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Warum Aktien wie BioNTech (WKN: A2PSR2) so schnell abstürzen können

Falls Sie gestern die Kursentwicklung von BioNTech betrachtet haben – oder auch von Moderna bzw. Valneva -, brach vielleicht eine Welt zusammen: Die Corona-Pandemie läuft auf eine neue Schließungswelle zu und Impfstoffkonzerne werden mit bis zu -18 % abgestraft. Was ist da los? Gibt es Betrug oder auf der anderen Seite neue Wundermittel? Dies ist aus meiner Sicht ein Lehrstück über den Finanzmarkt, so, wie er kurzfristig leider funktioniert.

Morgan Stanley warnte

Jüngst warnte die US-Bank Morgan Stanley. Vielmehr warnte sie nicht im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr hatte sie eine gute Nachricht. Omikron ist auf dem Vormarsch, die südafrikanische Variante des Corona-Virus. Sie ist hochansteckend, wahrscheinlich ansteckender als Delta, aber nicht so gefährlich für Leib und Leben. Ich habe die Analyse in meinen eigenen Worten wiedergegeben.

Bankanalysten also wagen sich weit vor und schließen letztlich daraus, dass das Virus, ja, die gesamte Pandemie schwächer werde. Der naheliegende Schluss für die Impfstoff-Industrie lautet letztlich: Wir brauchen die neuen Impfstoffe bald schon gar nicht mehr. Ich habe die Geschichte bewusst etwas verkürzt dargestellt, weil es natürlich zahlreiche Faktoren gibt, die sich sicherlich auch die Bankanalysten noch dazu überlegen. Das aber ist die Grundüberlegung.

Nun, nach den bisherigen Erfahrungen in der Corona-Pandemie habe ich mir eine gewisse Vorsicht angeeignet. Wann die Pandemie vorbei ist, ob sie überhaupt auf ein Ende zuläuft, entscheidet nicht unsere Bundesregierung, nicht irgendeine Talkshow und Bankanalysten schon mal gar nicht. In zahlreichen Fragen wissen wir, um es mit Sokrates zu sagen, dass wir nichts wissen. Auch Aussagen über die Wirksamkeit von Impfungen gegen das Omikron-Virus, wie sie jetzt schon wieder zu hunderten und tausenden umhergehen, werden wir erst später prüfen können. BioNTech geht davon aus, der eigene Impfstoff wirke gut.

Der Sektor blüht

Solange wir also nichts anderes wissen, sind zumindest die Aussagen von Bankanalysten zur Entwicklung der Pandemie mit höchster Vorsicht zu genießen. Sie waren aber sicherlich zum Teil ein Baustein für den Absturz von 18 % bei BioNTech. Am Dienstag geht es wieder um annähernd 4 % aufwärts.

Generell empfehle ich Ihnen, die Aussagen aus Bankhäusern mit Bedacht und Vorsicht zu interpretieren. Es gibt offiziell keine Interessenkonflikte zwischen Abteilungen, die selbst im Wertpapierhandel tätig sind und jenen, die für Analysen zuständig sind. Ich möchte mich nicht in Spekulationen verstricken. Aber stellen wir uns eine Welt vor, in der es kleine Löcher in diesen dicken Mauern gibt: Ich habe schon oft Analysen gelesen, bei denen die Linie des jeweiligen Hauses erstaunlich weit an der bekannten Realität vorbei ging. Dabei erinnere ich mich auch an Fälle wie etwa Wirecard.

Ob dies bei den Analysen zu BioNTech eine Rolle spielt, kann ich nicht beurteilen und schon gar nicht mit einem Beleg untermalen. Generell aber halte ich es mit Börsengrößen wie Warren Buffett, der dem Rauschen aus den Bankhäusern ausgesprochen skeptisch gegenübersteht. Um den Bogen zu BioNTech zu spannen: Ich fürchte, die Freude auf ein Ende der Pandemie ist noch zu früh. Deshalb sind Kurssprünge wie bei BioNTech unverdient.

BioNTech, WKN A2PSR2, Spekulationen überall, 3-Monats-Chart

Quelle: gevestor.de/charttool

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr

Janne Jörg Kipp

Chefredakteur „Wirtschaft-Vertraulich“

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