Woche der Entscheidung: Die US-Notenbank muss Farbe bekennen

© Gina Sanders / Fotolia.com

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

als Kapitalanleger werden wir gemeinsam am Ende dieser Woche alle ein großes Stück schlauer sein. Zumindest, wenn es um die Bewertung der Geldpolitik der US-Notenbank Fed geht. Denn diese wird am Donnerstag, nachdem man sich im Kreis des so genannten Offenmarktausschusses getroffen hat, vor die Presse treten und erklären, ob sie denn nun wirklich in die nächste Zinserhöhungsphase eintritt oder doch noch abwartet.

Für Spannung und Gesprächsstoff ist also reichlich gesorgt. Zumal in den vergangenen Wochen keine eindeutigen Signale aus den Reihen der US-Notenbank gesendet wurden. Was daran liegt, dass die Argumente für und wider eine Zinsanhebung gleichermaßen ins Gewicht fallen.

 

Höhere Zinsen sind fundamental überfällig

Klar ist: Die fundamentalen Daten Amerikas würden deutlich höhere Zinsen rechtfertigen. Der Arbeitsmarkt ist robust, mit einer zuletzt gemeldeten Arbeitslosenquote von nur noch 5,1% läuft man sogar auf eine theoretische Vollbeschäftigung zu.

Die Wachstumsdaten, die es zuletzt gab, sprechen ebenfalls eine robuste Sprache. Leitzinsen von mindestens 2 bis 3% wären in den früheren Jahrzehnten bei solch einem Umfeld mehr als üblich gewesen.

 

Stoppen globale Krisenherde die Zinswende?

Auf der anderen Seite hat sich aber auch das globale „Klima“ in den vergangenen Monaten überraschend eingetrübt. Zu nennen wären da die anhaltenden Auseinandersetzungen mit Russland, aber vor allem die unerwartete Schwäche Chinas mit all ihren Einflüssen auf andere Märkte.

Und wir haben es Ende der 90er Jahre erlebt, damals mit dem fast schon legendären Fed-Chef Alan Greenspan, dass die US-Notenbank auch vor eigentlich gewollten Zinserhöhungen zurückschreckt, wenn es in der Welt riskante Krisenherde gibt (damals die Asien- und Russland-Krise).

Deshalb glaubt derzeit auch nur ein Viertel der befragten Analysten, dass die Fed in dieser Woche die Zinsen anheben wird. Vor wenigen Monaten war umgedreht nur ein Viertel der Meinung, dass sie es nicht tun wird.

 

Wie der Markt reagieren könnte

Je nachdem, was in dieser Woche nun aus Washington kommt, dürfte es im Markt entsprechende Interpretationsversuche geben. Der wohl optimistischste: Die Fed macht einen kleinen Zinsschritt (erwartet 0,50%) und signalisiert damit, dass sie trotz der vorhandenen Risiken alles für beherrschbar hält.

Da der Markt grundsätzlich solche Leitzinsen schon längst in den Benchmarks wie beispielsweise den Renditen der US-Staatsanleihen eingepreist hat, dürfte die Reaktion, wenn sie überhaupt negativ ausfällt, nur von sehr kurzer Dauer sein.

Wartet die US-Notenbank doch noch weiter ab, sendet sie damit ein sehr negatives Signal, da sie die Lage für kritischer einschätzt. Die mögliche Erleichterung an der Börse, dass es noch keine Zinswende gibt, dürfte damit nicht kommen und der Druck auf die Kurse erneut zunehmen.

 

Defensiv bleiben

Fazit: Bevor hier nicht mehr Klarheit herrscht, sollten Sie sich weiterhin mit neuen Aktienkäufen zurückhalten. Zumal die schon vorhandene Schwankungsbreite wohl noch dem Markt erhalten bleibt. Allenfalls sehr selektive Käufe bei ausgesprochen guter Nachrichtenlage der Unternehmen wären empfehlenswert.

Mit besten Grüßen

Ihr Redaktionsteam „Wirtschaft-Vertraulich“, aus der Redaktion des Deutschen Wirtschaftsbriefs

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