Tage der Entscheidung: Bundestagswahl und US-Notenbank

Die Woche der Entscheidungen

Aus dem aktuellen kostenlosen Newsletter

“Wirtschaft-vertraulich”:

Vor uns allen liegt eine der spannensten Wochen des Jahres. Vielleicht haben Sie schon für sich eine Entscheidung bei der anstehenden Bundestagswahl getroffen. Doch auch, wenn Sie zur immer noch großen Gruppe der Unentschlossenen gehören, so sollten Sie vor allem eins tun: Am nächsten Sonntag Ihr Wahl-Bürgerrecht in Anspruch nehmen.

 

Bayern-Wahl als Signal für die Bundestagswahl?

Die bayrische Landtagswahl am gestrigen Sonntag wird von den beteiligten Parteien natürlich dazu genutzt, um das Ergebnis zum jeweiligen Nutzen zu interpretieren. Einzig die Liberalen von der FDP können nur eins tun – Schadensbegrenzung versuchen.

Sie sollten das bayerische Ergebnis mit Blick auf die Bundestagswahl aber so einordnen: Die erneute absolute Mehrheit der CSU entspricht der historischen politischen Struktur des Freistaats. Gewinne und Verluste der dortigen Parteien können und sollten deshalb nicht auf das übrige Bundesgebiet übertragen werden.

Aber nicht nur die Bundestagswahl wird uns in den nächsten Tagen noch stark beschäftigen. Auch an den Kapitalmärkten gibt es einiges, auf das Sie speziell achten sollten. Das gilt erneut besonders für die amerikanische Notenbank Fed.

 

Sitzung der US-Notenbank als zweiter wichtiger Termin der Woche

Der für Zinsfestsetzungen und Anleihenkäufe zuständige Offenmarktausschuss trifft sich Dienstag und Mittwoch. An der Tatsache, dass die Leitzinsen in Amerika weiterhin auf dem aktuellen Rekordtief bleiben, wird wohl kaum gerüttelt werden. Für die Börsianer vielfach spannender ist die Frage, ob es nun ein klares Signal gibt, dass die Anleihenkäufe der Notenbank reduziert werden.

Bei den Analysten, die auf eine erste Reduzierung setzen, dominieren die Prognosen einer Reduktion um 10 Mrd. $ auf 75 Mrd. $ monatlich. Vom Volumen her wäre dies fast unerheblich für den Gesamtmarkt, die psychologische Wirkung wäre aber massiv.

 

Reduziert die Fed die Anleihenkäufe?

Ich rechne mich allerdings zu denen, die eine weitere Beibehaltung der aktuellen Volumen annehmen. Zwar hat sich das konjunkturelle Umfeld zuletzt weiter aufgehellt. Aber die Fed weiß auch um die Brisanz eines solchen Schritts.

Es ist durchaus vorstellbar, dass sie hier mit Blick auf die Politik zusätzliche Turbulenzen vermeiden will. Denn bekanntlich haben US-Congress und Präsident in den nächsten Wochen gleich mehrere dicke Brocken abzuarbeiten.

 

US-Politik vor turbulenten Wochen

Zum einen muss über eine erneute Anhebung der Schuldenobergrenze verhandelt werden. Zum anderen läuft Ende des Monats das aktuelle Haushaltsjahr aus und ein neues Budget muss beschlossen werden.

Das allein kann für viel Unsicherheit am Markt sorgen. Kaum vorstellbar, dass die Fed noch zusätzliches Öl ins Feuer gießt.

Wenn dies doch passieren sollte, können Sie sich schon auf eins gefasst machen. Denn die bereits sichtbar gestiegenen Renditen bei den Staatsanleihen werden ihre Rallye fortsetzen.

 

Was steigende Renditen für Anleihenbesitzer bedeuten

Für Anleiheninhaber bedeutet das zuerst einmal Kursverluste, da ausstehende Anleihen unattraktiver werden. Vor allem lange Restlaufzeiten werden zu leiden haben.

Auf der anderen Seite werden neuere Emissionen aber attraktiver, da sie immer höhere Kupons mitbringen müssen, um Käufer zu finden. Und die neuen Anleihen werden auch immer mehr zu Konkurrenten des Aktienmarktes, da sich der Abstand zwischen Anleihenrenditen und Dividendenrenditen wieder verkleinert.

Auf absehbare Zeit steht deshalb Ihre Entscheidung an, ob die aktuelle Gewichtung der einzelnen Anlagearten in Ihrem Depot noch zeitgemäß ist. Wenn es so weit ist, werden Sie auch hier im Newsletter entsprechende Hinweise finden.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“

Bildnachweis: Gevestor

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