Die EZB steht wieder im Mittelpunkt

© jochenL.E. / Fotolia.com

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

wenn Sie als Investor an der Börse aktiv sind, dürfte die neue Woche für Sie erneut einige interessante Details bereit halten. Was diesmal aber nahezu ausschließlich für Europa gilt. Denn in Amerika hält der Terminplan für diese Woche nur wenig parat, was zu einer eventuellen Neueinschätzung des Marktes als auch der immer noch sehr bestimmenden Geldpolitik geeignet wäre.

So liegt der Fokus diesmal hauptsächlich auf Europa, wo wir uns in den nächsten Tagen vor allem mit zwei Dingen beschäftigen müssen. Terminlich am nächsten liegt die für den heutigen Montag angekündigte Veröffentlichung des Sentix-Investorenvertrauens.

 

Investoren wieder besser gestimmt für die Konjunktur?

Hierbei geht es nicht um das Vertrauen der Investoren in den Markt oder seine Tendenz, sondern erneut um die Konjunkturlage bzw. die Perspektiven. Dabei setzten die im Vorfeld abgegebenen Prognosen der Analysten auf eine Verbesserung bei den Erwartungen (mit Sicht auf die nächsten sechs Monate), was das weitere Wirtschaftswachstum angeht.

Wobei Sie allerdings auch in der Beurteilung einkalkulieren müssen, dass hier die jüngste Erholung am Aktienmarkt ihre Spuren hinterlassen haben dürfte. In einem freundlichen Börsenumfeld tendieren die Investoren meist dazu, auch etwas optimistischer auf die Konjunktur zu schauen. Hier macht sprichwörtlich der Ton die Musik. Insgesamt rechnet der Marktkonsens mit einer Verbesserung des Index von zuvor 6 Punkten auf 8,8 Zähler.

 

Senkt die EZB erneut den Einlagensatz?

Das wichtigste Ereignis der Woche ist aber die Sitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. Denn im Vorfeld des Treffens haben sich wieder erhebliche Erwartungen aufgebaut. Zwar rechnet niemand damit, dass die Euro-Währungshüter den schon geltenden Mini-Leitzins von 0,05% noch mal absenken.

Doch beim Einlagensatz sieht das anders aus. Dieser ist inzwischen negativ und damit ein Strafzins für die Einlagen der Geschäftsbanken bei der EZB. Erwartet wird nun eine weitere Absenkung auf dann minus 0,4%. Begründet werden könnte diese erneute Absenkung mit den gerade zurückgenommenen Erwartungen für das BIP-Wachstum in der Euro-Zone und den zuletzt wieder schwachen Inflationsdaten.

 

Welche Maßnahmen könnte die Zentralbank noch ankündigen?

Spannung dürfte dann noch bei der Frage aufkommen, ob die EZB hier noch einige flankierende Maßnahmen beschließt. An eine effektive Ausweitung des schon laufenden Anleihenkauf-Programms glaubt niemand, allerdings könnte die EZB die bisherigen Ausschlusskriterien aufweichen. Im Gespräch wären dabei u. a. Anleihen, deren Rendite unter dem Einlagenzins liegt.

Das würde das Spektrum der möglichen Kaufkandidaten um geschätzte 10 Mrd. Euro pro Monat erweitern. Was deshalb wichtig wäre, weil langsam das Angebot in einigen Märkten knapp wird und die EZB Probleme hat, genug Material zum Kaufen zu finden.

Fazit fürs Erste: Einer Fortsetzung der freundlicheren Börsenlage steht vorerst nichts im Weg, zumindest nicht von der makroökonomischen Seite. Politisch sieht das etwas anders aus, weil bekanntlich am Montag der Flüchtlingsgipfel von EU und Türkei stattfindet. Je nach Ausgang dürften hier auch kurzfristige Impulse auf den Aktienmarkt zu erwarten sein. Deshalb: Aktien kaufen ja, aber weiterhin immer mit Absicherung.

Mit besten Grüßen

Ihr Redaktionsteam „Wirtschaft-Vertraulich“, aus der Redaktion des Deutschen Wirtschaftsbriefs

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