Die Inflation in Deutschland hat zuletzt einen Sprung nach oben gemacht:

Die Inflation in Deutschland hat zuletzt einen Sprung nach oben gemacht

Doch sind außer Nahrungsmitteln auch viele Produkte billiger geworden. Wer etwa einen Neuwagen kauft, kann Nachlässe bis zu 20 % aushandeln. Bei Waren und Dienstleistungen ist keine gravierende Teuerung zu erwarten. Ein Indiz für die Inflation kann eine größere Geldmenge, M3 genannt, sein.

Diese ist – hochgerechnet auf das ganze Jahr – um 11,4 % gewachsen.

Auch das sollte für Sie noch kein Anlass zur Sorge sein. Der Grund für die Erhöhung ist die Euro-Krise. Diese hat in den letzten Monaten dazu geführt, dass die Kapitalflucht innerhalb des Euro-Raums zunimmt. Investoren ziehen ihr Geld aus den Krisenstaaten ab. Besonders gravierend ist die Situation in Spanien. Dort vertieft sich die Rezession besorgniserregend. In immer mehr Regionen tun sich klaffende Finanzlöcher auf. Allein im Juli haben Unternehmen und Privatleute mehr als 74 Mrd. € von spanischen Banken abgehoben.

Ein großer Teil dieser Fluchtgelder dürfte seinen Weg in die Bundesrepublik gefunden haben.

Deutschland genießt als größte Volkswirtschaft Europas das uneingeschränkte Vertrauen der Investoren. Das galt bisher auch für Frankreich, die Nummer 2. Es braucht für seine Anleihen nur niedrige Zinsen zu zahlen. Jetzt melden der Investor Warren Buffett, die Großbank Morgan Stanley sowie der Fonds Fidelity Zweifel an. Die Wirtschaft in Frankreich sei fundamental geschwächt. Die Regierung verfolge eine falsche Strategie. Buffett hat seine französischen Staatsanleihen bereits verkauft. Dazu rät ausdrücklich auch Morgan Stanley. Selbst wenn das übertrieben erscheinen mag, dürfte der Kapitalzustrom nach Deutschland weiter anhalten.

Andererseits können dadurch immer weniger Länder noch für den Euro-Rettungsfonds garantieren.

Viele Anleger sind deshalb risikoscheuer geworden und parken lediglich ihr Geld – aus Sicherheitsgründen. Auch zahlreiche Unternehmen schieben Investitionen auf und legen Kapital lieber mit kurzen Laufzeiten an.

Das zeigt, wie groß die Unsicherheit ist. Die Inflationsgefahr ist deshalb allerdings noch nicht gestiegen.

Das könnte im nächsten Jahr aber schon anders aussehen. Dann dürfte bei uns die Konjunktur wieder laufen. Schon jetzt sind die Löhne und Gehälter kräftig angestiegen, was den Kostendruck bereits erhöht hat. Würde es allein um Deutschland gehen, müsste die Europäische Zentralbank die Leitzinsen anheben.

Mit Blick auf die Probleme der schwachen Länder wird sie die Zinsen jedoch weiter niedrig halten. 

Wie ich Ihnen schon im April schrieb, wird die Inflation hierzulande höher sein als in den Südländern. 3 % hatte Finanzminister Schäuble im Mai als „hinnehmbar“ bezeichnet. Das dürfte zu niedrig sein. Ökonomen schätzen, dass der Norden der Euro-Zone gegenüber dem Süden um ca. 20 % unterbewertet ist. Folge:

Die Inflationsrate in Deutschland könnte in den kommenden Jahren in den Bereich von 6 % klettern. 

Das erklärt auch, warum die Bundesbank verhindern will, dass die EZB wieder Staatsanleihen kauft.

 

(Der Deutsche Wirtschaftsbrief 36/2012).

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