Aktienmarkt: Richten Sie Ihren Fokus auf die Banken

Fehlstart in die Berichtssaison

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Als Anleger dürften Ihnen die letzten Tage kaum gefallen haben. Denn so langsam verfliegt etwas die Euphorie der Investoren nach den Rekordkursen zum Jahresende.

Zwar konnten sich die Indizes zuletzt behaupten. Doch ein Plus von 0,4% auf Wochenbasis beim deutschen Börsenbarometer DAX zeigt schon, dass hier mehr taktiert wird als in den Monaten vorher. So dürfte es in den kommenden Wochen an der nun angelaufenen Quartalsberichtssaison liegen, wie der Markt weiter gestaltet werden kann. Dabei:

 

Schwacher Auftakt für Berichtssaison

Der Auftakt in Amerika war alles andere als zufriedenstellend. Denn der Aluminiumkonzern Alcoa, der traditionell den Auftakt gibt, enttäuschte überraschend mit seinen Zahlen. Isolierter Fehlstart oder doch Fingerzeig für eine insgesamt schwache Performance der Wirtschaft?

Diese Frage wird sich nun in den nächsten Wochen klären müssen. Wobei Sie auf der Rechnung haben müssen, dass der Markt angesichts des schon stark erhöhten Bewertungsniveaus an der Börse auf schwache Zahlen deutlich stärker reagieren dürfte als auf positive Daten.

 

US-Banken stehen im Mittelpunkt

In dieser Woche stehen dabei die Banken im Mittelpunkt. Ob JP Morgan, Goldman Sachs oder Bank of America – die Größen der Wall Street geben sich ein Stelldichein. Dabei werden sie mit ihren Quartalsberichten auch die Frage beantworten müssen, wie sie mit den neuen Regulierungen ihres Geschäftes umgehen können.

Wobei aber schon im Vorfeld klar sein dürfte: Der Plan der US-Regierung, die Wall Street an die Leine zu nehmen, ist dank eines intensiven Lobbyismus nur zur seichten Einhegung größerer Exzesse geworden. Das können Sie schon an der so genannten Volcker-Regel sehen. Diese ist nach dem ehemaligen Notenbank-Chef Paul Volcker benannt und verbietet den Banken riskante Wetten auf eigene Rechnung.

 

Regulierer wieder mit Samthandschuhen

Beschlossen ist die Einführung dieses Verbots inzwischen, doch wurde den Banken am Ende noch ein Jahr mehr Zeit – bis 2015 – gelassen, um den Eigenhandel zu betreiben. Und auch danach gibt es Ausnahmen. Sinnigerweise besonders für den Handel mit US-Staatsanleihen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Und auch international werden die Banken wieder mit Samthandschuhen angefasst. So hat das Basler Regulierung-Komitee nun die Endfassung der so genannten Leverage Ratio (Verschuldungsquote) bekanntgegeben. Diese soll eigentlich eine einfache Kennzahl sein, um das Verhältnis von Kern-Eigenkapital einer Bank zu den gesamten Vermögenspositionen darzustellen und damit das Risiko bei Schieflagen sichtbar zu machen.

Doch die Regulierer haben nun die Anforderungen an die Berechnung entgegen früheren Entwürfen aufgeweicht. Das kommt vor allem Banken zugute, die stark im Wertpapiergeschäft tätig sind.

 

Bleiben Sie vorsichtig

Kein Wunder also, dass es bei vielen Bankaktien zuletzt wieder prächtig an der Börse lief. Ich bin gespannt, ob das auch nach der Vorlage der jeweils eigenen Quartalsbeichte so bleibt. Sie sollten dem auf keinen Fall vorgreifen und weiter eher zurückhaltend agieren.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“

Bildnachweis: Gevestor

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