Edelmetalle: Gibt es neue Kaufgründe?
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“Wirtschaft-vertraulich”:
Wenn es um die Frage geht, wie Sie Ihr Vermögen krisenfest anlegen, kommt die Rede meist auch auf Edelmetall-Münzen.
Ihnen werden vor allem zwei Eigenschaften zugesprochen:
- Mit Münzen und Barren lassen sich Vermögenswerte konservieren.
- Durch ihre Größe und physische Verfügbarkeit sind sie mobil (passen sprichwörtlich in die Hosentasche)
Wenn Sie auf einen Krisenschutz hinarbeiten, macht eine Teilanlage Ihres Vermögens in Münzen und Barren durchaus Sinn.
Edelmetalle sind derzeit Wertvernichter
Doch sollten Sie sich von der Vorstellung verabschieden, hier eine Wertanlage mit nachhaltig positiven Renditen zu tätigen.
Denn in der Realität erweisen sich Gold und Silber aktuell eher als Kapitalvernichter.
Die Statistik dazu ist eindeutig: So hat der Goldpreis binnen weniger Monate fast 30% seines Wertes verloren.
Was als Konsolidierung begann, weitete sich aufgrund massiver Verkäufe durch die bekannten börsennotierten Gold-Fonds zu einer Korrektur aus.
Silber zusätzlich von Rezession betroffen
Gleiches galt auch für den Silberpreis. Dieser büßte allein seit Oktober letzten Jahres über 40% seines Wertes ein.
Dass der Abschlag so stark ausfiel, hatte zwei Gründe. Zum einen sind Gold- und Silberpreis stark aneinander gekoppelt.
Zum anderen wird Silber auch industriell verwendet. Eine schwache Konjunktur oder sogar Rezession – wie im Süden Europas – dämpft die Nachfrage und drückt zusätzlich die Preise.
Davon sind im besonderen Maße „Papier-Gold“ und „Papier-Silber“ betroffen. Damit bezeichnet man die vielen thematischen Fondsanlagen oder Zertifikate.
Nachfrage nach physischen Edelmetallen bleibt hoch
Die Nachfrage nach Münzen und Barren blieb dagegen in den vergangenen Monaten hoch. Dies vor allem, weil die ultra-lockere Geldpolitik der Notenbanken als Bedrohung für die privaten Vermögen erkannt wurde.
Doch müssen Sie selbst bei solch einer Einschätzung Augenmaß halten. Denn wenn Sie zu viel Ihres Vermögens in Münzen und Barren stecken, versagen Sie sich selbst die Chancen, die immer noch andere Vermögensklassen wie Aktien oder Anleihen bieten.
Deshalb sollten Sie sich auch nicht von anscheinend drängenden Kaufargumenten für Münzen oder Barren verleiten lassen. Ein aktuelles Beispiel:
Umsatzsteuererhöhung als Kaufgrund?
Händler werben derzeit mit einer geplanten Umsatzsteuererhöhung für den Kauf von Silbermünzen.
Ab 2014 wird der aktuell ermäßigte Satz von 7% auf dann 19% angehoben. Das animiert manche Anleger, schnell noch einige Münzen ins Schließfach oder den Haussafe zu legen.
Das ist aber eine Milchmädchen-Rechnung. Zwar würden Sie sich dadurch die entsprechende Umsatzsteuer-Differenz sparen. Doch dafür holen Sie sich alle anderen Probleme ins Haus, die derzeit den Silberpreis belasten.
Krisenreserve ja, Anlagewert nein
Das einzigem, was Sie mit einem solchen übereilten Kauf erreichen würden: Sie würden den eingesetzten Teil des Vermögens vorerst konservieren.
Angesichts der aktuellen Preisentwicklungen ist aber nicht absehbar, ob Sie bei einem späteren Verkauf ein positives Ergebnis erreichen würden oder weitere Verluste.
Deshalb: Edelmetall-Münzen oder Barren als kleine Krisenreserve sind sinnvoll. Käufe aus Steuerspargründen oder in Erwartung neuer Wertzuwächse sind derzeit nicht empfehlenswert.
Mit besten Grüßen
Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“
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