Droht Deutschland eine Wachstumskrise?

Deutschland riskiert sein Wachstum

Aus dem aktuellen kostenlosen Newsletter

“Wirtschaft-vertraulich”:

Deutschland gilt als das ökonomische Kraftpaket in Europa. Was ja auch nicht von der Hand zu weisen ist. Sie brauchen sich nur die Konjunkturdaten der letzten Monate anschauen und sehen, dass unsere heimische Wirtschaft trotz eines krisengeschüttelten europäischen Umfelds mindestens robust dasteht und über ein großes Wachstumspotenzial verfügt. Allerdings:

Wenn die Politik weiterhin untätig bleibt und die falschen Impulse setzt, könnte dieses positive Szenario bald der Vergangenheit angehören. Im Klartext: Deutschland riskiert seine Wachstumschancen, wenn nicht bald wieder mehr investiert wird. Ich hatte hier im Newsletter (Siehe Artikel „Bundestagswahl – CDU mit teuren Wahlversprechen“) schon im zurückliegenden Bundestags-Wahlkampf darauf hingewiesen, dass es in Deutschland zu einem Investitionsstau in Milliarden-Höhe gekommen ist.

 

Der Staat „spart“ sich die Investitionen

Das gilt sowohl für private Investitionen als auch für Investitionen des Staates. Ein paar Zahlen, um Ihnen die Dimension aufzuzeigen: Die Bruttoinvestitionsquoten – also Investitionen inklusive Abschreibungen – erreichten voriges Jahr bei privaten Investoren einen Prozentsatz  von knapp über 15% des Bruttoinlandsproduktes. Der Staat investierte dagegen weniger als 2% des Bruttoinlandsproduktes. Im Vergleich: Vor 40 Jahren waren es noch rund 17%.

Die Folgen können Sie jeden Tag schon allein auf Ihrem Weg zur Arbeit sehen. Löchrige Autobahnen und marode Brücken sind nur die Spitze des Eisberges. Es vor allem die Verkehrsinfrastruktur, die unter einem dauerhaften Zurückfahren der Investitionen leidet – und damit zur Gefahr für die Wirtschaft wird.

Denn ohne funktionierende und ausreichende Verkehrswege ist Wachstum – besonders auch für eine Exportnation wie Deutschland – schlichtweg ein schwierigeres, wenn nicht bald unmögliches Unterfangen.

 

Wachstum nur durch Konsum?

Auf welchem schmalen Grat wir als Volkswirtschaft wandeln, zeigt auch der folgende Vergleich. Während die Bruttoanlageinvestitionen des Staates in den letzten 20 Jahren um rund 20% zurückgefahren wurden, erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt um rund 30%. Das ist kein Widerspruch. Denn statt Investitionen zu tätigen, konsumiert der Staat massiv. So kletterten die öffentlichen Konsumausgaben in den letzten 20 Jahren sogar um 40%.

Dabei dürfte klar sein: Konsum schafft keine Werte, erst recht keine nachhaltigen.

 

Politik muss umdenken

Behalten Sie das bitte auch im Hinterkopf, wenn Ihnen demnächst das Regierungsprogramm der – sehr wahrscheinlichen – Großen Koalition präsentiert wird. Denn es ist Aufgabe der Politik bzw. eben von Regierung und Parlament, die entsprechenden Rahmen zu schaffen, dass eine Volkswirtschaft auch zukunftsfähig bleibt.

Auch, wenn die bisherige Regierung immer wieder von Sparen spricht, so gilt offensichtlich: Gespart wird nur auf Kosten der Substanz. Höchste Zeit, hier umzudenken. Ansonsten riskieren wir auch in Deutschland eine Wachstumskrise.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“

Bildnachweis: Gevestor

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