Politische Börsen, so ist oft zu hören, haben nur kurze Beine
Die baldige Rückkehr zu „normalen“ Zeiten dürften wir uns alle wünschen. Ob es tatsächlich so kommt, ist aber mit zahlreichen Fragezeichen versehen. Was mir vor allem zu denken gibt, ist die Sorglosigkeit der Finanzmärkte. Dort ist die Stimmung fast so gut wie vor dem Ausbruch der Krise von 2008.
Das zeigt sich daran, dass der Optimismus von Aktien-Analytikern auf ein Allzeithoch gestiegen ist.
Sehr gute Zahlen aus Deutschland und wachsender Konjunkturoptimismus in den USA stützen die Kurse. In letzter Zeit waren die Kapitalmarktzinsen wieder rückläufig. Aktien sind deshalb noch attraktiver geworden. Vielen Unternehmen dürfte es aber nicht gelingen, ihre aktuell hervorragenden Zahlen dauerhaft fortzuschreiben.
So sind bei uns in Deutschland die Importpreise so stark gestiegen wie zuletzt Anfang der 80er-Jahre. Damals hatten wir den Ölschock. Derzeit schlagen neben dem hohen Ölpreis teure Rohwaren zu Buche. Längst nicht alle Unternehmen werden das weitergeben können. Margen und Gewinne dürften deshalb sinken.
Es wird für Sie daher immer wichtiger, die richtigen Aktien im Depot zu haben.
Ein Unsicherheitsfaktor, der zurzeit unterschätzt wird, sind die Probleme der Wirtschaftsmacht China. Entscheidend wird, ob es gelingt, die überhitzte Wirtschaft dort abzukühlen, ohne dass es zum Crash kommt. Die Explosion der Immobilienpreise trieb den Wert der Immobilien auf fast 350 % des Bruttoinlandsprodukts. Bei dieser Marke war in Japan die Immobilienblase geplatzt. Extrem ist auch der Anteil des Bausektors am BIP.
Er hat in China mittlerweile ein Viertel erreicht – so viel wie in Irland vor dem Kollaps.
Bisher haben die Chinesen vor allem in Wohnungen investiert. Jetzt legen sie bevorzugt in Gold an. Auch die Regierung in Peking, die ihre Abhängigkeit vom US-Dollar verringern möchte, setzt auf Gold. Das erklärt auch, warum der Goldpreis aktuell wieder zulegt.
Als Sicherheitssockel ist und bleibt Gold eine gute Sache. Preisrückschläge sind aber nicht auszuschließen.
Das zeigte sich zuletzt im Januar. Möglicherweise kommt es aber durchaus zu einer erneuten Rallye. Diese dürfte dann allerdings moderater ausfallen als im letzten Jahr.
Bei Ihren Kapitalanlagen sollten Sie weiterhin einen kühlen Kopf bewahren. Als Faustregel gilt dabei: Je euphorischer andere für bestimmte Anlageklassen werden, desto größer sollte Ihr Misstrauen sein.
Euphorie ist nicht weniger schädlich als Panik: In beiden Fällen drohen Ihrem Geld große Gefahren.
(Der Deutsche Wirtschaftsbrief 10/2011)
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