So niedrig wie jetzt waren die Zinsen bei uns zuletzt im 19. Jahrhundert

So niedrig wie jetzt waren die Zinsen bei uns zuletzt im 19. Jahrhundert

2 % Teuerung sind nicht zu halten, räumt die Europäische Zentralbank ein. Es sei dennoch zu früh, bereits aus der lockeren Geldpolitik auszusteigen. Der Leitzins wird deshalb auf dem niedrigen Niveau von nur 1 % zementiert. Die Zeche dafür haben die Sparer zu zahlen.

Noch hält die hohe Arbeitslosigkeit im südlichen Euro-Raum die Inflation in der Euro-Zone in Schach. Die Probleme sorgen dafür, dass in vielen Staaten die Produktionskapazitäten bei Weitem nicht ausgelastet sind.

Das dämpft dort den Inflationsanstieg. In Deutschland dagegen sieht die Lage anders aus: 

Der hiesige Arbeitsmarkt boomt. Fachkräfte werden von vielen Unternehmen händeringend gesucht. Trotz der Staatsschuldenkrise und hoher Energiepreise stehen die Exporte vor einem neuen Rekordjahr. Die Gewerkschaften machen Druck. Lohnabschlüsse werden deutlich höher ausfallen als in Vorjahren.

Der öffentliche Dienst hat es vorexerziert. Die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale wächst. 

Das läuft darauf hinaus, dass wir in Deutschland eine höhere Inflation als Südländer haben werden. Ökonomen schätzen, dass der Norden der Euro-Zone gegenüber dem Süden um etwa 20 % unterbewertet ist. Über fünf Jahre gestreckt würde der Inflationsunterschied damit 4-%-Punkte betragen. Die Konsequenz: Die Vermögen der Deutschen würden damit weit stärker entwertet als die der meisten anderen Euro-Bürger.

Das ist der Preis für die Unterstützung des Schuldenabbaus in Europa. 

US-Ökonomen sprechen von finanzieller Repression. Sie begann 1945, um die US-Kriegsschulden abzubauen. Der Staat drängte die Versicherungen und Banken, seine Anleihen zu kaufen. Damit aber nicht genug: Konkurrierende Anlageformen wie Bankeinlagen wurden durch niedrige Zinsobergrenzen unattraktiv gemacht.

Auf Gold konnten die US-Bürger nicht setzen. Der Besitz war von 1933 bis Anfang der 70er-Jahre verboten. 

Schon jetzt hat die Schuldenkrise Anleger bei Investitionen in eine ungemütliche Situation gebracht. Es sieht nicht danach aus, dass sich die Anlageprobleme schon bald lösen könnten. Ganz im Gegenteil.

Es dürfte in den kommenden Jahren schwieriger werden, einem zunehmenden Wertverlust zu entgehen. 

Noch ist das Problem der Inflation nicht akut, auch wenn Sie als Sparer bereits an Kaufkraft verlieren. Es gilt jedoch, die weiteren Entwicklungen im Auge zu behalten und nicht in Anlagefallen zu tappen. Als die größten Fallen könnten sich zu lange Laufzeiten oder ein fehlender Börsenhandel erweisen. Ändert sich das Umfeld, sollten Sie in der Lage sein, darauf zügig zu reagieren. 

(Der Deutsche Wirtschaftsbrief 16/2012).

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