dass Shell – und Co. – recht günstig bewertet sind, recht gut kalkulierbare Erlöse und Gewinne erzeugen und zahlreiche Risiken wie eine wirtschaftliche Schwäche schon gut bekannt sind. Neben der hohen Dividendenrendite überzeugt mich vor allem, dass diese Unternehmen – und gerade Shell – in regenerative Energien investieren, weil sie das Geld dafür haben.

Deshalb hatte ich vor der Übergewinnsteuer oder Solidarabgaben ohnehin wenig Furcht – als Aktionär und Analyst – und freue mich, dass die Notierungen von Shell auch nach diesem Ereignis stark geblieben sind.

Shell – trotz Solidarabgabe und Übergewinnen läuft es, WKN: A3C99G, ISIN: GB00BP6MXD84

Quelle: https://fundamental.aktienscreener.com/GB00BP6MXD84/05/shell-plc/data

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr

Janne Jörg Kipp

Chefredakteur „Wirtschaft-Vertraulich“

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Redaktionsschluss: 30.09.11.00 Uhr

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