Wie gefährlich sind Chinas Börsen für die globalen Aktienmärkte?

© Videowokart / Fotolia.com

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

am Montag dieser Woche zeigten wir Ihnen auf, dass es gute Gründe gibt, auf eine Fortsetzung der Silvesterrallye an den europäischen und amerikanischen Börsen zu hoffen. Doch scheint dieses Urteil vor dem Hintergrund neuer Börsenturbulenzen an den chinesischen Börsen auf den ersten Blick verfrüht.

Doch wenn Sie mit uns gemeinsam in die Materie eintauchen, werden Sie sehen, dass aus den aktuellen Crash-Szenarien, die allerorten skizziert werden, schnell nur ein Sturm im Wasserglas werden könnte, der an den positiven Gesamt-Perspektiven für die Märkte nichts ändern wird.

Konkret: Dass es am Montag und auch am heutigen Donnerstag zu einem frühzeitigen Abbruch des Börsenhandels in China gekommen war, lag in erster Linie an einer neuen Regulierung, die seit Jahresanfang gilt. Denn wenn der Markt um mehr als 7% fällt, muss der Handel für den betreffenden Tag abgebrochen werden. Der Grundgedanke hinter dieser neuen Regel war, dass solche starken Minus-Ergebnisse darauf hinweisen, dass irgendetwas Ungewöhnliches passiert ist.

 

Warum die neuen Handelsregeln in China Teil des Problems sind

Dabei haben die Chinesen quasi als „Vorstopper“ die Marke von minus 5% ausgewählt, nach der es erst einmal eine 15-minütige Handelspause geben muss. Das Problem: So sinnvoll diese Regel grundsätzlich erscheinen mag, so sehr läuft sie doch an den Gepflogenheiten der chinesischen Börse vorbei. Denn ist es keine Seltenheit, dass der chinesische Markt im Frühhandel starke Verluste zeigt, die oftmals im weiteren Handelsverlauf wieder aufgeholt werden. Diese berüchtigte Volatilität war ja auch der Auslöser, warum die neuen Regeln aufgestellt wurden.

Doch die chinesischen Anleger reagieren eben anders als gedacht. Denn war die 15-Minuten-Pause nach dem Erreichen der 5%-Schwelle als Gelegenheit gedacht, um die Gemüter zu beruhigen, verkaufen die Anleger nun erst recht, weil sie ja damit rechnen müssen, dass der Handel nach kurzer Zeit schnell abgebrochen werden könnte. Und es ist nun mal bekannt: An Chinas Börsen geben nicht die fundamental orientierten Langfrist-Investoren den Ton an, sondern die kurzfristig, fast nur auf die Charttechnik achtenden „Spekulanten“.

 

Anleger befürchten weitere Verkaufswellen

Dass es in dieser ersten Börsenwoche aber besonders schlecht läuft, hat noch einen anderen Grund. Denn am Freitag läuft eine Verkaufssperre für Großinvestoren aus. Diese halbjährige Sperre war nach den Turbulenzen im vergangenen Sommer festgelegt worden und betraf Anleger, die mehr als 5% an einem Unternehmen halten.

Viele Anleger nehmen nun an, dass die betroffenen Investoren das Auslaufen der Sperre zum Verkaufen nutzen und wollen dem entsprechend mit eigenen Aktienverkäufen vorgreifen. Hier schaukeln sich die Anleger entsprechend gegenseitig hoch.

Unter dem Strich: Chinas Börsen sind mehr Kasino als Kapitalmarkt. Was man auch daran ablesen kann, dass die dortigen Turbulenzen eigentlich kaum Einfluss auf die Realwirtschaft haben. Diese hat zwar durchaus ihre Probleme, doch das sollte kaum zur Begründung reichen, warum nun auch die anderen Börsen in Europa und Amerika dauerhaft in die Knie gehen sollten.

Entsprechend empfehlen wir: Sichern Sie Ihre Positionen ab und sitzen Sie die Turbulenzen, so weit es geht, aus. Wir rechnen damit, dass es in Kürze sehr spannende Gelegenheiten für neue Käufe geben wird.

Mit besten Grüßen

Ihr Redaktionsteam „Wirtschaft-Vertraulich“, aus der Redaktion des Deutschen Wirtschaftsbriefs

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