Die Europäische Zentralbank hat den Banken eine neue Geldspritze verabreicht

Die Europäische Zentralbank hat den Banken eine neue Geldspritze verabreicht

Banken werden stabilisiert. Staaten können sich günstiger verschulden. Liquidität als Lebenselixier der Finanzmärkte fließt dadurch weiterhin reichlich. Der Großteil des Geldes wird aber in wirtschaftsstarken Ländern angelegt. Staaten wie Portugal, Spanien und Italien haben Abflüsse zu verzeichnen.

Das stellt das Euro-System vor neue Herausforderungen.

Durch die Finanzierung über die Notenbanken türmen sich in Schwachländern hohe Verbindlichkeiten auf. Sie betragen mehr als 800 Mrd. €. Im Gegenzug hat die Bundesbank Forderungen gegenüber der EZB erworben. Falls einige Südstaaten die Währungsunion verlassen, entfällt deren Ausgleich der sogenannten Target-Salden. Diese bilden die Kapitalbewegungen der Euro-Mitglieder untereinander über das Euro-Finanzsystem ab.

Je höher diese Salden klammer Euro-Länder werden, desto teurer würde ein Verfall der Währungsunion.

Zugleich wird die Verhandlungsposition der finanzstarken Mitglieder geschwächt. Die Bundesbank warnt. Sie rät eindringlich, die Target-Forderungen abzusichern, also die noch unbeglichenen Schulden aus Importen.

Dadurch, dass viel Geld in die stärkeren Länder fließt, ergibt sich für die EZB ein weiteres Problem. Einmal bereitgestellte Zusatzliquidität rechtzeitig abzuschöpfen, ist ja allein schon eine hohe Kunst. Zudem: Da sich Ungleichgewichte aufgebaut haben, kann der Preisdruck sehr unterschiedlich ausfallen.

Inflation dürfte zuerst in den Ländern ein Thema werden, die – wie Deutschland – wirtschaftlich stark sind.

Sind dann die Kreditengpässe in der Peripherie nicht behoben, kann die Euro-Zone vor der Zerreißprobe stehen. Die Bundesbürger wollen nicht mit Inflation dafür zahlen, dass andere Mitglieder Reformen verweigern.

Mit ihrer Geldspritze hat die EZB der Politik lediglich drei Jahre Zeit zur Krisenbewältigung erkauft.

Damit hat sie die Voraussetzungen zum Überleben geschaffen – geheilt sind die Patienten aber nicht.

Nur durch schmerzhafte Strukturänderungen kann die Währungsunion wieder auf die Beine kommen.

Die Geldpolitik der EZB senkt bei Banken und Krisenstaaten den Druck, solche Anpassungen vorzunehmen. Der Fiskalpakt – laut Merkel „ein Zeichen“ – dürfte den Marsch in die Transferunion nicht verhindern.

Die Zahlungen werden zwischen den Regierungen ausgehandelt – ohne jede demokratische Legitimation.

Dass Griechenland ein Fass ohne Boden ist, schert die Euro-Umverteiler nicht.

(Der Deutsche Wirtschaftsbrief 10/2012).

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