Spielen die Notenbanken den Weihnachtsmann für die Märkte?

© Gina Sanders / Fotolia.com

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

die neue Woche könnte für Sie als Investoren an der Börse die entscheidenden Impulse für die restlichen Handelswochen in diesem Jahr – und möglicherweise darüber hinaus – bringen. Denn es stehen gleich mehrere Hochkaräter auf dem Terminplan, wobei wir für Europa besonders einen Termin im Fokus behalten müssen.

Denn am Donnerstag tagt zum letzten Mal in diesem Jahr der EZB-Rat. Damit kommt genau das Gremium zusammen, das über die weitere Geldpolitik zu entscheiden hat. Im Vorfeld wurden diesbezüglich ja enorme Erwartungen geschürt.

Weil die Inflation weiterhin auf sehr niedrigem Niveau verharrt und immer wieder die Gefahr besteht, dass es zu wachstumsschädlichen disinflationären oder sogar deflationären Tendenzen (also fallende Preise) kommt, sieht sich die Europäische Zentralbank EZB aufgefordert, bei ihrer eigentlich schon ultra-lockeren Geldpolitik noch einmal nachzulegen.

 

Die Optionen einer europäischen Geldpolitik

In den vergangenen Wochen wurden dabei gleich mehrere Optionen diskutiert bzw. in Aussicht gestellt. Zum einen könnte die EZB das bereits laufende Anleihenkauf-Programm – Anleihenkäufe für rund 60 Mrd. Euro pro Monat – ausweiten. Dies sowohl zeitlich (bislang bis September 2016 begrenzt) oder im Gesamtvolumen.

Darüber hinaus wurde aber von EZB-Chef Draghi auch signalisiert, dass der bisher schon negative Einlagenzinssatz, zu dem Banken ihre Gelder bei der Zentralbank parken können, noch weiter abgesenkt werden könnte. Und als dritte Option wäre auch die Neuauflage eines milliardenschweren Tenders möglich, in dessen Rahmen sich Geschäftsbanken zu Niedrigstzinsen Geld leihen könnten.

 

EZB ist zum Handeln verdammt

Das alles steht unter dem Aspekt, die Banken mit so viel Geld auszustatten, dass sie das Kreditgeschäft mit Verbrauchern und Unternehmen ausbauen, damit Konsum und Investitionen ankurbeln, was zu Wirtschaftswachstum und höheren Marktpreisen (sprich Inflation) führen soll. Denn Inflation im volkswirtschaftlich vernünftigem Rahmen (das EZB-Ziel liegt bei 2% per annum) bedeutet letztlich steigende Unternehmensgewinne und damit ein höheres Volksvermögen.

Nach den jüngsten Äußerungen kann es sich die EZB nicht leisten, hier einen Rückzieher zu machen. Ansonsten würde sie zur Gänze ihre Glaubwürdigkeit verlieren. Was im Übrigen auch auf die amerikanische Notenbank zutrifft, die am 16. Dezember nochmals tagt. Denn auch hier wurden zuletzt große Erwartungen geschürt, dass es auf der dann stattfindenden Sitzung zum Beschluss kommt, erstmals seit sechs Jahren die Zinsen wieder zu erhöhen.

 

US-Notenbank wird auf neue Daten reagieren müssen

Wobei die neue Börsenwoche zwei wichtige Argumente liefern könnte. Denn zum einen wird am Dienstag der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe November veröffentlicht, der mit einem Indexstand von – gegenüber dem Vormonat – leicht verbesserten 50,5 Punkten eine weiterhin robuste Expansion der US-Wirtschaft signalisieren soll. Zum anderen wird es zum Wochenabschluss den Arbeitsmarktbericht für November geben. Auch hier ist mit soliden Zahlen zu rechnen.

Wobei gilt: Auch wenn die Fed tatsächlich den ersten Zinsschritt nach oben macht, dürfte die Möglichkeit einer amerikanischen Weihnachtsrallye weiterhin sehr groß sein. Was am Ende auch für Europa gilt, wo die Voraussetzungen dafür noch besser sind. Bleiben Sie entsprechend aktiv.

Mit besten Grüßen

Ihr Redaktionsteam „Wirtschaft-Vertraulich“, aus der Redaktion des Deutschen Wirtschaftsbriefs

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