Telekombranche: Hoher Konsolidierungsdruck

Telekombranche unter hohem Konsolidierungsdruck

Telekombranche unter hohem Konsolidierungsdruck

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

der diesjährige Frühsommer ist an der Börse ein Frühsommer der Mega-Übernahmen. Wenn Sie in den letzten Wochen die Wirtschaftszeitungen aufschlugen, konnten Sie es schwarz auf weiß lesen. Gerade in Schlüsselbranchen wie Pharma, Telekommunikation oder Industrie gehen die Großen auf Einkaufstour.

Letztes prominentes Beispiel dafür: Der Übernahmekampf zwischen dem US-Giganten General Electric und der deutschen Siemens um die französische Alstom.

Eine Branche, in der die jüngsten Übernahmen gleich unter das Stichwort „Neuordnung“ gestellt werden können, ist die europäische Telekombranche. Der Druck in Richtung weiterer Übernahmen und Zusammenschlüsse folgt aus der Kundennachfrage.

Denn immer mehr Telekom-Kunden wollen nicht für jede Anwendung – ob Mobilfunk, Festnetz oder Internet – einen eigenen Vertrag oder sogar Anbieter, sondern suchen gezielt nach gebündelten Angeboten.

 

Telekommarkt ist noch zersplittert

Das stellt die Telekomunternehmen vor entsprechende Herausforderungen. Denn noch ist der Telekommarkt in Europa sehr zersplittert. So gibt es innerhalb der europäischen Union immer noch rund 100 Festnetz- und Mobilfunkanbieter.

Zwar hat sich in Europa inzwischen ein Führungstrio herausgebildet. So bringen es die Deutsche Telekom, die spanische Telefonica und die britische Vodafone jeweils auf rund 55 bis 60 Mrd. Euro Umsatz pro Jahr. Das sind im Schnitt rund ein Drittel mehr als die schon deutlich abgeschlagene Nummer 4, die französische Orange (die ehemalige France Telecom).

Dennoch sind auch die Marktführer im Zugzwang, weiter zuzukaufen, um entsprechende kombinierte Angebote an die Kunden unterbreiten zu können. Hinzu kommt: Investitionen in Telekomnetze sind teuer. So lohnen sich solche Investitionen auch nur, wenn die Unternehmen daraus Skaleneffekte und entsprechende Renditen erwarten können.

 

Politischer Druck

Doch gerade die großen Firmen werden auch von der Politik unter Druck gesetzt, mehr in den Ausbau der Netze, insbesondere der für den Internetverkehr wichtigen Breitbandnetze, zu investieren. Damit ist der Weg zu weiteren Übernahmen in der Branche geradezu politisch vorgezeichnet.

Das können Sie auch an der Agenda der letzten Wochen und Monate ablesen. Ein kleiner Auszug:

–       Die spanische Telefonica will ihre deutsche Tochter O2 mit E-Plus verschmelzen.

–       In Frankreich kauft der Kabelbetreiber Numericable die Vivendi-Telekomtochter SFR

–       Hutchison Whampoa will in Irland den dortigen O2-Ableger kaufen.

–       Vodafone kaufte in Spanien den dortigen größten Kabelkonzern Ono.

Deutsche Telekom als Nachzügler

Wer momentan in der Riege fehlt, ist die Deutsche Telekom. Was nicht von ungefähr kommt. Denn noch müssen die Bonner das leidige Thema T-Mobile USA abarbeiten. Das bindet momentan noch Ressourcen.

Aber man erhofft sich, dass durch die gestiegene Marktkapitalisierung der Tochter am Ende über einen Verkauf viele Milliarden Euro hereinkommen, die dann zum Netzausbau und zur Expansion genutzt werden können.

Mein Fazit: Auf Jahre dürfte der europäische Telekommarkt heiß umkämpft bleiben. Das eröffnet allerdings spekulativ eingestellten Anlegern interessante Investment-Optionen. Wobei auch nicht zu vergessen ist, dass sich die Telekomunternehmen die Gunst der Aktionäre mit weiterhin überdurchschnittlichen Dividendenrenditen erkaufen.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“

Bildnachweis: Gevestor

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