Griechenland Austritt: Finanzmärkte erwarten ihn

Dr. Liemen informiert: Die Finanzmärkte sind schon weiter als die Politik – sie erwarten den Griechenland Austritt. Unter den deutschen Wirtschaftsverbänden ist jetzt der Streit eskaliert. Lesen Sie, was das für Sie bedeutet.

Streit in Verbänden um möglichen Griechenland Austritt

Der Bundesverband der Industrie (BDI) steht voll hinter dem Kurs Merkels. Mehr noch: Er befürwortet die Schuldenübernahme für andere Euro-Länder. Familienunternehmen dagegen befürchten einen Sturz in den Abgrund.

Der BDI verweist auf die Vorteile des Euro für die hiesigen Exporteure. Daraus eine Solidarhaftung für Europa abzuleiten, überzeugt jedoch nicht. Der Erfolg der deutschen Unternehmen basiert auf ökonomischer Vernunft. Und auch auf harter Arbeit und Tüchtigkeit, betonen die Familienbetriebe. Exakt das hat Dr. Erhard Liemen bereits vor 14 Tagen geschrieben.

Familienunternehmen wünschen Griechenlands Austritt

Ginge es nach den deutschen Familienunternehmen wäre ein Griechenland Austritt die Wahl.

Ginge es nach den deutschen Familienunternehmen wäre ein Griechenland Austritt die Wahl.

Ginge es nach den Familienunternehmen, hätte das desaströse Griechenland im Euro-Raum nichts zu suchen. Sie wünschen sich, dass die Politik den Euro nur für solide Kernstaaten absichert und gerade dadurch erhält. Ziel müsse sein, die Rettung des Euro auf der Grundlage marktwirtschaftlicher Prinzipien zu erreichen. Das würde die Risiken für Deutschland und die deutschen Steuerzahler kalkulierbar machen. Indes:

Die Grundsätze der Marktwirtschaft sind durch die Dauerrettungsmaßnahmen längst außer Kraft gesetzt. Banken, die auf dem Markt normalerweise nichts mehr verloren hätten, werden künstlich am Leben gehalten. Die Haftungsobergrenze Deutschlands für alle Euro-Rettungsfonds hat Schäuble mit 310 Mrd. € beziffert. Wie erpressbar die Bundesrepublik damit bereits geworden ist, hat der jüngste Euro-Gipfel gezeigt. Mehr noch:

Rettungsmechanismen bestrafen solide Volkswirtschaften

Durch die Rettungsmechanismen werden die tüchtigen und soliden Volkswirtschaften sogar bestraft. So will das ärmste Euro-Land Slowakei in diesem Jahr – stabilitätskonform – 1,3 Mrd. € an Ausgaben einsparen. Gleichzeitig soll es 1,2 Mrd. € für die Rettung der spanischen Banken zuschießen. Ist das nicht pervers? Vor dem Beitritt zur Euro-Zone war es der Slowakei gelungen, seine Banken auf eigene Kosten zu sanieren. Würde das Land jetzt so wirtschaften wie Spanien, bekäme es Geld und bräuchte nichts zu zahlen.

Mit dem dauerhaften Rettungsschirm ESM werden die souveränen Haushaltsrechte der Staaten ausgehöhlt. Die ESM-Organe können völlig eigenverantwortlich Entscheidungen über dreistellige Milliardenbeträge treffen. Im operativen Führungsorgan der ESM sitzen Beamte, die Mitgliedsländer zu Nachzahlungen zwingen können. Ob das Bundesverfassungsgericht das absegnen wird, ist eine spannende Frage.

Griechenland Austritt trotz aller Rettungsaktionen nicht unwahrscheinlich

Trotz aller Rettungsaktionen ist nicht auszuschließen, dass die Politik vor Griechenland kapitulieren muss. Denn das marode Land soll nicht bereit sein, die Vorgaben der Troika auch nur annähernd umzusetzen. Statt den öffentlichen Dienst zu dezimieren, wurden 2010 und 2011 rund 70.000 neue Beamte eingestellt. Irgendwann dürfte dieses Fass überlaufen.

Finanzmärkte erwarten einen Griechenland Austritt aus dem Euro

Die Finanzmärkte sind da schon weiter als die Politik – sie erwarten Griechenlands Austritt aus dem Euro. „Je eher, desto besser“, erhofft sich Georg Schuh, immerhin Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank.   Er sieht darin sogar die Chance, dass sich der Euro künftig als „organisches Konstrukt“ bewähren kann. Schwache Staaten scheiden aus und können so eine eigenständige Geld- und Wechselkurspolitik betreiben. So könnte beispielsweise Polen einsteigen. Das erscheint auch mir besser als die Euro-Rettung um jeden Preis.

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