Neue Börsenwoche: Haben die Märkte noch Luft?
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“Wirtschaft-vertraulich”:
Liebe Leser,
als Anleger sind Sie derzeit in einer sehr schwierigen Situation. Es geht grundsätzlich um die Frage: Haben die Märkte nun noch Luft nach oben oder nimmt die Gefahr eines Rückschlages immer stärker zu? Es ist durchaus eine Glaubensfrage, da viele Indikatoren, sowohl harte ökonomische Zahlen als auch „weiche“ Stimmungsindikatoren derzeit kein einheitliches Bild abliefern.
Deshalb gleich zum Anfang: Gehen Sie keine Abenteuer ein und legen Sie bei Ihren Investments besonderes Augenmerk auch auf die Absicherung. Nachdem das quasi als Leitlinie für diese Woche gelten kann, hier zwei Themen, die für Sie wichtig sind.
Das Tauziehen nach der Europa-Wahl beginnt
Ganz oben auf der politischen Agenda steht natürlich die Europa-Wahl. In den kommenden Tagen wird an allen Ecken und Enden analysiert. Dabei fokussieren sich die Medien – weil es so schön einfach ist – besonders auf die Frage, wer denn nächster EU-Kommissionspräsident wird.
Sie sollten hier das große Bild nicht übersehen. Denn während bei einem Kommissionspräsidenten Juncker wohl eher eine Fortsetzung der bisherigen Krisenpolitik in der EU und im Euro-Raum auf der Tagesordnung stünde, dürfte erklärtermaßen beim Sozialdemokraten Martin Schulz mit einer Lockerung der bisherigen Sparmaßnahmen und einer wieder ausgaben-orientierteren Politik zu rechnen sein.
Dabei hat Schulz nach bisherigen Hochrechnungen vielleicht das Pech, nicht als erster nominiert zu werden, im Gegenzug aber die größeren Mehrheiten organisieren zu können. Es wird ein spannendes Tauziehen zwischen den EU-Institutionen und den Mitgliedsländern werden.
Bricht Amerikas Wachstum ein?
Das zweite Thema bezieht sich wieder auf knallharte Fakten. Denn am Donnerstag – wenn Deutschlands Männer Herrentag feiern – gibt es in Amerika die 2. Schätzung zum Wirtschaftswachstum im 1. Quartal. Und die könnte es in sich haben.
Denn nachdem das zuständige Bureau of Economic Analysis in der 1. Schätzung noch ein Mini-Plus von 0,1% beim Wirtschaftswachstum meldete, könnte nun ein deutlicher Rückgang um 0,6% herausgekommen sein. Dies, weil mittlerweile detailliertere Zahlen zu den Lagerbeständen und zum Außenhandel vorliegen.
Allerdings fragen sich nicht wenige Analysten und Investoren, wie belastbar diese Zahlen tatsächlich sind. Der Vorwurf: Die nötige Saisonbereinigung soll angeblich nicht mehr funktionieren. Indiz dafür ist, dass in den vergangenen Jahren immer wieder die Wirtschaft im Vergleich zum 4. Quartal kräftig zurückging, dafür im 2. Quartal plötzlich wieder überproportional zulegen konnte.
Wenn die Anleger das als Maxime nehmen, dürfte ein schwaches Wirtschaftswachstum nur sehr begrenzten Einfluss auf den Aktienmarkt haben.
Bleiben Sie vorsichtig
Im Fazit: Sollte die Börse den am frühen Montagmorgen abzulesenden positiven Schwung der Europa-Wahl weiter ausbauen können, sollten Sie weitere Aktienkäufe vornehmen. Allerdings nur in begrenztem Maß, da nach wie vor ein Auslaufen der Rallye und eine folgende Korrektur drohen.
Mit besten Grüßen
Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“
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