US-Schuldenkrise – Auf Herabstufung folgt weltweite Angst vor Rezession
AA+ – so lautete am vergangenen Freitag das Urteil der Ratingagentur Standard & Poor’s für die Supermacht USA. Damit verloren die Amerikaner die Bestnote AAA für ihre Bonität. Für Barak Obama ein Schlag ins Gesicht.
In seiner Rede am Montag als Reaktion auf die Herabstufung zeigte er sich zwar zuversichtlich und beteuerte, dass die Wirtschafts- und Finanzprobleme unmittelbar zu lösen seien, doch sein Beruhigungsversuch scheint bislang erfolglos.
Wenn das Wörtchen, wenn nicht wäre…
Als Bedingung für die Lösungen schnellen Lösungen der Finanz- und Wirtschaftsprobleme sieht der US-Präsident einen parteiübergreifend politischen Willen. Doch wie schwer sich der Kongress einigt und notwendige Schritte nur sehr langsam gemeinsam gegangen werden, hat die Endlos-Diskussion zum Schuldenkompromiss der vergangenen Wochen gezeigt.
Die darin getroffene Einigung auf Einsparungen in Höhe von 2,1 Billionen Euro reichte Standard & Poor’s allerdings nicht aus. Mindestens vier Billionen hält S&P für erforderlich.
Die Folgen der Herabstufung auf AA+ – Börse bricht zusammen
Die Herabstufung der einst mächtigsten Volkswirtschaft der Welt hat vor allem eines ausgelöst: Angst.
Der hohe Schuldenberg der USA von 14,3 Billionen Dollar, ein sehr geringes Wirtschaftswachstum, was schätzungsweise gerade mal die 2 % erreichen wird und eine Arbeitslosigkeit von über 9 % tragen ebenfalls dazu bei, dass die Angst vor einer erneuten Rezession enorm groß ist.
EU-Chef Barroso wirkt dieser nicht gerade entgegen. Der aufkommenden Unsicherheit ist bei zahlreichen Investoren fast Panik gefolgt. Das ist durchaus nicht ungewollt. So hat Barroso mit seiner öffentlichen Forderung der Aufstockung des Rettungsfonds an die EU, Angstmacherei betrieben, um Merkel und andere unter Druck zu setzen.
Auch beim Schulden-Deal in Washington wurden die Parlamentarier mit Angst unter Druck gesetzt. Komme keine Einigung zustande, würde das die Finanzkrise von 2008/2009 noch in den Schatten stellen. Die Ängste sind auch nach der Einigung geblieben und haben zum aktuellen Desaster beigetragen.
Die unmittelbare Folge war der Zusammenbruch der Börse am Montag. Alle drei großen US-Indizes verloren mehr als fünf Prozent. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 5,6 Prozent tiefer auf 10 809 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 sackte um 6,7 Prozent auf 1119 Zähler ab – der größte Verlust nach Prozenten seit Dezember 2008. Eine Erholung ist noch nicht in Sicht. Der Negativtrend schwappte auch auf die asiatische Börse über und die Kurse purzelten.
Dr. Erhard Liemen warnt vor Panik-Reaktionen
Nach Einschätzung von Dr. Erhard Liemen ist die Massenflucht der Anleger als Reaktion auf die Herabstufung übertrieben. Kein Mensch interessiere sich derzeit noch dafür, dass die Weltwirtschaft auch nächstes Jahr wachsen wird. Auch wenn die Gewinne der Unternehmen zurückgehen, dürften die meisten noch schwarze Zahlen schreiben.
Ähnlich sieht das auch Wirtschaftsweise Peter Bofinger. Er sieht für die aktuelle Talfahrt an den Börsen keinen rationalen Grund. Ein solcher Kurssturz sei durch die fundamentalen Daten der Volkswirtschaft nicht gerechtfertigt. So Bofinger in der „Neuen Westfälischen“. Als Triebfeder sieht er das Herdenverhalten der Anleger. Der wesentliche Grund für die jetzige Krise sei, dass die „Staaten die Folgen der Immobilien- und Finanzkrise ausbaden mussten“, sagte Bofinger.
Weltweite Folgen der US-Krise
Klar ist: Die USA sind nicht alleine betroffen. Die EU-Krisenländer Griechenland, Spanien, Irland und Portugal sind kurz vor einer Rezession oder schon drin. Sogar in China ist ein enormer Abschwung der Wirtschaft zu erwarten.
Zudem könnten die Finanzierungskosten des Staates für Amerika ansteigen, denn durch die Abwertung können Investoren höhere Zinsen auf US-Staatspapiere verlangen. Ein dadurch möglicher allgemeiner Zinsanstieg erhöht demzufolge auch die Kosten für die Kreditaufnahme von Verbrauchern und Unternehmen, was wiederum zu einem Rückgang des Wirtschaftswachstums führt.
Auch an Deutschland könnte die Krise nicht spurlos vorbeigehen. Noch stehen die Exportpläne in den Auftragsbüchern. Wird die amerikanische Wirtschaft weiter gedämpft und somit Importe geringer, könnte das auch eine Folge auf die bislang positive Entwicklung in Deutschland mit sich bringen.
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