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Wirecard – jetzt zocken?
Kaum haben sich die Kurse von Wirecard am gestrigen Börsentag wieder etwas nach oben geschoben, lese ich davon, dass wir als Investoren jetzt eventuell „zocken“ könnten. Das heißt, auf niedrigstem Niveau zu kaufen. Solche Hinweise halte ich für gefährlich – und deshalb muss ich dies an dieser Stelle für Sie aufgreifen.
Es geht um hart verdientes Geld
Schließlich geht es in den meisten Fällen um hart verdientes Geld – Ihr Geld. Da macht der Ton die Musik. Niemand unter Ihnen ist angetreten, um in einem Wettbüro auf obskure Vorgänge zu setzen. In vielen Fällen sparen private Investoren für die Altersvorsorge, für das Erbe, für die Enkel oder schlicht ein angenehmeres Leben. Das hat nichts mit „Zocken“ zu tun, sondern mit kaufmännisch orientierter und kalkulierbarer Geldanlage.
In Deutschland sind wir als Aktionäre ohnehin in einer klaren Minderheit. Die meisten Haushalte investieren oder investierten in Lebensversicherungen und nicht (!) zusätzlich beispielsweise in Aktien, sondern lieber in schlechtestens verzinste Sparverträge. Das Geld fließt überwiegend auch nicht in Immobilien, also in Eigenheime. Die Eigentümerquote ist deutlich niedriger als in südeuropäischen Ländern.
Kurz: Nach zwei Weltkriegen inklusive ausgewachsener Inflationen und Währungsreformen sind wir sicherheitsorientiert. Da passt es meiner Meinung nach nicht, einfach zum „Zocken“ aufzurufen. Wirecard wäre auch jetzt noch ein solcher Fall.
Wirecard: Am Tropf der Banken
Wirecard sucht offenbar vergeblich nach 1,9 Milliarden Euro, die auf Treuhandkonten lagern sollten – die es ggf. gar nicht gibt. Da das Unternehmen durch diese unklare Rechtslage den Jahresabschluss nicht veröffentlichen konnte, haben die Banken jetzt das Recht, ihre Kreditlinien zu kündigen. Das heißt, der bisherige Dax-Konzern sucht nicht nur nach seinen bilanziellen Vermögenswerten, sondern hängt auch noch am Tropf der Banken.
Selbstverständlich könnte man darauf spekulieren, dass Wirecard aus Sicht der kreditgebenden Banken „too big to fail“ ist, also zu groß, um etwa fallengelassen zu werden. Die bis dato ausstehenden Forderungen müssten zumindest zum Teil abgeschrieben werden. Doch auch Banken kalkulieren scharf. Ist das Risiko, dem guten Geld auch noch schlechtes Geld hinterherzuwerfen zu groß, weil etwa immense Schadenersatzforderungen auftauchen könnten, wird es eng.
Selbst wenn der Kurs der Aktie des Unternehmens also steigt, sehe ich darin derzeit keinen kaufmännischen Grund. Unternehmen, in die Sie investieren möchten, um Geld zu verdienen, müssen nicht nur ihren Markt beherrschen, sondern Ihnen gegenüber als Investor und Eigentümer auch transparent genug sein. Wirecard hat gegen diese Regeln derart klar verstoßen, dass ich davon abrate, zu investieren. Es gibt zahlreiche Unternehmen, die den Turnaround, auf den viele Zocker gesetzt hatten, nicht mehr geschafft haben. Investieren Sie in solide Unternehmen: Einfach klicken bitte.
Mit den besten Grüßen
Ihr
Janne Jörg Kipp
Chefredakteur „Wirtschaft-Vertraulich“
PS: Aktien schützen Sie auch in dieser Phase, wenn die Geldflut sich fortsetzt und die Preise steigen. Sie sind dann beteiligt an Sachwerten, deren Geldwert gleichfalls steigen sollte. Sehen Sie sich Ihre Möglichkeiten an: Einfach klicken.
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