Schock für Immobilieneigentümer und -investoren

© PANORAMO.de / Fotolia.com

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Vor wenigen Tagen noch konnten Immobilieneigentümer oder solche, die es werden wollten, von einem funktionierenden Immobilienmarkt träumen. Wenn Sie durch Wohngebiete streifen, sehen Sie, dass überall gewerkelt, angebaut und neugebaut wird. Der Immobilienboom hält an – so sah es jedenfalls aus. Die deutsche Regierungspolitik hat hier aber auf die Bremse getreten.

Bekommen Sie noch einen Kredit?

Vor einigen Monaten noch haben Sie bei Banken die Kredite für gute Immobilien ohne Widerstand bekommen. Die niedrigen Zinsen und die Unmengen an Geld, die bei Banken schlummern, haben Immobilienkredite aus Bankensicht fast zur Massenware verkommen lassen. Wer wollte, konnte bauen. So sah es aus.

Jetzt meldete die Sparkasse aus dem Rheinland, dass die Sparkassen in Deutschland im ersten Halbjahr 2016 insgesamt 8,9 % weniger Kredite zugesagt hatten als noch ein Jahr zuvor. Das ist ein gigantischer Rückgang, der nahelegt, dass der Immobilienboom rasch vorbei sein könnte. Andere Banken werden ähnliche Erlebnisse berichten.

Schuld? Die Politik

Schuld daran hat die Politik. Die wollte das Kreditdesaster aus den Jahren 2007 und 2008 unbedingt vermeiden und hat mit Wirkung vom März 2016 an eine Richtlinie erlassen, die für größere Sicherheit sorgen sollte.

Diese EU-Richtlinie musste die Politik in den einzelnen Staaten umsetzen, so zum Beispiel auch in Deutschland. Hier waren wir wieder besonders rigide. Banken und Sparkassen dürfen demnach solche Immobilien-Kredite nur noch an jene ausreichen, bei denen eine Rückzahlung sehr wahrscheinlich ist.

Das sind diejenigen, die hohe laufende Einnahmen haben und damit die Kredite jederzeit bedienen können sowie diejenigen, die noch zu Lebzeiten das Darlehen vollständig zurückzahlen können. Entscheidende Gruppen fallen damit aus.

Senioren und junge Paare kommen nicht mehr in Frage

Senioren ab 60 etwa können neue Kredite in vielen Fällen nicht mit Gewissheit zurückzahlen. Die Rente wird möglicherweise nicht ausreichen. Als Sicherheit steht dem eine Immobilie gegenüber – das aber reicht nicht. Die Folge wird sein, dass diese Personengruppe künftig gegebenfalls keine Immobilienkredite mehr erhält.

Die EU hatte genau dies aber mit einer Öffnungsklausel verhindern wollen. Wer den Kredit verwendet, um ein Haus zu bauen (und Immobilien nicht zu einer Kapitalanlage nutzt) oder zu renovieren, sollte den Kredit erhalten. Deutschland hat diese Öffnungsklausel nicht übernommen.

Dasselbe Dilemma haben junge Paare. Die können teilweise auf diese Weise die Re-Finanzierung nicht mehr garantieren. In der Folge erhalten Sie möglicherweise auch künftig keine Kredite mehr oder jedenfalls nur unter erschwerten Bedingungen.

Die Sparkassen-Zahlen zeigen: Die Richtlinie greift bereits. Der Kreditmarkt scheint auszutrocknen. Stellen Sie sich im Zweifel als Immobilieneigentümer auf härtere Zeiten ein. Die Preise könnten den Höhepunkt teilweise schon überschritten haben. Der Berliner Politik sei Dank.

 

 

Mit den besten Grüßen

Ihr

Redaktionsteam „Wirtschaft-Vertraulich“

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