Hybrid-Anleihen: Lukrative Zwitter

Hybrid-Anleihen: Lukrative Zwitter

Im aktuellen Umfeld niedriger Marktzinsen rücken insbesondere Hybrid-Anleihen in den Fokus der Anleger. Das resultiert auf den ersten Blick aus der Tatsache, dass diese Art von Anleihen meist mit hohen Coupons ausgestattet ist. Um hier aber eine fundierte Anlageentscheidung treffen zu können, muss das Gesamtbild betrachtet werden. Denn Hybrid-Anleihen weisen sowohl sehr attraktive Investmentchancen als auch besondere Risiken auf.

Von allem etwas

Einfach gesagt: Hybrid-Anleihen gelten als Zwitter zwischen Aktien und Anleihen. Denn sie tragen Merkmale beider Wertpapierklassen in sich, was auch ihre Verwendung bestimmt. Anleihentypisch ist die regelmäßige Verzinsung. Als aktienähnliche Eigenschaft kann dagegen gesehen werden, dass Hybrid-Bonds meist ohne oder mit extrem langen Laufzeiten emittiert werden.

Die Hybrid-Funktion dieser Anleihen zeigt sich besonders deutlich beim Aspekt der Besicherung. Denn Hybrid-Anleihen sind in der Regel als nachrangig besichert ausgewiesen. Das bedeutet, dass sie im Fall eines Konkurses des Emittenten hinter allen anderen Anleihen (senior, besichert) zurückstehen und als letzte befriedigt werden. Wegen ihres Anleihen-Charakters stehen sie allerdings noch vor den eigentlichen Aktien, sprich dem Eigenkapital des Unternehmens.

Rettungsring in der Krise

Diese besondere Stellung zwischen Fremd- und Eigenkapital hat auch bilanzielle Folgen. Dies konnte man in den letzten Jahren vor allem im Finanzsektor beobachten, der in den Krisenjahren 2007/2008 Hybrid-Anleihen massiv als Mittel zur schnellen Geldbeschaffung einsetzte. Aufgrund ihrer Ausgestaltungsmöglichkeiten waren Hybrid-Anleihen nämlich geradezu prädestiniert, um die verschiedenen Stufen des Kernkapitals aufzufüllen.

So finden sich noch heute viele Bankanleihen im Markt, deren Bedingungen ähnlich strukturiert sind: Zum einen fehlt eine Laufzeitbegrenzung, zum anderen wird dem Emittenten das Recht zugesprochen, ab einer absolvierten Laufzeit von fünf bis sieben Jahren die Anleihen zu vorher bestimmten Preisen zu kündigen (auch „Call-Zeitplan“ genannt). Meist ändert sich nach dem ersten Kündigungstermin auch die Ausstattung des Coupons. Dieser war bzw. ist in der Anfangsphase noch fix, nach dem ersten Kündigungstermin – dann meist nach einer zuvor festgelegten Formel – variabel. Dabei orientieren sich viele Emittenten am Interbanken- Zinssatz Euribor.

Branchenübergreifendes Interesse

Aber auch in anderen Branchen werden Hybrid-Anleihen als Finanzierungsinstrument genutzt. Dabei steht oftmals im Vordergrund, abseits von Kapitalerhöhung (Verwässerung der Altaktionäre) und Bankdarlehen (strenge Kreditbedingungen) eigenkapitalähnliche Gelder zu akquirieren.

Für manche Firma, die operativ in Bedrängnis geraten ist, sind Hybrid-Anleihen ein guter, wenngleich teurer Refinanzierungsweg, was auch vom Markt angenommen wird. Bestes Beispiel hierfür ist die österreichische Wienerberger, deren Aktie in den letzten zwei Jahren rund zwei Drittel ihres Wertes einbüßte. Dagegen sind die Hybrid-Anleihen sehr gefragt und notieren derzeit deutlich über pari. Sie bieten durch den Coupon eben das Quäntchen mehr Sicherheit.

Fazit

Hybrid-Anleihen sind sehr gut geeignet, um Chancen in noch unsicheren, aber auf einen positiven Stimmungswechsel ausgerichteten Märkten zu nutzen. Ihre Kursentwicklung orientiert sich am Aktienmarkt, und die Rendite wird gleichzeitig durch das grundsätzliche Zinsversprechen stabilisiert. Da Hybrid-Anleihen in der Regel keine festen Laufzeiten haben, lassen sich mit ihnen auch über Jahre hinweg Marktschwankungen positiv ausnutzen.

 

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