Was Golf über die Wirtschaft sagen kann

Praktische Indikatoren für Wirtschaftsprognosen

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Haben Sie schon einmal Golf gespielt? Wenn nicht, sollten Sie es unbedingt einmal versuchen. Wenn Sie schon auf einer Runde waren oder diesen Sport regelmäßig ausüben, wissen Sie: Die Zeiten, wo Golf als elitärer Sport galt, sind wohl endgültig vorüber.

Das trifft noch mehr auf Amerika zu. Denn dort ist Golf schon seit vielen Jahren ein echter Breitensport. Doch Golf kann nicht nur ein netter und sportlicher Zeitvertreib sein. Es ist eine Milliardenindustrie aus Immobilien, Bauwirtschaft, Konsum und Dienstleistungen.

 

Golf als Konjunkturindikator?

Kein Wunder, dass Golf auch von Marktexperten gern als Indikator dafür genommen wird, wie es der gesamten Wirtschaft geht oder gehen wird.

Gerade die Amerikaner lieben solche Vergleiche. Nicht umsonst kommen von dort mach abstrus erscheinenden Indikatoren wie der Big-Mac-Index (Kaufkraftparität), der Lippenstift-Index (Verbrauchervertrauen) oder Super Bowl Index (Marktrichtung im kommenden Jahr).

Auch wenn der eine oder andere Indikator so seine inhaltlichen Schwächen hat – ein Quäntchen Wahrheit kann hier oftmals gefunden werden.

So auch beim Golf. Quasi auf einem Haufen finden Sie hier gleich mehrere praktische Umsetzungen von sonst eher trockenen Wirtschaftsdaten.

 

Erstes Beispiel: Immobilienmarkt

In Amerika gibt es nicht wenige Pensionäre, die sich im Alter Häuser auf Golfplätzen kaufen. Denn so haben sie einen schönen offenen Ausblick und viel Grün drum herum. Und sie müssen nicht mal unbedingt Golf spielen.

Letztlich ist das nichts anderes als die Umsetzung des Konjunkturindikators „Verkäufe bestehender Häuser“.

 

Zweites Beispiel: Konsum

Geht es der Wirtschaft besser, greifen auch die Golfer tiefer in die Tasche. Neue Handschuhe, Schläger, Bekleidung oder Golfbags – das Angebot ist riesig.

Außerdem werden mehr Golfreisen gebucht oder Green Fees (Platzgebühren) bezahlt. Besser kann die Verbraucherstimmung nicht dargestellt werden.

 

Drittes Beispiel: Hausbau

Wenn mehr Golf gespielt wird und die Einnahmen sprudeln, steigt auch der Wert der Grundstücke und werden mehr Golfplätze und Häuser drumherum gebaut – Stichwort Hausbaubeginne und Immobilienpreise.

Dass ein Zusammenhang zwischen der Lage in der Golf-Branche und der gesamten Wirtschaft besteht, konnte bereits in den letzten Jahrzehnten nachgewiesen werden. So zeigten sich vor allem direkte Zusammenhänge zwischen Arbeitslosenzahlen und Golfmitgliedschaften. Auch die Schwäche des Immobilienmarktes hinterließ ihre Spuren auf den Golfplätzen und sorgte dafür, dass etliche von ihnen schließen mussten.

 

Milliardenschwere Industrie mit Einfluss

Dass Golf selbst einen großen Einfluss auf andere Wirtschaftsbereiche hat, kann an den Umsatzzahlen abgelesen werden. So setze die US-Golfbranche 2011 rund 69 Mrd. Dollar um. Das war doppelt so viel wie bei Baseball, Basketball, Football und Hockey zusammen. Nimmt man die direkten Auswirkungen auf andere Branchen noch hinzu, kam man auf rund 177 Mrd. Dollar Gesamtumsatz.

Entsprechend erfreut wird wahrgenommen, dass einerseits seit letztem Jahr wieder mehr Golfer unterwegs sind. Andererseits haben noch stärker die daraus generierten Umsätze zugenommen. Geht es also nach der Golfbranche, dürfte Amerika ein weiterer Konjunkturaufschwung ins Haus stehen.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“

Bildnachweis: Gevestor

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