Deutsche Sparkassen: Von allen Seiten bedrängt

© Jacek Michiej / Fotolia.com

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

Deutschlands Sparkassen wehren sich mit Händen und Füssen. Und das gegen die Pläne der EU-Kommission. Denn diese will noch bis Jahresende ein Gesetzgebungs-Verfahren anstoßen, an dessen Ende eine europäische Einlagensicherung stehen soll. Sprich:

Banken beispielsweise aus Holland müssten dann im Notfall für Pleitebanken z. B. in Portugal oder Zypern geradestehen. Dass sich gerade die deutschen Sparkassen und auch die Genossenschaftsbanken vehement dagegen wehren, hat einen einfachen Grund.

Denn beide Institutsgruppen haben schon seit Jahrzehnten ein eigenes, mehrstufiges Sicherungssystem aufgebaut, das derzeit finanziell sehr gut in der Lage wäre, mögliche Schieflagen von einzelnen Gruppenmitgliedern aufzufangen. Müsste man allerdings diese Gelder in ein europäisches Einlagensicherungssystem einbringen oder alternativ ein zweites Beitragssystem etablieren, würde sich das Verlust-Risiko für die Sparkassen deutlich erhöhen.

 

Sparkassen als Verlierer der Niedrigzins-Phase

Und das zu einer Zeit, wo die Sparkassen sowieso schon in Bedrängnis geraten sind. Wie wir Ihnen schon mehrmals im Deutschen Wirtschaftsbrief schrieben, leiden die Sparkassen besonders unter dem herrschenden Zinstief. Denn die wichtigsten Einnahmequellen dieser kommunalen Geldhäuser sind Spargelder sowie die Kreditvergabe an mittelständische Unternehmen. Auf diesen Geschäftsfeldern haben die Sparkassen bisher 80% ihrer Erträge erzielt. Damit ist längst Schluss.

Mit der Kreditvergabe ist kein Geld mehr zu verdienen. Die Spreads (Zinsunterschiede) zwischen der eigenen Kreditaufnahme (Finanzierung) und den eingenommenen Kreditzinsen sind in den letzten Jahren zusammengeschnurrt und bringen kaum noch Profit. Nun werden aber auch die Sparguthaben zum Problem. Denn:

 

Filialschließungen werden folgen

Für Spargelder, die bei der Zentralbank hinterlegt werden, müssen die Institute seit letztem Jahr Negativzinsen zahlen. Da in vielen Fällen deutlich höhere Spargeldsummen eingesammelt worden sind als Darlehen gewährt wurden, geht der Sparkassenverband davon aus, dass der Gewinn der Institute bis 2019 um 20% schrumpft.

In der Folge werden einige Sparkassen gezwungen sein, jede vierte ihrer bestehenden Filialen zu schließen. Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihre Sparkassenfiliale vor Ort demnächst dichtmachen sollte. Aber selbst diese Kostensenkung reicht nicht aus.

 

Sparkassen im Umbruch

Vielmehr müssen neue Geschäftsfelder erschlossen werden. Dazu gehören die Vergabe riskanterer Kredite sowie verstärkte Investitionen in Aktien. Dass solche Geschäfte nicht immer gelingen, hat sich in der Finanzkrise bei den Landesbanken gezeigt, wo einige richtig Pleite gingen (Stichwort BayernLB, WestLB). Zig Milliarden haben die Gemeinschaftsbanken der Sparkassen und Bundesländer an Geld verbrannt.

Da kommt es zur Unzeit, dass an den verbandsinternen Sicherungsnetzen von Seiten der EU-Kommission „geschnippelt“ werden soll. Wobei aber auch schon so klar sein dürfte: Ruft demnächst eine Sparkasse den Stützungsfall aus, müssen dafür auch teilweise die Kommunen einstehen. Damit würde jeder betroffene Bürger haften – selbst dann, wenn er gar kein Sparkassenkunde ist.

Mit besten Grüßen

Ihr Redaktionsteam „Wirtschaft-Vertraulich“, aus der Redaktion des Deutschen Wirtschaftsbriefs

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