Die Fed und ihre Zinswende – Jetzt gilt es!

© Gina Sanders / Fotolia.com

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

die letzte komplette Börsenwoche in diesem Jahr hält für Sie als Anleger noch einen ganz wichtigen Termin parat. Denn am Mittwoch trifft sich die amerikanische Notenbank und dürfte dabei wohl zum ersten Mal seit rund neuneinhalb Jahren die Zinsen wieder anheben.

Nun, solch ein Ergebnis der Fed-Sitzung wäre dabei allerdings nicht die große Überraschung. Denn in den vergangenen Monaten und Wochen wurden die Fed-Leute, allein voran die Chefin Janet Yellen höchst selbst, nicht müde, den Markt auf diesen Schritt einzustimmen. Und es ist auch längst an der Zeit.

Die US-Konjunktur verläuft zufriedenstellend, der Arbeitsmarkt zeigt sich mehr als robust und Inflationsgefahren, die ein höheres Zinsniveau ausbremsen könnten, sind weit und breit nicht zu erkennen. So rechnen faktisch 100% der in einschlägigen Umfragen befragten Marktteilnehmer damit, dass die Fed die Zinsen um 25 Basispunkte auf 0,25% anheben wird.

 

Wie wird es im kommenden Jahr weitergehen?

Doch wie gesagt: Das sollte eigentlich nur ein Detail bleiben. Viel wichtiger für die Investoren und Analysten ist eine ganz andere Fragestellung: Was werden die Notenbänker zu den Zinsprojektionen im kommenden Jahr sagen? Denn daran wird sich orientieren, wie stark und wie schnell die nun beginnende Zinswende absolviert wird.

Dabei rechnet derzeit eine knappe Mehrheit der Mitglieder des geldpolitischen Komitees der Fed zum Ende des kommenden Jahres mit einem Zinsniveau zwischen 1,25% und 1,50%. Eine Minderheit rechnet mit Werten zwischen 1% und 1,25%. Was bedeutet, dass der überwiegende Teil der Notenbänker mindestens mit 3 Zinserhöhungen rechnet, wenn man Schritte von jeweils 25 Basispunkten annimmt.

 

Noch klafft ein „Prognose-Loch“ zwischen Markt und Fed

Damit liegen die Notenbänker noch deutlich über den Schätzungen der Marktteilnehmer. Denn diese sehen bislang nur zwei weitere Zinserhöhungen im kommenden Jahr und haben entsprechendes bislang in den Anleihenrenditen eingepreist. Man hofft also mehr auf ein „taubenhaftes“ Vorgehen der Fed nach so langer Zeit mit Minizinsen, während die Fed-Projektionen selbst noch ein mehr forsches, „falkenhaftes“ Vorgehen im Zinszyklus implizieren.

Letztlich wird sich wohl erst ab der Jahresmitte zeigen, welcher Weg wahrscheinlicher ist. Denn Zinserhöhungen, so zumindest die Theorie, brauchen im Durchschnitt mindestens sechs Monate, ehe sie in der Realwirtschaft entsprechende Effekte auslösen. Hinzu kommt, dass die Fed wie kaum eine andere immer auf die Marktreaktionen selbst achtet, man also in einem permanenten Wechselspiel steht mit allen Notwendigkeiten, zwischendurch das eigene Handeln zu hinterfragen und zu justieren.

 

Abwarten als beste Devise

Sprich: Obwohl die Zinsende längst beschlossene Sache ist, könnte das Tempo am Ende deutlich verändert werden, wenn der Markt in die eine oder andere Richtung reagiert.

Für Ihre Dispositionen: Angesichts der Tatsache, dass sich der Markt trotz aller bekannten Details erst einmal auf die neue Situation im Amerika einstellen muss, dürfte in den letzten Handelstagen des Jahres wohl nicht mehr viel zu reißen sein. Zwar bestehen gute Chancen, dass die Börse am Ende noch einen versöhnlichen Ausklang schafft, doch neue Positionen einzugehen, halten wir für nicht mehr angebracht. Fokussieren Sie sich eher auf das Absichern und möglicherweise Bereinigen Ihres Depots.

Mit besten Grüßen

Ihr Redaktionsteam „Wirtschaft-Vertraulich“, aus der Redaktion des Deutschen Wirtschaftsbriefs

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