Mittelstandsanleihen hoch gefährdet: haftet Ihre Bank?

© zmu / Fotolia.com

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Immer mehr Mittelstandsanleihen werden für viele private Investoren zum Problem. Denn die vor Jahren beliebten Schuldtitel sind trotz hoher Zinsen inzwischen Renditefallen. Nach der neuesten Analyse des Deutschen Wirtschaftsbriefs sind insgesamt über 80 von etwa 230 ausgegebenen Anleihen dieser Art inzwischen gefährdet oder sogar ausgefallen.

Ausfall der Anleihen kostet viel Geld

„Ausfall“ heißt, dass die Anleihe nicht bedient werden wird, sondern vom Konkursverwalter abzuwickeln ist. Dann sind Sie als Gläubiger einer Anleihe davon abhängig, was der Konkursverwalter nach Abzug der Zahlungen an Bevorrechtigte wie Arbeitnehmer noch verteilen kann. Oft fallen die Zahlungen zu etwa 40 % aus.

Sollten Sie solche Anleihen im Depot haben, versuchen Sie, trotz der niedrigen Kurse am Markt gefährdete Mittelstandsanleihen zu verkaufen. Dafür müssen Sie lediglich die Wertpapierkennnummer (WKN) eingeben und sehen im Internet auf Portalen wie www.boerse-stuttgart.de den Kurs der Anleihe.

Der Kurs wird in Prozent angegeben und zeigt, ob Sie zu 100 % Ihren Einsatz zurückbekämen oder weit darunter liegende Zahlungen akzeptieren müssten. Typischerweise notieren die Anleihen aktuell auf dem Niveau von 60 % bis 70 %. Dennoch können Sie versuchen, über Ihre Bank per Orderformular Ihre Anleihe dann zu verkaufen.

Wer haftet?

Dennoch sind viele Investoren enttäuscht, da die Verluste durchaus mehrere tausend Euro ausmachen können. Die Anleihen waren schließlich als „hochverzinst“ und „attraktiv“ verkauft worden. Auch in Banken berieten Angestellte ihre Investoren und empfahlen solche Titel.

Dennoch sieht es mit der Haftung für Sie vergleichsweise schlecht aus. Die Berater einer Bank müssen Sie über die Risiken der Anlage aufgeklärt haben und dies im Zweifel schriftlich dokumentieren. Dies ist unseren Erkenntnissen nach passiert.

Das heißt, Berater, die auf die hohe Sicherheit verwiesen, haben sich in der Beratung oft rechtlich abgesichert und das formale Risiko erwähnt. Deshalb wird es schwierig, Berater in Haftung zu nehmen. Prüfen Sie Ihre Beratungsunterlagen und sehen sich dazu die Risikobelehrung an. Gibt es dort Zweifel, dann wenden Sie sich in diesem Fall zunächst an den Verbraucherschutz. Die standardmäßige anwaltliche Beratung dürfte hier zu teuer sein. Bislang ist die Bankenhaftung für Mittelstandsanleihen rechtlich kaum durchzusetzen.

Auch Finanzmagazine, die voller Euphorie viele Leser in diese Titel gedrängt hatten, haften kaum. Es gibt zahlreiche Artikel, die regelrecht naiv hohe Zinsen versprechen. Dennoch thematisieren die meisten Beiträge auch den Umstand, dass Anleihezahlungen ausfallen können. Das reicht auf jeden Fall. Deshalb haftet Ihnen auch Magazine nicht. Nehmen Sie Ihr Anlegerschicksal selbst in die Hand und verkaufen noch über die Börse.

Das Fazit dieser Episode an den Börsen: Lassen Sie sich stets von Fachredaktionen beraten. Dort werden Risiken und Chancen besser sichtbar.

 

Ihr

Redaktionsteam „Wirtschaft-Vertraulich“

aus der Redaktion des Deutschen Wirtschaftsbriefs

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