Warum die EZB die schwache Inflation bekämpfen muss

Angekündigte Deflations-Bekämpfung durch EZB treibt Börsen an

Angekündigte Deflations-Bekämpfung durch EZB treibt Börsen an

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

zum Schluss der vergangenen Woche konnte an den Börsen in Europa fast schon von Euphorie gesprochen werden. Vielleicht haben Sie das auch für den einen oder anderen Kauf genutzt und das war auch richtig getimt. Denn die positive Tendenz dürfte noch eine Weile anhalten. Der Grund ist relativ einfach gefunden.

Denn es war der Chef der Europäischen Zentralbank höchstpersönlich, der für das freitägliche Kursfeuerwerk sorgte. Denn Mario Draghi erklärte auf einem Banken-Kongress, dass die EZB bereitstünde, die derzeit schwache Inflation in der Euro-Zone mit allen Mitteln anzuheizen.

Im Klartext bedeutet das: Die Zentralbank wird im Zweifel weitere Programme auflegen, um Geld in das Finanzsystem zu schleusen und damit die Teuerung (weil durch Überangebot Geldentwertung stattfindet) anzufachen.

Warum ist das so wichtig? In Gesprächen mit Lesern kommt immer wieder die Frage auf, warum wir alle ein Interesse an einer zumindest moderaten Inflation haben müssen. Um das relativ kurz noch einmal einzuordnen: Inflation bedeutet in der wirtschaftlichen Praxis vor allem, dass ein ausgewählter Korb an Waren und Dienstleistungen an Geldwert gewinnt.

 

Warum eine moderate Inflation gut und wichtig ist

Aus solchen Preissteigerungen ziehen die Unternehmen höhere Umsätze und Gewinne und damit die Möglichkeit, wieder zu investieren. Gleichzeitig wird die Nachfrage angekurbelt, weil die Verbraucher ja damit rechnen müssen, dass bei einer aufgeschobenen Kaufentscheidung mehr bezahlt werden muss. So wird letztlich nicht nur der Geldkreislauf am Leben erhalten, sondern eben Wachstum und damit volkswirtschaftliches Vermögen produziert.

Eine geringe Inflation bremst solche Wachstumsimpulse aus. Und eine Deflation sorgt sogar dafür, dass es zu einer Schrumpfung der Wirtschaftsaktivitäten kommt. Denn wenn Unternehmen und Verbraucher ökonomisch rational handeln, warten sie bei fallenden Preisen natürlich mit ihrer Kauf- oder Investitionsentscheidung ab und sorgen so für eine Abwärtsspirale bei den Preisen.

 

Deflation ist nur schwer zu bekämpfen

Das Problem dabei: Um aus einer ausgeprägten Deflation herauszukommen, gibt es nach gängiger Meinung nur das Mittel, die Märkte mit Geld zu überschwemmen. Doch wie viel es sein darf, um am Ende nicht die völlige Umkehr hin zu einer Hyper-Inflation zu riskieren, dafür gibt es keine Lehr-Formel. Deshalb auch die bisher doch eher zögerliche Herangehensweise der EZB.

Da diese bislang nicht den erhofften Effekt brachte, versucht es die Zentralbank nun mit immer größeren Tranchen. Ob die am Ende helfen werden, bleibt abzuwarten. Aber sie senden eben ein wichtiges Signal an die Börse: Die Geldpolitik steht bereit, etwas zu versuchen. Und das reicht offenbar aktuell aus, um die Börsen weiter nach oben zu hieven.

Mein Fazit: Als Anleger bekommen Sie weitere Kauf-Gelegenheiten serviert, die am Ende sogar in eine schöne Weihnachts- bzw. Jahresend-Rallye münden könnten. Entsprechend können Sie derzeit am Markt auf der Käuferseite aktiv bleiben. Allerdings dabei nie die Absicherung gegen überraschende Verluste vergessen.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller
Chefredakteur: “Wirtschaft-vertraulich” und “www.deutscher-wirtschaftsbrief.de”

Bildnachweis: Gevestor

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