Preis-Crash am Ölmarkt: Was sind die wahren Ursachen?

© Nes Jerry / Fotolia.com

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

mit dem Blick zurück auf die vergangene Börsenwoche können Sie und wir nicht zufrieden sein. Die Märkte sind weiterhin in Aufruhr, was sich vor allem an den stetig fallenden Notierungen beim Ölpreis festmacht. Wobei auch hier festzustellen ist: Ängste, die jetzt grassieren, verstellen womöglich den Blick auf die tatsächlichen Ursachen und die damit verbundenen Chancen.

Denn die Interpretation, warum der Ölpreis momentan keinen Boden zu haben scheint, dürfte nur teilweise mit der Konjunkturabkühlung in China zu tun haben. Sicher: Im Reich der Mitte geht der Transformationsprozess hin zu einer neuen industriellen Stufe nicht ohne Anpassungsschmerzen. Was letztlich auch bedeutet, dass frühere Wachstumsraten nicht mehr erreicht werden können. Das macht weltweit den Exporteuren zu schaffen.

 

Ölpreis als Waffe gegen unliebsame Konkurrenz

Doch der Ölpreisverfall hat schon viel früher vor dem China-Thema eingesetzt. Zur Erinnerung: Die bestimmende Kraft für das Gleichgewicht aus Angebot und Preisen ist die OPEC. Diese wird von Saudi-Arabien dominiert. Außerhalb stehen zwar auch noch große Produzenten wie Russland und Venezuela. Doch deren Einfluss auf die Weltmarktpreise darf man ruhig in die zweite oder dritte Reihe schieben.

Die Saudis haben schon vor zwei, drei Jahren damit begonnen, den Ölpreis als Waffe gegen unliebsame Konkurrenz zu benutzen. Nicht anders war zu interpretieren, dass trotz eines schon fallenden Ölpreises aufgrund eines steigenden weltweiten Angebots (insbesondere stammend aus dem abgebauten Schieferöl in den USA) die OPEC weiterhin bei ihren hohen Förderquoten blieb.

 

Saudi-Arabien hat sich verkalkuliert

Dies auf Veranlassung der Saudis, die wohl annahmen, dass ihre Taschen sehr tief seien, um eine Preisdelle (auch größeren Ausmaßes) durchhalten zu können, wenn man damit die Konkurrenz in den USA und Russland an die Wand drängen könnte. Doch scheint das eine klassische Fehlkalkulation gewesen zu sein.

Denn mittlerweile hat nicht nur Saudi-Arabien ein massives Haushaltsdefizit aufgrund fehlender Öleinnahmen aufgebaut. Hinzu kommt., dass nun auch der Iran nach Aufhebung vieler Sanktionen wohl wieder massiv an den Weltmarkt zurückkehren wird. Und die Intimfeinde Saudi-Arabien und Iran werden wohl kaum bei den Förderquoten kooperieren.

 

Sonder-Konjunkturprogramm schafft neue Kauf-Gelegenheiten

Was bedeutet das letztlich für Sie als Anleger? Zwar sollten Sie durchaus den Druck sehen und bei Ihren Dispositionen mit einrechnen, der durch die konjunkturellen Anpassungen in China auf die Nachfrageseite wirkt. Doch letztlich dürfte der Ölpreis-Crash viel mehr Ergebnis der Spannungen zwischen den erdöl-produzierenden Ländern selbst sein. Was auch die aktuellen Marktprognosen bestätigen würde, dass mit Preisen von sogar unter 10 Dollar je Fass noch zu rechnen sein könnte.

Das würde zwar den Notenbanken beim Erreichen ihrer Inflationsziele erhebliches Kopfzerbrechen bereiten. Doch für die Volkswirtschaften allgemein und die Unternehmen im Speziellen bedeuten niedrige und niedrigste Energiepreise natürlich ein Sonder-Konjunkturprogramm. Wenn sich diese Einschätzung am Markt durchsetzt, werden wir auch wieder eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung erleben. Also: Halten Sie weiterhin Ihr Pulver trocken, die Einstiegschancen sollten bald wieder kommen.

Mit besten Grüßen

Ihr Redaktionsteam „Wirtschaft-Vertraulich“, aus der Redaktion des Deutschen Wirtschaftsbriefs

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