Stimmt Deutschland den neuen Griechen-Krediten zu?

© Digipic / Fotolia.com

© Digipic / Fotolia.com

Aus dem aktuellen kostenlosen Newsletter

“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

Europa stolpert sehenden Auges in eine Transferunion. Wenn Sie in den letzten Wochen und Monaten besonders das Gezerre um eine finanzielle Rettung Griechenlands verfolgt haben, dürfte diese Erkenntnis keine große Überraschung für Sie sein. Allenfalls das plötzlich mögliche Tempo, das bei den Verhandlungen zwischen Athen und seinen Gläubigern an den Tag gelegt wurde, überraschte.

Aber wir glauben, dass die griechische Regierung, nachdem sie ihren großen Bluff verloren hatte, sowieso zu allem Ja und Amen sagen würde. In der Gewissheit, nie für entsprechende Verletzungen haftbar gemacht zu werden. Aber seien wir ehrlich: Das Thema Haftung kommt den Rettungs-Europäern vom Schlag Merkel, Hollande, Juncker etc. sowieso nicht in den Sinn.

 

Das dritte Hilfspaket für Athen wird kommen

In der neuen Woche steht nun das an, was aus unserer Sicht sowohl ökonomisch als politisch falsch ist: Das dritte Hilfspaket für Griechenland wird beschlossen. Zwar überschlägt sich die hiesige Presse mit Schlagzeilen und Analysen, dass ein nicht unerheblicher Teil der CDU-Bundestagsabgeordneten dagegen stimmen könnte, wenn über das erreichte Verhandlungsergebnis am Mittwoch im Bundestag abgestimmt wird.

Doch eine Mehrheit dafür ist schon jetzt absehbar. Und auch in den anderen Ländern, wo die Parlamente zustimmen müssen, dürfte die Sachlage relativ eindeutig sein. Finnland ist in dieser Hinsicht schon geklärt, jetzt fehlen noch Portugal und Estland. Einzig der kleine baltische Staat gilt jetzt als möglicher Wackelkandidat, doch selbst ein Nein der Balten würde die Freigabe der neuen Rettungsmilliarden wohl kaum verhindern. Denn dann würden die Euro-Regierungschefs sicher noch eine Umgehungsmöglichkeit finden.

 

Kommt der IWF mit an Bord?

Letztlich gibt es beim ganzen Thema nur noch eine wirkliche Unbekannte: Den Internationalen Währungsfonds IWF. Dieser fordert für seine weitere Teilnahme an den Griechenland-Krediten einen Schuldenschnitt, um die Schuldentragfähigkeit des Mittelmeerlandes nachhaltig wieder zu verbessern.

Die Euro-Politiker inklusive Frau Merkel zeigen sich dieser Idee gegenüber inzwischen durchaus offen, nur um den IWF wieder an Bord zu holen. Allerdings soll der Schuldenschnitt nicht so heißen, sondern es soll „nur“ um weitere Laufzeitverlängerungen und Zinssenkungen gehen.

Realistisch betrachtet: Die aktuellen Griechen-Schulden sollen auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben werden, um den Weg frei zu machen für neue Schulden. Und ob Athen in 50 oder 100 Jahren die Schulden zurückzahlt, interessiert einen heute aktiven Politiker nun wirklich nicht.

 

Anleger dürften sich vorerst freuen

Wird das dritte Rettungspaket in Kraft gesetzt, dürfte das auf eine positive Resonanz am Markt stoßen. Denn dann haben die Anleger einen Krisenherd vorläufig weniger. Erst im Oktober dürfte dann das Thema Griechenland in größerem Umfang wieder aufs Tapet kommen, weil dann die Fortschritte bei den Reformen überprüft werden sollen. Bis dahin ist aber nach der Rechnung der Börse viel Zeit, um andere Impulse aufzunehmen.

Konkret bedeutet das für Sie als Anleger: In der neuen Börsenwoche dürften erst einmal die positiven Einflüsse überwiegen. Zumal nach den jüngsten Kursverlusten wieder etwas Platz für Schnäppchenkäufe geschafft wurde. Wir bleiben allerdings bei unserer grundsätzlichen Empfehlung, vor allem dividendenstarke Titel zu suchen, die gegen weitere Schwankungen besser gewappnet sein dürften.

Mit besten Grüßen

Ihr Redaktionsteam „Wirtschaft-Vertraulich“, aus der Redaktion des Deutschen Wirtschaftsbriefs

Kommentare sind nicht erlaubt.