Droht Deutschland eine Sparkassen-Krise?

Bank-Fassade-Modern

Kann es zu einer Krise der Regionalbanken kommen?

“Wirtschaft-vertraulich”:

Es war einer der großen Skandale der zurückliegenden Finanzkrise: Etliche Spitzeninstitute deutscher Sparkassen und Genossenschaften hatten bei hochriskanten Geschäften mitgespielt und Millionen in den Sand gesetzt. Sicher haben auch Sie noch in Erinnerung, was als Ergebnis beispielsweise mit der BayernLB oder der WestLB geschah.

Dennoch: Deutsche Sparkassen und Genossenschaftsbanken gelten vielen deutschen Bankkunden und Sparern immer noch als Hort der Sicherheit. Was man auch im Zuge der Sparer-Enteignung in Zypern sehen konnte. Auch ich hatte an dieser Stelle darüber berichten können, dass die Sicherungsfonds der Sparkassen und Genossenschaftsbanken bislang eine 100-prozentige Absicherung der Einlagen versprechen.

 

Geschäftsmodell der Sparkassen kommt unter Druck

Doch nun wackelt auch das Geschäftsmodell dieser Bankengruppe. Ihr wird dabei das andauernde Niedrigzins-Umfeld zum immer größeren Problem.

Das Geschäftsmodell der Sparkassen und Genossenschaftsbanken beruht bislang überwiegend auf Zinserträgen. Rund 80% des Geschäftes wird damit generiert. Doch wegen der niedrigen Notenbankzinsen brechen diese Erträge zunehmend weg.

In der Praxis bedeutet das vor allem, dass lukrative Darlehen und hochverzinsliche Geldanlagen auslaufen und nicht mehr adäquat ersetzt werden können. Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus lässt sich beim Neugeschäft kaum noch Geld verdienen.

 

Regionalbanken-Krise in 5 Jahren?

So warnt denn auch eine bislang nicht veröffentlichte Studie sogar vor einer „deutschen Regionalbankenkrise“. Diese Studie ist selbst durch einige Sparkassen und Genossenschaftsbanken initiiert worden. Nach dem Ergebnis der Studie sollen schon in 5 Jahren rund 65% der Volksbanken und Sparkassen kaum noch konkurrenzfähig sein.

Das man diesen Umstand von Bankenseite her nun nicht an die große Glocke hängen möchte, ist klar. Doch müssen Sie sich als Bankkunde darauf einstellen, dass die betroffenen Sparkassen und Genossenschaftsbanken in den kommenden Jahren massiv versuchen werden, ihre Erträge zu verbessern bzw. Kosten einzusparen. Das kann in der Praxis bedeuten, dass Filialen schließen oder regionale Banken fusionieren.

 

Regionalbanken entdecken das Wertpapiergeschäft

Gleichzeitig müssen Sie sich darauf einstellen, dass Ihnen Ihre Regionalbank zunehmend Angebote im Wertpapiergeschäft macht. Bislang haben sich die Berater der regionalen Geldhäuser bei Wertpapierempfehlungen meist zurückgehalten. Jetzt laufen aber erste Pilotprojekte, um das Provisionsgeschäft mit Wertpapieren in Schwung zu bringen.

Ob das klappt, bleibt abzuwarten. Schließlich muss für eine erfolgreiche Wertpapierberatung – die dann auch dauerhaft entsprechende Erträge bringt – erst einmal eine Expertise aufgebaut werden.

Grundsätzlich gilt weiterhin die Einschätzung: Ihre Einlagen dürften bei den deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken weiterhin sicher sein. Aber diese Bankengruppe muss sich etwas einfallen lassen, um auch langfristig bestehen zu können.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“

Bildnachweis: Gevestor

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