Hellas und Gläubiger einigen sich: Wirklich ein guter Deal?

© Stefan Merkle / Fotolia

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

Griechenland ist gerettet – und der Euro geht vor die Hunde. Das ist unsere Quintessenz aus der am Montagmorgen verkündeten Einigungen im Schuldenstreit mit Hellas. Aber wahrscheinblich kann man nichts Vernünftigeres erwarten, wenn die Verantwortlichen glauben, auf einer 17-stündigen Marathonsitzung eine Lösung um jeden Preis erzwingen zu müssen.

Dabei brüsten sich jetzt die Gläubiger, dass sie an ihren Prinzipen – Geld nur gegen strenge Auflagen – festgehalten haben. So machen sie dem Wähler und Steuerzahler ein X für ein U vor, um zu verschleiern, dass weitere Milliarden in ein Fass ohne Boden geschüttet werden. Doch, um nicht noch polemischer zu werden, schauen wir einmal auf die nun feststehenden Rahmendaten.

 

Wohin soll das frische Geld fließen?

Erinnern Sie sich noch an den Ausgangspunkt der letzten Monate? Da ging es um restliche rund 7 Mrd. Euro aus dem 2. Rettungspaket. Nun liegt das Rettungspaket Nummer 3 auf dem Tisch und das soll den Griechen in den kommenden drei Jahren mehr als unglaubliche 80 Mrd. Euro zuschustern. Knapp 54 Mrd. Euro sind dabei für den anstehenden Schuldendienst eingeplant, was schlicht nur eine Umschuldung ist und weder den Griechen noch den Gläubigern dient.

Weitere 25 Mrd. Euro sollen zur Rekapitalisierung des griechischen Bankensektors genutzt werden. Erinnern Sie sich noch: Die EZB hat bislang fast 90 Mrd. Euro in die maroden griechischen Banken gepumpt, damit diese trotz des massiven Abzugs von Guthaben überlebensfähig blieben. Was glauben Sie, was mit dem Geld passiert, dass die Banken nun frisch bekommen? Unsere Wette: Die landen ebenfalls wieder unter den Kopfkissen der Griechen.

Und dann wären da noch rund 11,5 Mrd. Euro, die dem griechischen Staatshaushalt zur Verfügung stehen sollen, um Rechnungen,. Löhne und Pensionen zahlen zu können. Unterm Strich also knapp 12 Mrd. Euro, die einfach verkonsumiert werden, 25 Mrd. Euro, die aus den Bankautomaten gezogen werden können und knapp 54 Mrd. Euro, die bei den Gläubigern von der rechten in die linke Tasche wandern sollen – wenn sich die Griechen an die Vereinbarungen halten.

 

Jetzt versprochen, später gebrochen?

Und das ist auch der Knackpunkt. Zwar lesen sich die nun vereinbarten Auflagen durchaus vielversprechend. Doch jedem halbwegs realistischen Menschen ist klar, dass Tsipras die 180-Grad-Wendung politisch nur schwer überleben wird. So geht in Griechenland schon jetzt das Wort von Neuwahlen um. Ganz abgesehen davon, dass etliche Maßnahmen – wie auch die nun vereinbarte Treuhand-Lösung für Privatisierungen von griechischem Staatseigentum – wohl über kurz oder lang vor dem Verfassungsgericht landen werden. Mit ungewissem Ausgang.

In der Zwischenzeit haben die Gläubiger aber sicherlich schon wieder etliche Milliarden in den Sand gesetzt, ohne dafür halbwegs vertretbare Gegenleistungen zu bekommen.

Letztlich gilt die Analogie zur Behandlung eines Kranken: Anstatt ihm die richtige, wenngleich sehr bittere Medizin zu verabreichen – hier der Grexit – wird sein Dämmerzustand verlängert und das Risiko in Kauf genommen, dass auch andere angesteckt werden.

 

Einziger Gewinner: Die Radikalen

Denn nun ist eins doch allen Spar- und Reformgegnern klar: Eine verfehlte Wirtschafts- und Sozialpolitik in der Euro-Zone bleibt letztlich ohne Folgen. Das wird am Ende zur Radikalisierung auf beiden Seiten des Spektrums führen: Die einen, die leistungslos Geld von Europa haben wollen, die anderen, die Europa gänzlich in Frage stellen, weil sie nicht Zahlmeister für andere Fehler sein wollen.

Das wird die Euro-Zone, womöglich sogar die EU, auf Dauer nicht aushalten. Deshalb auch unser Rat: Wenn Sie Ihr Vermögen schützen wollen, investieren Sie in Sachwerte. Dazu zählen Immobilien, Edelmetalle und auch Aktien. Denn selbst bei einem Auseinanderbrechen des Euro – wovon wir langfristig überzeugt sind – wird sich der Kapitalmarkt über kurz oder lang wieder an fairen Bewertungswerten für erfolgreiche Unternehmen orientieren. Und das sollte helfen, wahrscheinliche kurzfristige Kursverluste in überschaubarem Zeitrahmen wieder aufzuholen.

Mit besten Grüßen

Ihr Redaktionsteam „Wirtschaft-Vertraulich“, aus der Redaktion des Deutschen Wirtschaftsbriefs

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