Ein Währungsproblem droht!
Dr. Liemen informiert über Neuigkeiten in der Schuldenkrise. Mit der möglichen Abwertung von Bankeinlagen steht ein ganz neues Währungsproblem im Raum. Lesen Sie mehr über die Hintergründe und die möglichen Folgen.
Nach wie vor hinken unsere Politiker den Krisenherden Europas hinterher
Schon als Griechenland dem Euro beigetreten war, gab es Solvenzprobleme. Doch selbst den sich bereits abzeichnenden Bankrott wollte niemand wahrhaben. Die Griechen seien lediglich „kurzfristig illiquide“, verkündete die Troika. Dementsprechend wurden die Rettungsaktionen ausgelegt.
Allein aus den beiden Kreditpaketen wurden rund 200 Mrd. € ausgezahlt. Davon ist bei den einfachen Bürgern des Landes allerdings nichts angekommen. Sie sollen sogar höhere Steuern zahlen, während gleichzeitig die Löhne sinken. Fazit: Die Hilfe diente nicht Griechenland, sondern bloß dessen Gläubigern.
Ein Währungsproblem wäre die Folge eines Austritts Griechenlands
Nach der Verdoppelung der Hilfszusagen im Frühjahr stellte sich das Ganze als ein einziges Fiasko heraus. Deutsche Steuergelder würden nicht aufs Spiel gesetzt, hatten Finanzminister und Kanzlerin verkündet. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge dürften jedoch mehr als 25 Mrd. € endgültig verloren sein. Zudem: Nicht nur die Kosten der Krise sind aus dem Ruder gelaufen – die Ansteckungsgefahr hat sich sogar erhöht. Was bisher undenkbar war, ist jetzt reelle Option: Griechenland könnte sich aus dem Euro verabschieden.
Marktanalytiker sind sich absolut sicher, dass Griechenland seine Schulden niemals zurückzahlen kann. Dabei sei völlig egal, ob es Mitglied der Euro-Zone bleibe oder austrete und die Drachme wieder einführe. Sollte es tatsächlich zum „Exit“ kommen, stünden Europas Politiker vor ganz neuen Schwierigkeiten. Denn: Zu den Liquiditäts- und Solvenzkrisen schwacher Euro-Länder käme dann noch ein Währungsproblem.
Währungsproblem könnte zu Bankenrun führen
Eine neu eingeführte Drachme würde gegenüber dem Euro vermutlich mindestens 50 % an Wert verlieren. Für die betroffenen Bürger wäre das eine Katastrophe. Bisher dominierte die Furcht vor einer Bankenpleite. Jetzt kommt die Sorge hinzu, dass Geldeinlagen in die abgewertete Drachme umgetauscht werden könnten.
Deshalb werden europaweit die Warnungen vor einem Sturm auf die Bankschalter immer lauter. Befürchtet wird, dass nach den Griechen auch Italiener und Spanier wegen ihrer Spargelder unruhig werden. Auch dort könnten die Kunden ihre Einlagen abziehen, um einer ähnlichen Entwicklung zuvorzukommen. Das Gefährliche bei einem Bankenansturm der Sparer wäre die damit einhergehende Selbstbeschleunigung: Je früher der Einzelne am „Run“ teilnimmt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, sein Geld zu bekommen.
Europaweit gelten seit dem Jahr 2010 feste Deckungssummen in Höhe von 100.000 € je Bankkunde. Die Sicherung ist aber national ausgelegt. Jeder Staat trägt die Verantwortung für seine eigenen Geldhäuser. Bei den deutschen Kreditinstituten dürfte das Einlagenschutzsystem voraussichtlich funktionieren.
Ob geschwächte Krisenländer das Versprochene leisten können, scheint mir indes äußerst fragwürdig. Wie groß die Sorgen sind, zeigt der jüngste Vorstoß der EU-Kommission in Sachen einer EU-Bankenunion. Die EU-Staaten sollen den Sparern in allen Euro-Ländern gemeinsam ihre Bankguthaben garantieren. Selbst diese Garantie hätte aber nur Wirkung, wenn sie sich auf die vorhandenen Euro-Beträge bezieht.
Mit der möglichen Abwertung von Bankeinlagen steht ein ganz neues Währungsrisiko im Raum. Indes: Hierzulande haben wir noch Glück, denn Abwertungen sind allenfalls in den Euro-Südländern denkbar. Nicht in Kernländern wie Deutschland. Ich sehe daher keinen Grund, Geld von hiesigen Banken abzuziehen..
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