Internetausbau: Neue Kosten für Immobilienbesitzer?

EU will Breitbandnetze ausbauen

Ohne das Internet geht heutzutage anscheinend kaum etwa mehr. Ob Jobsuche, Einkaufen, soziale Kontakte oder Unterhaltung – das „Netz“ hat unser Leben grundlegend verändert. Und schafft dadurch immer größere Datenmengen.

Nach neuesten Studien der Marktforscher von IDC Digital Universe wird sich das weltweite Datenvolumen bis 2020 alle zwei Jahre verdoppeln. Am Ende sollen alle digital gespeicherten Informationen auf einen Datenumfang von 40 Zettabyte kommen.

Das sind Größenordnungen, die man kaum noch mit reiner Vorstellungskraft erfassen kann. Ein kleiner Versuch: Alle in 2010 gespeicherten Informationen weltweit, von der Einkaufsliste bis zu geheimen Regierungsdokumenten, hatten einen Umfang von 1 Zettabyte.

 

Europäische Union will Internet-Ausbau forcieren

Es dürfte klar sein: Immer größere Datenmengen erfordern auch immer größere Notwendigkeiten, die Netz-Infrastruktur auszubauen. Dabei geht es nicht nur um Leitungen und Server, sondern vor allem um die bereitgestellte Bandbreite.

Ein Punkt, den nun auch die EU-Kommission aufgegriffen hat. Denn durch einen massiven Ausbau des Bereitbandnetzes soll der sogenannte Binnenmarkt für Online-Angebote vollendet werden. Deshalb will man mit verschiedenen Maßnahmen das Tempo beim Ausbau erhöhen und die Kosten senken.

Die zuständige Kommissarin Neelie Kroes hat dabei auch die Immobilienbesitzer im Visier. Denn sie sollen zukünftig dazu verpflichtet werden, zumindest Vorbereitungen für die „Breitband“-Fähigkeit ihrer Objekte zu treffen.

 

Immobilienbesitzer sollen Beitrag leisten

Dabei geht es vorrangig um Leerrohre und Installationsschächte. Angewendet werden sollen diese neuen Erfordernisse auf neue oder sanierte Objekte.

Für Immobilienbesitzer sind das sicherlich Maßnahmen, die auch wertsteigernd für ihre Objekte sein können. Fraglich ist allerdings, ob hier auf Freiwilligkeit oder auf Zwang gesetzt wird.

Insgesamt will die EU-Kommission die Kosten für den forcierten Ausbau des Breitbandnetzes um bis zu 30% senken. Ein ambitioniertes Ziel, wenn man bedenkt, dass insgesamt wohl mehr als 200 Mrd. Euro nötig sind, um die Ausbaupläne bis 2020 zu schaffen.

 

Bürokratie muss abgebaut werden

Die EU hat es dabei sicherlich auch ein gutes Stück selbst in der Hand. Denn als eines der größten Hemmnisse gelten immer noch die unterschiedlichen Genehmigungsverfahren auf nationaler und EU-Ebene.

Wie man das „harmonisieren“ will, ist noch vollkommen unklar. Zumal die Mitgliedsländer aktuell absolut anderes auf der Agenda haben und im neuen Haushaltsplan der EU sogar die Fördermittel für den Ausbau deutlich verringert haben.

Und auch die Finanzierungen des Ausbaus durch die Telekomfirmen sind noch vollkommen unklar. Diese sind zwar sicher daran interessiert, da dem Ausbau auch höhere Nutzungsraten gegenüberstehen sollten. Doch überlegt bspw. schon die Deutsche Telekom, ob man aufgrund der hohen Datenmengen vom bisherigen Flat-Rate-Modell weggeht zu einem nutzungsabhängigen Entgelt.

Würde sich das durchsetzen, bestünde die Gefahr, dass zwar die Breitbanddichte zunimmt, die Nutzer aber aufgrund der höheren Kosten das neue Angebot nicht mehr so stark frequentieren.

Wie die Pläne der EU am Ende konkret aussehen, muss abgewartet werden. Denn noch ist keine entsprechende Verordnung beschlossen und national abgesegnet. Ich gehe aber davon aus, dass die Vorschläge grundsätzlich umgesetzt und auch die Vorbereitungen für Breitbandzugänge bei neuen Immobilien (wahrscheinlich exklusive Einfamilienhäuser) verpflichtend werden.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller

Redaktion deutscher-wirtschaftsbrief.de

 

Bildnachweis: Gevestor

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