Dollar-Zinsen: Der Countdown zur Zinswende läuft

© Alex / Fotolia.com

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

der Countdown zur ersten Zinserhöhung in Amerika seit der letzten Senkung im Dezember 2008 tickt weiter. Letzte Woche konnten Sie verfolgen, wie die US-Notenbank Fed einen weiteren kleinen verbalen Schritt hinzu einer entsprechenden Entscheidung im September ging.

Es war an dem Chef der regionalen Fed aus Atlanta, Dennis Lockhardt, hier weitere Hinweise auf den Entscheid zu geben. Seine Aussage: Er würde beim nächsten Treffen nur noch bei einer erneuten Verschlechterung der Konjunkturdaten gegen eine Zinserhöhung stimmen. Aktuell gehört er dem so genannten Offenmarktausschuss (FOMC) an, der über die Zinsen abstimmen muss.

 

Bringt der September die lang erwartete Zinswende?

Mit diesem, für sonstige Verhältnisse gerade zu forschen Vorstoß steht Lockhardt aber nicht alleine dar. Auch die Abschlusserklärung der letzten Sitzung steckte einen noch engeren Rahmen, was die nächste Zinsentscheidung angeht. So würde die Fed nur noch auf einen „etwas“ verbesserten Arbeitsmarkt warten.

Die letzte Woche veröffentlichten Arbeitsmarktdaten für September werden hier entsprechend positiv aufgenommen worden sein. So bleibt die Arbeitslosenquote mit 5,3% weiter konstant und die neu geschaffenen Stellen mit 215.000 zwar leicht unter den Erwartungen, aber weiterhin über dem Jahresdurchschnitt. Da in den wenigen Wochen vor der September-Sitzung nicht mit großen Überraschungen an der Konjunkturfront zu rechnen ist, dürfte aktuell der Fahrplan hin zu Zinswende weiterlaufen.

 

Europa im Bann neuer Wachstumszahlen

In gewisser Weise dürfte auch in Europa die zukünftige Geldpolitik der EZB wieder etwas mehr in den Mittelpunkt rücken. Was daran liegt, dass bekanntlich die EZB ihre Geldpolitik auch auf Wachstumsimpulse für die Euro-Mitgliedstaaten ausgerichtet hat. Nun sind in dieser Woche gleich mehrere Veröffentlichungen zu BIP-Zahlen angesetzt, die gerade in den beiden großen Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich mit zum Teil klaren Zuwächsen prognostiziert sind.

So soll Deutschlands Wirtschaft um 0,5% zum Vorquartal zulegt haben. Im 1. Quartal betrug das Wachstum 0,3%. Im Jahresvergleich ist mit einem Wachstum um 1,5% nach 1% zu rechnen. In Frankreich gehen die Prognosen auf Jahresbasis von einem BIP-Wachstum um 1,1% nach 0,8% aus. In Italien, wo ebenfalls Zahlen präsentiert werden, soll das Quartalswachstum 0,3% zwar stagniert haben, dafür auf Jahresbasis ein höheres Wachstum um 0,6% (vorher nur 0,1%) erreicht worden sein. Für die Euro-Zone insgesamt ist mit einem annualisierten BIP-Wachstum von 1,3% (vorher 1%) zu rechnen.

 

Muss die EZB ihre aktuelle Geldpolitik überdenken?

Und was hat das mit der EZB zu tun? Mal abgesehen davon, dass ihre derzeitige ultra-lockere Zinspolitik inklusive Minizinsen und milliardenschweren Anleihenkaufprogramm hinsichtlich des eigenen Mandats problematisch bleibt, dürften stärkere Konjunkturdaten die Frage aufwerfen, ob die EZB ihre Geldpolitik nicht früher als bislang erwartet abändern muss.

Wie schnell diese Debatte an Fahrt gewinnen könnte, bleibt abzuwarten. Tatsache ist aber, dass, wenn die US-Notenbank erst einmal die Zinsen erhöht, die Diskrepanz zwischen beiden Noten- bzw. Zentralbanken in der Geldpolitik noch stärker zutage treten dürfte. Das vor dem Hintergrund, dass beide Währungshüter bislang immer eher ähnliche Richtungen eingeschlagen hatten.

 

Rat an Investoren: Nur selektiv tätig werden

Vorläufiges Fazit: Nun, da die Quartalsberichtssaison der Unternehmen sowohl in Amerika als auch in Europa langsam zum Ende kommt, dürften wieder Themen wie Geldpolitik, Konjunktur (und für Europa Griechenland) mehr in den Vordergrund rücken.

Was der Markt daraus macht, wird sich zeigen. Speziell für den DAX rechnen wir damit, dass er in dieser Woche seinen aktuellen Seitwärtstrend weiter fortschreibt. Also: Nur selektiv kaufen.

Mit besten Grüßen

Ihr Redaktionsteam „Wirtschaft-Vertraulich“, aus der Redaktion des Deutschen Wirtschaftsbriefs

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