Turbulenzen am Aktienmarkt: Jetzt kaufen oder verkaufen?

Kurs-Turbulenzen an der Börse: Sollten Sie jetzt verkaufen oder nachkaufen?

Kurs-Turbulenzen an der Börse: Sollten Sie jetzt verkaufen oder nachkaufen?

Aus dem aktuellen kostenlosen Newsletter

“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

nach den Kursverlusten der letzten Tage haben Sie sich als Anleger sicher auch schon gefragt: Soll ich jetzt besser alles verkaufen oder die Rückschläge aussitzen, vielleicht sogar nachkaufen? Mein Vorschlag: Schauen wir uns zum Wochenauftakt doch erst einmal den Rahmen an, der die Börsentendenz in den kommenden Tagen bestimmen könnte.

 

Thema 1: Die geopolitische Lage

Zwar lautet ein altbekanntes Börsensprichwort, dass politische Börsen kurze Beine, also eine kurze Lebensdauer haben. Doch die Fülle der Probleme und Risiken kann selbst der größte Optimist nicht übersehen. Die Krise in der Ukraine lässt das Verhältnis von Russland und den westlichen Ländern immer mehr erkalten. Selbst Drohungen wie im Kalten Krieg (Stichwort Erdgaspreise) sind nicht mehr tabu.

Gleichzeitig brennt es im Nahen Osten an allen Ecken und Enden. Israel, der Gazastreifen, Syrien, Irak – Überall herrscht Krieg. Und es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich bestimmte Ansteckungsszenarien auch für andere Länder der Region auszumalen, wenn es vor allem die religiösen Extremisten darauf anlegen. Aufgrund der Bedeutung der Region für den weltweiten Ölbedarf wäre eine Ausweitung der Konflikte fatal für die globale Wirtschaft.

 

Thema 2: Die Ökonomie

Amerika konnte sich dieser Tage dank eines Wachstumssprungs im 2. Quartal mit breiter Brust präsentieren. Was aber der Börse nicht half. Denn daraus ziehen die Anleger gleich die Konsequenz, dass die US-Notenbank früher als bislang gedacht die Zinsen erhöhen könnte. Was über die Verteuerung von Unternehmenskrediten zu einer Belastung insbesondere des Aktienmarktes werden könnte.

Auf der anderen Seite des Atlantiks ein geradezu spiegelverkehrtes Bild. Denn in Europa regiert weiterhin im Durchschnitt eine Wachstumsschwäche. Zwar heizt das die Phantasie der Investoren an, dass die EZB die Zinsen nochmals lockert oder anderweitig Liquidität in den Markt bringt.

Doch im Gegenzug fürchten sich die Börsianer vor einer Neuauflage der Euro-Krise. Dies, weil in Portugal eine Bank wegen der Pleite ihres Großaktionärs in Bedrängnis geraten ist. Aktuell wird die betroffene Banco Esperito Santo zwar mit knapp 5 Mrd. Euro gerettet. Doch die Anleger haben Angst, dass sich daraus eine Ansteckungsgefahr für andere Institute ergibt.

 

Thema 3: Die Bewertung

In den vergangenen Monaten waren die Bewertungen von Aktien und Indizes am Anschlag. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 13 lag bspw. der DAX durchgängig am oberen Ende seines 5-Jahres-Durchschnitts. Und das bei fast historisch tiefer Volatilität als Gradmesser für das Risiko bzw. die Schwankungsanfälligkeit der Kurse im Markt. Doch wenn das Risiko von Kursschwankungen sinkt, nehmen auch die Chancen ab. Und das könnte Anleger dazu bringen, im großen Stil auszusteigen und damit für einen Kursrutsch zu sorgen.

 

Kaufen oder verkaufen?

Die Gewinnmitnahmen der letzten Tage haben einen Vorgeschmack geliefert, was in solch einem geschilderten Umfeld passieren kann. Wobei wir uns noch in einer Konsolidierungsphase befinden dürften, wenn man als Bezugsprunkt den seit 2011 bestehenden Aufwärtstrend nimmt.

Aber es wird immer gefährlicher. Denn Börse lebt von positiven Überraschungen und Wachstumsphantasien. Doch diese sind trotz einer gut verlaufenden Quartalsberichtssaison derzeit eher Mangelware. Deshalb mein Rat:

  1. Sichern Sie alle Ihre Positionen weiterhin mit Stopp-Loss ab.
  2. Nutzen Sie Kurserholungen, um besonders risikoreiche Positionen zu reduzieren.
  3. Schaffen Sie dadurch Liquidität, um bei der nächsten Aufwärtsphase (meiner Schätzung nach spätestens im Oktober) wieder handlungsfähig zu sein.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“

Bildnachweis: Gevestor

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