Gewinner-Strategien 2014 – Teil 2
1. Deutschland droht ein Wohlstandsverlust
Seit letztem Sommer haben sich die Finanzmärkte im Euro-Raum beruhigt. Die Euro-Krise ist zwarnicht tot, köchelt momentan aber auf Sparflamme. Noch immer ist offen, wie es mit der Einheitswährungletztlich weitergeht. Der häufig prognostizierte Zusammenbruch ist bisher jedoch ausgeblieben.Die Wahrscheinlichkeit, dass es knallt, könnte sogar weiter sinken.
Bisher stand nur das Rettungsversprechen des EZB-Präsidenten im Raum. Trotz der Niedrigzinspolitikblieb es bei der volkswirtschaftlichen Flaute. Jetzt scheint die längste Rezession der Nachkriegszeitdem Ende zuzugehen. Dazu trägt vor allem das stärkere Wachstum in Deutschland bei.
Die Industrieproduktion hierzulande ist zwischen Mai und Juli überraschend um 2,4 % gewachsen.Volkswirte hatten mit lediglich 0,3 % gerechnet. Auch in Italien und Spanien schwächt sich die Rezessionab. In den Peripherieländern der Euro-Zone wird die Arbeitslosigkeit allerdings weiterhin sehrhoch bleiben. Die Regierungen sind sich deshalb längst einig, zur Konjunkturbelebung vom hartenSparkurs abzurücken.
Die Bundesregierung hat bisher alle Forderungen nach einer Haftungsunion in der Euro-Zone abgeblockt.Mehr noch: Auch in der Debatte um die geplante Bankenunion lehnt sie eine europäische Solidarhaftungab. All das geschieht freilich vor der Bundestagswahl. Danach dürfte es nur nochGeschwätz von gestern sein.
Um den Euro und Europa zu retten, wird eine wiedergewählte Kanzlerin Merkel mehr Sozialismustolerieren. Bei der Einführung der Bankenunion und auch bei weiteren Hilfskrediten dürfte es Zugeständnissegeben. Für Sie als Steuerzahler und Sparer werden die Haftungsrisiken bei Insolvenzenjeder Art zunehmen. Also sowohl für Schuldenschnitte einzelner Staaten als auch bei Pleiten europäischer Großbanken.
Hellen sich Europas Konjunkturaussichten auf, erleichtert das den Beteiligten, den Euro zu verteidigen.Die Wahrscheinlichkeit, dass uns die Einheitswährung in ihrer jetzigen Form erhalten bleibt,ist gestiegen. Eine Währungsreform, die viele von Ihnen fürchten, ist weit und breit nicht in Sicht.Aber Achtung:
Mehr Sozialismus und größere Solidarität sorgen dafür, dass sich die Verhältnisse in Europa angleichen.Da andere Staaten aber kaum unser Niveau erreichen dürften, muss sich Deutschland nach untenanpassen. Das wird zwar sicher nicht von heute auf morgen geschehen, sondern sich über mehrere Jahre hinziehen. Dennoch wird ein schleichender Wohlstandsverlust die zwangsläufige Folge sein.
2. Vorsicht bei Kapitalanlagen mit ökologischem Anstrich
Derzeit häufen sich die Offerten, die Anlegern hohe Zinsen versprechen. Windkraft, Solarenergie undnachwachsende Rohstoffe sind besonders beliebt. Auch Geothermie-Produkte und sogar Kautschukbäumewerden angeboten. Alles mit ökologischem Anstrich scheint sich gut zu verkaufen. Indes:
Was mit dem Anlegergeld geschieht, ist meist nur schwer nachzuvollziehen. In der Werbung wird aufbunte Bilder und blumige Versprechungen gesetzt. So sind etwa Kautschukbäume angeblich der„Treibstoff der modernen Welt“. Bei Pellets sollen die Zinsen deshalb sicher sein, weil diese Energienachwachse. So nachzulesen in einer Postwurfsendung.
Was bei der Windenergiefirma Prokon wie geschmiert läuft, scheint Dutzende Nachahmer zu finden.„Gier frisst Hirn“ ist offenbar das Konzept, mit dem die Geldsammelstellen massenhaft Anlegerködern. Die Aussicht auf 8 % Zinsen oder sogar mehr blendet selbst Kleinsparer, die ansonsten zurVorsicht neigen. Da interessiert sich kaum noch jemand dafür, ob das operative Geschäft solche Zinsenüberhaupt hergibt. Das unternehmerische Risiko, das hier besonders hoch ist, wird verharmlost oderganz verschwiegen.
Es gibt aber auch Geldeintreiber, die ihre Werbebotschaften geschickt getarnt unters Volk bringen.Interesse wird meist in drei Stufen geweckt: Den üblichen Haustür-Flyer ersetzt zunächst ein Internet-Auftritt. Dort kann man eine Kurzinformation aufrufen, deren werblicher Charakter allerdings offenkundigist. Denn: Gewöhnlich werden darin nur die Vorteile der Anlage sowie die Vertrauenswürdigkeitdes Anbieters gepriesen. Zugleich erfolgt der Hinweis, dass diese Information den Emissionsprospektnicht ersetze. Das ist wichtig. Denn nur wer dann tatsächlich den Prospekt anfordert, erfährt dort etwasüber das Risiko eines Totalverlusts.
Interessenten, die das allein noch nicht überzeugt, können im nächsten Schritt eine „Fachanalyse“abrufen. Dort kommen „Experten“ zu Wort, die ebenfalls vollmundig auf Vorzüge und Renditechancenverweisen. Wie neutral solche „Expertisen“ sind, ist allerdings mit Fragezeichen zu versehen. Doches kommt noch dicker: Schließlich werden noch Sonderdrucke oder Artikel aus angeblich unabhängigenPublikationen präsentiert. Alles, was ich dort nachlesen konnte, lief wiederum auf reine Jubelarienund Kaufempfehlungen hinaus.
Wann immer Sie auf Verkaufsmaschen dieser Art stoßen sollten, sind Sie jetzt vorgewarnt. BedenkenSie: Wer in solche Projekte Geld einzahlt, investiert nicht, sondern geht eine Wette mit vielen Unbekanntenein. Wetten Sie dagegen auf der Rennbahn, sehen Sie wenigstens noch die Pferde laufen.
Wer sich auf eine unternehmerische Beteiligung einlässt, muss immer mit einem Totalverlust rechnen.So aktuell der Bundesgerichtshof (Az. VI ZR 288/12). Das oberste Zivilgericht stellt damit eindeutigklar: Wer sich von Versprechen dubioser Anbieter anlocken ließ, muss dafür auch die Verantwortungübernehmen. Selbst wenn Anbieter „extrem unseriös“ auftreten, folgt daraus nicht automatisch ein Schadenersatzanspruch.
Geschädigte Anleger bekommen nur dann ihr Geld zurück, wenn sie die konkrete Kausalität nachweisen.Sie müssen belegen können, gerade wegen der Falschinformation in das Projekt eingestiegenzu sein. Gelingt dieser Nachweis nicht, liegt keine vorsätzliche sittenwidrige Schädigung gemäß § 826BGB vor. Bei den Graumarktanbietern werden nach diesem Urteil wohl die Sektkorken knallen.
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