Erstmals in der Geschichte zahlt der Bund auf Anleihen keine Zinsen:

Erstmals in der Geschichte zahlt der Bund auf Anleihen keine Zinsen:

Aktuell können die Versicherer das noch tragen – aber wie lange noch? Hauptleidtragende der Niedrigzinsen sind die etwa 30 Mio. deutschen Sparer. Rund 77 Mio. kapitalbildende Lebensversicherungsverträge sind betroffen. Auch Riester- und Rürup-Rentner müssen sich auf sinkende Renditen einstellen. Die betriebliche Altersvorsorge kommt ebenfalls nicht ungeschoren davon.

Auf die Gefahren einer finanziellen Repression war ich bereits im Brief 16/12 einmal kurz eingegangen. Auf Leserwunsch und in Anbetracht der voraussichtlichen Zinsentwicklung werde ich heute ausführlicher. Denn:

Was sich derzeit abspielt, kann der Anfang einer verhängnisvollen Spirale sein.

Finanzielle Repression bedeutet, dass allen voran die Regierungen auf die Finanzmärkte Druck ausüben. Sie sorgen dafür, dass ihnen Geld zufließt, das sie auf dem freien Markt derzeit nicht bekommen würden. Regierungspolitiker haben zusammen mit Zentral- und Geschäftsbanken eine unheilige Allianz geschlossen.

Sie drücken die Zinsen sicherer Geldanlagen so weit nach unten, dass sie unterhalb der Inflationsraten liegen. 

Das soll den Staaten helfen, ihre Schuldenberge abzutragen.

In der Tat sind viele Länder nicht mehr in der Lage, mehr als diese Mini-Zinsen auf ihre Schulden zu zahlen. Notenbanken – eigentlich der Preisstabilität verpflichtet – nehmen daher höhere Inflationsraten in Kauf. Als Deckmantel geben sie vermeintliche Sachzwänge vor und verteilen Beruhigungspillen an die Bevölkerung. So hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble kürzlich 3 % Inflation als „hinnehmbar“ bezeichnet.

Die langfristigen Auswirkungen negativer Realrenditen sind tatsächlich schleichend und äußerst subtil. Die Bürger werden nicht nur enteignet. Die Knebelung bei Kapitalanlagen birgt ein hohes Kostenrisiko. Durch die manipulierten Zinssätze wird der irrige Eindruck vermittelt, Kapital sei im Überfluss vorhanden. Das führt zu falschen Anreizen. Dadurch könnte beispielsweise eine Immobilienblase ausgelöst werden. Der Grund: Unternehmen investieren in Projekte, die bei normalem Zinsniveau völlig unrentabel wären. Zudem wird die Kapitalflucht in Schwellenländer begünstigt, die mit besseren Renditen locken.

Zahlreiche Banken haben bereits begonnen, Hochzins- oder Schwellenländer-Anleihen zu empfehlen. Das allerdings setzt ein erhöhtes Maß an Risikobereitschaft voraus und ist somit nicht jedermanns Sache. Wer als Anleger sein Vermögen im Lande lässt, muss tatenlos zusehen, wie es nach und nach erodiert.

Am stärksten wirkt sich die finanzielle Repression folglich auf defensive und risikoscheue Anleger aus.

Aber auch Aktien können sich ihr nicht ganz entziehen.

(Der Deutsche Wirtschaftsbrief 22/2012).

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