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Varta: Am Boden kaufen?
Das bekannte deutsche Speicher-Unternehmen Varta hat zuletzt wieder an Boden verloren. Damit haben die Batterie-Hersteller sicher auch unter Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, teils Enttäuschungen ausgelöst. Ich weiß aus persönlichen Gesprächen, dass einige Investoren engagiert. Nun eröffnen sich plötzlich wieder neue Perspektiven, die es allerdings zu beleuchten gilt. Das Unternehmen habe, so nun eine Studie des Wirtschaftsprüfungsunternehmens KPMG, Überlebenschancen, heißt es in Medien. Das klingt allerdings besorgniserregend – oder als Chance?
Varta: 50 Millionen Euro kräftig investieren
Das Unternehmen hat jüngst eine Kapitalerhöhung durchgeführt, die immerhin 50 Millionen Euro in die Kasse des Konzerns spült. Diese Kapitalerhöhung wird ausschließlich durch ein Tochterunternehmen der ohnehin schon investierten Montana Tech Companies aus der Schweiz getragen. Dieser Konzern hat 50 % der Aktien von Varta. Nun kann dieser Schritt als hoffnungsvoll gelten, wenn der Mehrheitsaktionär sich also weiter engagiert.
Umgekehrt könnte dies auch ein letzter Hoffnungsschimmer sein, mit dem der Aktionär sein Geld retten möchte. Was will Varta unternehmen? Das Geld wird in „Energiespeichersysteme“ und den Ausbau dieses Geschäftsfeld investiert. Sogenannte „Household Batteries“, sprich: Haushaltsbatterien, haben 2022 in den ersten drei Quartalen immerhin einen Umsatzanstieg um 16 % ermöglicht. Demgegenüber ist der Umsatz von Knopfzellen und Mikrobatterien um 25 % eingebrochen.
Dies wiederum ist direkt auf den Groß-Auftraggeber Apple zurückzuführen, dessen AirPod-Geschäft für Varta bis dato bedeutend war. Zum Vergleich: Die „Household Batteries“ haben in den ersten drei Quartalen 2022 nun 297 Millionen Euro Umsatz ermöglicht, während die Mikrobatterien auf lediglich 274 Millionen Euro gesunken sind. Die Fokussierung auf den Haushalt ist zum einen damit wirtschaftlich nachvollziehbar, in Abhängigkeit von Apple auf der anderen Seite allerdings auch zwingend.
Varta: Schwache Rahmenbedingungen, schwache Zahlen
2022 war für Varta zum Katastrophenjahr geworden. Die Rohstoffpreise kletterten massiv, die Energiepreise gleichfalls. Dies führte zwischenzeitlich sogar dazu, dass Varta keine Prognosen mehr zum Jahresendergebnis abliefern wollte.
Von Januar bis September 2022 nun sank das EBITDA, das Ergebnis ohne Berücksichtigung des Einflusses von Zinsen, Steuern und Abschreibungen, auf 66 Millionen Euro. Dies waren 64 % weniger als im Vorjahres-Vergleichszeitraum. Dies ergab einen Netto-Verlust in Höhe von 20 Millionen Euro. Das Ergebnis trifft einen ohnehin verschuldeten Konzern. 936 Millionen Euro Verbindlichkeiten sind eine massive Belastung, die nun u.a. zu Kostensenkungsprogrammen führt.
Ob die Investitionen in die identifizierten Wachstumsfelder wie eben Household Batteries tragen, ob wie in der Studie von KPMG verlangt neue Kunden akquiriert werden können, ist aus meiner persönlichen Sicht offen. Die Aktie ist in einem massiven Abwärtstrend, der durch die Kapitalmaßnahme sogar noch einmal deutlicher wurde. Derzeit sehe ich wenig Hoffnung dafür, dass Sie mit einem Investment am Boden einen Turnaround erzielen würden.
Varta: Keine sinnvolle Spekulation – WKN: A0TGJ5 – ISIN: DE000A0TGJ55
Quelle: https://fundamental.aktienscreener.com/DE000A0TGJ55/EI/varta-ag/data
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr
Janne Jörg Kipp
Chefredakteur „Wirtschaft-Vertraulich“
PS: Varta befindet sich daher auch nicht in meinen Depots. Nach den jüngsten Unruhen an den Börsen gibt es allerdings andere Unternehmen, die interessante Einstiegskurse bieten. Klicken Sie dazu jetzt hier. Redaktionsschluss: 27.03.2023, 10.30 Uhr
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