Was steckt hinter dem Sell-off der vergangenen Woche?

Märkte sind abgestürzt: Warum?

Märkte sind abgestürzt: Warum?

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Haben Sie sich auch am Freitag verwundert die Augen gerieben, was in die Märkte gefahren ist? Eben noch Optimismus auf breiter Front und plötzlich ein Krisen-Szenario nach dem anderen. Die Frage, die ich nun aber für Sie versuche zu beantworten, ist die nach der Dauerhaftigkeit der jüngsten Kursverluste.

Ist das tatsächlich der Einstieg in eine größere Markt-Korrektur oder nur ein reinigendes Gewitter, um die zuvor schon arg überspannten Aktien-Bewertungen ein Stück wieder zu normalisieren und Platz für neue Kaufgelegenheiten zu schaffen?

 

Neue Krise in den Schwellenländern?

Sehen wir doch gemeinsam auf die Gründe, die zu dem Sell-off führten. Ganz oben auf der „Angst-Agenda“ der Anleger stehen die Schwellenländer. Deren Lage ist in der Tat kritisch. So hat die Türkei eine veritable politische, soziale und letztlich dadurch auch Währungs-Krise. Argentinien geht es ebenfalls deutlich schlechter.

Das auslösende Moment für die Ängste der Investoren zu den weiteren Wachstumsaussichten in den Schwellenländern bildet aber China, dessen jüngste Konjunkturdaten hinter den Erwartungen zurückblieben.

 

Erwartungen an China sind überzogen

Keine Frage: China bleibt derzeit hinter seinem Wachstumspotenzial zurück. Das strahlt natürlich auch auf andere Volkswirtschaften und Unternehmen aus, die inzwischen einen großen Teil ihrer Geschäfte im und mit dem Reich der Mitte machen. Doch scheinen mir viele Analysten hinsichtlich der Beurteilung der chinesischen Wachstumszahlen immer noch der Vergangenheit verhaftet.

Dabei ist längst klar: Allein schon durch die zunehmende Reduzierung von Basiseffekten kann China schlicht nicht mehr an alte Wachstumsdaten wie 9 oder 10% anknüpfen. An der Börse ist das eigentlich auch eingepreist. Denn wichtige chinesische Indizes wie der Hang Seng oder der CSI 300 werden nur mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen von 8 bis 10 bewertet, deutlich unter den Werten europäischer und amerikanischer Indizes.

Aus diesen Zusammenhängen nun eine fundamentale Krise Chinas und gleich aller Schwellenländer zu konstruieren, halte ich schon für sehr forsch.

 

Strafft die US-Notenbank tatsächlich ihre Geldpolitik?

Was auch für das zweite Thema gilt: Denn passend zu den Diskussionen der letzten Tage über das noch mögliche Marktpotenzial erinnern sich die Anleger auch wieder an die „Straffung“ der Geldpolitik in den USA.

Sie erinnern sich: Die Notenbank hatte vor Weihnachten ihre bisherigen Anleihenkäufe am Markt um 10 Mrd. Dollar (um knapp 12%) monatlich gekürzt. Wohl gemerkt: Sie nimmt dem Markt keine Liquidität weg, sondern gibt ihm nur nicht mehr so viel wie vorher.

Daraus wird eben jetzt eine für die Konjunktur und die Märkte gefährliche Straffung mit steigenden Marktzinsen konstruiert.

 

Vorsichtig bleiben und auf Trendumkehr warten

Mit diesen konstruierten Verkaufsgründen lassen sich gut einfache Gewinnmitnahmen nach einer – zugegeben langen – Rallye kaschieren. Für Sie als Anleger ist das aber eine wichtige Erkenntnis. Denn aus solchen Begründungen heraus können sich auch schnell wieder Kehrtwenden ergeben.

Für Sie ist jetzt wichtig, bestehende Positionen vor weiteren Kursverlusten abzusichern. Mussten Sie schon verkaufen, halten Sie Ihr Geld parat und warten darauf, bis sich der Markt wieder stabilisiert.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“

Bildnachweis: Gevestor

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