Neue Börsenwoche: Wie steht es um Europas Wirtschaft?
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“Wirtschaft-vertraulich”:
Liebe Leser,
haben auch Sie am vergangenen Freitag börsentechnisch den Atem angehalten? Der letzte Handelstag der Woche war ja für viele kein gewöhnlicher Tag. Denn im Vorfeld war immer wieder darauf hingewiesen worden, dass es genau dieser Tag in den vergangenen Jahrzehnten war, an dem es gleich mehrfach Crashs am Aktienmarkt gegeben hatte. Das war beispielsweise 1987 so, aber auch 2010.
Am Ende der vergangenen Woche hieß es wieder: Außer Spesen nichts gewesen. Zwar zeigte sich der Markt etwas schwächlich, aber der große Ausverkauf blieb aus. Was mal wieder die Erkenntnis bringt: Angesagte Crashs sollte man nicht für bare Münze nehmen.
So können wir mehr oder weniger beruhigt auf den Terminkalender der neuen Börsenwoche schauen. Und der hat es in sich. Amerika liefert dabei einige wichtige Stichworte wie Inflationsentwicklung (sollte leicht höher ausfallen) oder erste industrielle Stimmungsindikatoren (Empire State Manufacturing und Philadelphia State Index) für den Mai.
Europa auf dem konjunkturellen Prüfstand
Das aus meiner Sicht wichtigere Programm wird aber in Europa abgespult. Dabei geht es gleich am Dienstag mit den ZEW-Indizes für Deutschland und die Euro-Zone los. Mit dem ZEW-Index werden die Konjunkturerwartungen von Analysten und Investoren gemessen. Und da könnte es, bezogen auf den Berichtsmonat Mai, weniger zum Guten bestellt sein. Denn vor allem institutionelle Anleger haben sich zuletzt in einer eher negativ eingefärbten Stimmung gezeigt.
Ob sie damit Recht haben, wird schon der Donnerstag zeigen. Denn dann gibt es gleich für eine Reihe von europäischen Ländern die ersten Zahlen zum Wirtschaftswachstum im 1. Quartal. Deutschland könnte dabei mit einem erwarteten Zuwachs beim BIP (Bruttoinlandsprodukt) um 0,7% erneut das stärkste Wachstum zeigen, nachdem man in der Vorperiode mit einem Plus von 0,4% eher etwas Mittelmaß war.
Frankreich im Blickpunkt
Achten sollten Sie auch auf die Zahlen von Frankreich, für das ein Rückgang von 0,2% im Quartalswachstum prognostiziert wird. In der Vorperiode waren es noch 0,3%. Besonders negativ eingestellte Analysten erwarten sogar eine Stagnation. Womit wohl erneut die Diskussion angeheizt wird, dass Frankreich derzeit der „kranke Mann“ Europas ist und Präsident Hollande endlich tiefgreifende Reformen in Angriff nehmen muss.
Begleitend dazu: Am Kapitalmarkt sollten Sie auf die Konditionen von angekündigten Anleihen-Emissionen von Italien und Frankreich achten. Bei Italien ist damit zu rechnen, dass die Platzierungen glatt und billiger als die Vorläufer durchgehen. Bei Frankreich bin ich mir nicht ganz so sicher.
Defensives Vorgehen empfehlenswert
Unterm Strich: Ich rechne damit, dass die Seitwärtsbewegung des Marktes uns auch in den nächsten Tagen im Wesentlichen erhalten bleibt. Nutzen Sie gute Unternehmenszahlen, um eventuelle Käufe oder Aufstockungen in Einzelwerten vorzunehmen. Ansonsten halte ich eine eher defensive Einstellung aktuell für nutzbringender.
Mit besten Grüßen
Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“
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