Hochfrequenzhandel: Abgebremst

Leinenzwang für schnellen Börsenhandel

Der ultraschnelle Handel an den Börsen mittels Computersystemen ist heftig umstritten. Kritiker werfen dem so genannten Hochfrequenz-Handel vor, Marktverwerfungen zu provozieren. So kam es schon mehrmals durch Computerpannen zu unkontrollierten Kursabstürzen, zuletzt vor drei Jahren im Dow Jones.

Dieser verlor im mittlerweile legendären „Flash Crash“ binnen weniger Minuten rund 1.000 Punkte. Schuld war ein falscher Handelsauftrag im Hochfrequenzhandel. Außerdem gerieten immer wieder Akteure in diesem Bereich in den Verdacht der Marktmanipulation.

 

Hohe Bedeutung für Handelsliquidität

Befürworter des sprichwörtlichen Millisekunden-Handels verweisen dagegen auf die hohe Bedeutung für die gesamte Marktliquidität. So macht der Hochfrequenzhandel an den amerikanischen Börsen rund 70% des gesamten Handelsvolumens aus. In Deutschland sind es immerhin rund 40%. Damit sorgen sie direkt auch dafür, dass andere Investoren letztlich nahezu jederzeit einen Handelspartner finden können.

Dennoch: Die Risiken, wenn es zu Fehlern kommt, sind unübersehbar. Deshalb hat die Politik eingegriffen und eine neue Regulierung dieses Marktsegmentes eingeführt. Kernpunkt ist die zukünftige Überwachung der jeweiligen IT-Betreiber durch das BaFin.

Das ist ein nachvollziehbarer Schritt, der aber die Aufsichtsbehörde vor neue Probleme stellt. Denn sie dürfte erst noch das Know How aufbauen müssen, um die technischen Grundlagen, Feinheiten und Gefahrpunkte der genutzten Handelssysteme und Computermodelle überschauen und bewerten zu können.

 

Das wird verboten

Weitere Punkte der neuen Regulierung: Das „Scalping“ (Beeinflussung des Marktes durch irreführende Marktsignale) wird verboten. Außerdem soll der Handel bei sehr hohen Preisschwankungen unterbrochen werden können. Zusätzlich sollen die Nachkommastellen bei den Börsenkursen reduziert werden, um damit automatisch die Anzahl der Orders zu reduzieren.

Das Gesetz verzichtet allerdings auf die Einführung einer Mindesthaltedauer. Diese war von der Opposition gefordert worden. Die dabei genannten 500 Millisekunden orientieren sich dabei an Vorschlägen des Europa-Parlaments.

Diesbezüglich ist gut vorstellbar, dass es bereits in wenigen Jahren zu einer Novelle des neuen Gesetzes kommen wird. Denn in der EU wird derzeit an einer Neufassung der Finanzmarktrichtlinie MiFiD gearbeitet, die dann ebenfalls den Hochfrequenzhandel regulieren soll. Allerdings ist mit der Neufassung erst in zwei Jahren zu rechnen.

 

Kommen Nachahmer?

Nachdem die Finanztransaktionssteuer augenscheinlich länger für ihre Einführung braucht als gedacht, hat Deutschland mit der neuen Initiative die Vorreiterrolle übernommen. Ob allerdings andere Länder folgen, ist mehr als ungewiss.

Denn schon die Bundesregierung ist sich klar, dass eine zu strenge Regulierung die Marktliquidität nachhaltig schädigen könnte. Mit dem neuen Gesetz geht man so schon ein Risiko ein. Andere Regierungen werden genau beobachten, welche Folgen das hat und erst dann entscheiden.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller

Redaktion deutscher-wirtschaftsbrief.de

 

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