Konjunktur und Geldpolitik: Worum sich deutsche Anleger sorgen
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“Wirtschaft-vertraulich”:
Liebe Leser,
die deutsche Börse hat den „November-Blues“. Als Anleger können Sie mit der Ausbeute der letzten Tage nicht zufrieden sein. Das, was DAX & Co. ablieferten, war trotz der im Monatsvergleich vorhandenen positiven Bilanz enttäuschend.
Enttäuschend vor allem im direkten Vergleich mit den Märkten in Übersee, insbesondere in Amerika und Japan. Denn dort waren die Anleger weniger zurückhaltend, sondern sorgten im Gegenteil für neue Rekordkurse oder zumindest für mehrjährigere Jahres-Hochs.
Damit steht offen die Frage im Raum, was die Börse hierzulande bremst. Mein Erklärungsansatz: Vorhandene positive Impulse sind nicht stark genug, um die Risiken in den Hintergrund zu rücken. Vielmehr fürchten die Investoren, dass die Risiken wieder an Kraft und Einfluss gewinnen. Worum geht es konkret?
Auch Europa Unternehmen stehen gut da
Auf der „Haben-Seite“ können Sie als Anleger auf jeden Fall die jüngste Quartalsberichts-Saison verbuchen. Ein Großteil der Unternehmen lag mit seinen Ergebnissen über den Erwartungen. Dass dies darauf zurückzuführen war, dass die Analysten im Vorfeld zum Teil massiv die Prognosen zurückgenommen hatten, steht auf einem anderen Blatt, soll aber auch nicht die grundsätzlich positive Tendenz bei Unternehmensgewinnen und –Umsätzen schmälern.
Aber: Das Gros der Berichtssaison ist inzwischen vorbei. Nur noch ein paar Nachzügler werden berichten und das lässt manchen Investor in ein tiefes Loch fallen, weil der positive Nachrichtenfluss nun wahrscheinlich erst einmal versiegt.
Bessere Wachstumsdaten aus den Euro-Ländern
Positive Impulse gab es auch von den neusten Wachstumszahlen. Wie ich Ihnen schon vor einer Woche präsentierte, hatte der Markt damit gerechnet, dass die wichtigsten Volkwirtschaften in der Euro-Zone mit leicht besseren Daten das 3. Quartal abgeschlossen haben. Die tatsächlichen Zahlen lagen dann sogar teilweise über den Erwartungen.
Das ist ein wichtiges Zwischenergebnis auch mit Blick auf die weitere Geldpolitik. Denn hier könnten die neuen Wachstumsdaten so interpretiert werden, dass die sehr stark ausgeweitete Geldpolitik der EZB schon Wirkung zeigt.
Altbekannte Risiken rücken wieder in den Vordergrund
Nun kommt aber das große ABER. Denn die positiven Meldungen könnten nun von wieder negativeren Entwicklungen und Einschätzungen abgelöst werden. So dürften die neuen Konjunkturdaten auch dahingehend interpretiert werden, dass sich die EZB mit ihren Maßnahmen mehr Zeit lassen könnte. Bei den Investoren, die sich schon auf weitere Kaufprogramme im Anleihenmarkt eingestellt haben, käme das gar nicht gut an.
Andererseits gewinnen geopolitische Risiken wieder an Einfluss, vor allem die Ukraine-Krise. Nach einer Phase der Ruhe scheint sich die Eskalations-Spirale erneut zu drehen, mit ungewissen Folgen. In Europa, das näher dran ist am Geschehen, hinterlässt das tiefere Spuren als im fernen Amerika, wo man sich in Gänze mit der neuen Notenbank-Politik arrangiert hat und immer noch die guten Unternehmensergebnisse feiert.
Fazit: Wenn Sie neu Geld anlegen wollen, scheint derzeit Amerika der geeignetste Anlagemarkt zu sein. Wobei Sie viele Aktien auch hierzulande kaufen können. Der Umstand, dass der Dollar gegenüber dem Euro immer mehr an Stärke gewinnt, würde sich dabei ebenfalls positiv auf Ihre mögliche Wertentwicklung niederschlagen. Wenn Sie schon investiert sind, sollten Sie Ihre Positionen weiterhin grundsätzlich absichern.
Mit besten Grüßen
Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“
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